Herr Mittelmeier, wie ordnen Sie den Stellenwert von Social Media Marketing in Österreich im internationalen Vergleich ein?
Andreas Mittelmeier: Ich bin der Meinung, dass wir in Österreich mittlerweile den internationalen Vergleich nicht mehr scheuen müssen. Die Unternehmen, die auf Social Media Marketing setzen, machen das zu einem großen Teil mit viel Kreativität und Umsetzungsstärke. Auch in den Unternehmen selbst ist es angekommen, dass Social Media Marketing ein relevanter Teil des Unternehmens-Marketings ist. Die Zeiten in denen ein Student bzw. eine Studentin in den Ferien Social Media Channels von Unternehmen betreut hat, sind vorbei. Hier sind nun definitiv Profis am Werk.
Welche Entwicklungen und Trends fallen Ihnen als Experte besonders auf?
Mittelmeier: Immer mehr österreichische Unternehmen entdecken die Business-Plattform LinkedIn für sich. Nicht nur im und für das B2B-Marketing. Wirtschaftsmedien sind dort genauso aktiv wie Corporates und KMU. Es geht um Positionierung, um Employer Branding, Job-Ausschreibungen, Insights aus den Unternehmen, Business relevante Updates u.v.m. Ein weiterer Trend geht zu TikTok. Auch hier werden immer mehr rot-weiß-rote Unternehmen aktiv und positionieren sich auf dieser im Vergleich noch jungen Plattform – organisch als auch per Paid Content.
Welches heimische Projekt rund um Social Media Marketing betrachten Sie als Vorzeigeprojekt?
Mittelmeier: Es gibt ganz viele spannende Projekte und Umsetzungen. Über welche Aktion ich zuletzt wirklich schmunzeln musste, war der vermeintliche „Beef“ zwischen den Wiener Linien und der Badner Bahn. Zum Launch des TikTok-Channels der Wiener Linien gab es ein „böses“ Video in Richtung Badner Bahn, die dann natürlich umgehend darauf reagierte. Mit Kreativität und Augenzwinkern lässt sich auf Social Media einiges erreichen. Beide Videos haben jeweils weit mehr als 200.000 Views und so ziemlich alle Medien haben darüber berichtet. Mission accomplished!
Welches internationale Projekt ist Ihnen in den vergangenen Monaten aufgefallen?
Mittelmeier: Klare Antwort: Der Kauf von Twitter durch Elon Musk. Man kann zu ihm stehen wie man möchte, aber sein „Social Media Marketing“ ist schon sehr stark, wenn auch sehr speziell. Er kommuniziert ja ausschließlich über Twitter. Seit Jahren war Twitter nicht mehr so omnipräsent wie es das derzeit ist. Erste Daten zeigen auch, dass die aktive Nutzung wieder stark zugenommen hat. Ob das ein Hype ist oder nachhaltig, werden wir in den kommenden Monaten wissen.
Welchen schnell umsetzbaren Tipp in Sachen Social Media Marketing können Sie für Marketingverantwortliche in Unternehmen empfehlen?
Mittelmeier: „Schnell“ geht auf Social Media gar nichts. Dieser Eindruck täuscht. Tatsächlich braucht es Zeit für regelmäßige Analysen und Auswertungen. Etwa was die Performance der Channels und des Contents angeht. Redaktionspläne müssen erstellt und laufend angepasst und situativ adaptiert werden. Und das Wichtigste: Social Media Marketing erfordert Kreativität und laufend neue Ideen in der Umsetzung.
Dieses Interview mit Andreas Mittelmeier (Social Competence – Digital Consulting) ist Teil einer Interviewserie mit Mitgliedern des MCÖ Digital Marketing Experts Pool in Kooperation mit Internet World Austria. Stephan Kreissler, Gründer der Digital Agenturen AdsThatWork und Digitalisten, ist Initiator und Leiter des neuen Pools der Digital Marketing Expertinnen und Experten. Er wird unterstützt von Harald Rametsteiner, Leiter des berufsbegleitenden Masterlehrgangs Digital Marketing.