Ich weiß nicht, ob Sie Sepp Schellhorn schon einmal begegnet sind. Der Salzburger Hotelier und Ex-Neos-Nationalratsabgeordnete wirkt stets ein wenig gehetzt, dabei aber auch immer entspannt und freundlich. Jedenfalls aber sehr authentisch.
Genau so tritt Schellhorn auch in seinen Instagram-Videos „Sepp, was machst du?“ auf. Der Gastronom präsentiert sich darin meist ein bisschen gehetzt, oft ziemlich verschwitzt – eine Hotelküche hat eben wenig Gemeinsamkeiten mit einem klimatisierten Cooling-Room. Die Videos wirken durch die Bank sympathisch, freundlich und vor allem authentisch. Stets mit einem Augenzwinkern. Immer auch ein bisschen lehrreich, aber nicht belehrend. Mit viel Selbstironie und Humor. Natürlich auch eine bisschen Werbung in eigener Sache. Aber nie selbstgefällig. Ganz klar personenzentriert, aber alles andere als eine Personality-Show. Dafür oft auch mit einem Seitenblick auf andere. Auf MitarbeiterInnen, Helfer, Lehrlinge – mitunter sogar in anderen Betrieben. Immer wieder blitzt auch Schellhorns soziales Engagement durch. Da macht dann der Sepp gar nichts, sondern zum Beispiel der Sifat.
So einfach kann Social Media sein
„Sepp, was machst du?“ ist Social Media at its best. Sicherlich eines der erfreulichsten österreichischen Beispiele, wie ein Social Media-Auftritt spannend, interessant und vergnüglich umgesetzt werden kann und gleichzeitig auch Werbung für ein Unternehmen macht. Vielleicht aus dieser Sicht sogar der beste Social Media-Auftritt des Landes.
“Sepp, was machst du?” – hier abrufbar – findet sogar schon Nachahmer. Da heißt es dann “Chef, was machst du?“, der Sepp wird durch einen Franz oder Fritz ersetzt. Allerdings meilenweit von Schellhorns Kurz-Auftritten entfernt, längst nicht so gut wie das Original.
„Oh man, ich habe mich einfach verfahren und ich bin falsch abgebogen. Und … ich bin bei Dehner gelandet. Was mache ich denn jetzt?“ springt es mich unvermittelt in den Facebook-Reels an: Klischeebeladen. Ideenlos. Platt. Uninspiriert. Dumm. Ohne jeden Witz. Halbprofessionell auf unprofessionell getrimmt. Denn das scheinbare Selfie-Video der etwas einfältigen Darstellerin wird am Schluss noch von einem deutlich, werblich wirkenden Gegenschuss abgerundet, in dem die „Dehner-Tussi” mit einem Einkaufswagerl durchs Bild flitzt. Natürlich vor einem Dehner-Laden. Einen Link erspare ich Ihnen in diesem Fall.
Das ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Kein privates Social Media-Video, aber schon gar nicht ein Werbevideo. Bestenfalls gemacht, um auch in den Social Media-Kanälen präsent zu sein. Vielleicht mit der höchst unberechtigten Hoffnung verbunden, einen viralen Hit zu landen. Doch allein die zahlreichen eindeutig zweideutigen und vielfach die Darstellerin beleidigenden User-Kommentare unter dem Video zeugen von dessen Qualität. Schrecklich.