Herr Almer, wo sehen Sie die Stärken von Goldbach im österreichischen Markt?
Josef Almer: Wir feiern nächstes Jahr hier in Österreich unser 20-jähriges Jubiläum, sind also kein ganz junges Unternehmen mehr. Inzwischen hat sich Goldbach am Markt gut etabliert, doch angefangen haben auch wir als „kleines Pflänzchen“. Der Market Entry erfolgte in der klassischen Online-Vermarktung, damals haben als einer der ersten in Österreich begonnen, Websites und Online-Werbeträger zu aggregieren. Sprich Angebote zu bündeln und so versucht, Werbekunden oder auch Agenturen das Leben leichter zu machen, weil sie eine breite Palette an Websites bei uns buchen konnten und nicht verschiedene Anbieter abklappern und einzelne Angebote einholen mussten. Diese Logik haben wir sukzessive in andere Mediengattungen übergeführt, zuerst TV, danach in die digitale Außenwerbung und zuletzt in den Bereich Advanced TV.
Welche Ziele haben Sie für Goldbach Austria bis 2025?
Almer: Da sind wir dann 23 Jahre alt. Jung, dynamisch und zugleich auch schon gesettelt. Ich glaube tatsächlich, dass wir mittlerweile ein solides Unternehmen sind, das hier in Österreich seine Position gefunden hat. Unser Bestreben ist es nun, diese gute Position weiter auszubauen. In der Online und Digital-out-of-Home-Vermarktung ist uns schon gelungen, eine gewisse Marktgröße und damit Relevanz zu erreichen. Die wollen wir weiter ausbauen und dabei aber auch nicht den Spaß an den neuen Herausforderungen verlieren. Das ist es auch, was uns schon immer ausgezeichnet hat. Auch, wenn wir als Unternehmen kontinuierlich wachsen und damit die MitarbeiterInnen-Anzahl steigt, wollen wir ein junges dynamisches Team bleiben, das schnell auf Trends reagieren kann. Diesbezüglich können wir natürlich auch auf unsere Schwesterunternehmen im DACH Raum zurückgreifen und uns bei interessanten neuen Projekten gegenseitig unterstützen bzw. diese in der DACH Region gemeinsam ausrollen. Ein Beispiel ist etwa die exklusive Kooperation mit Samsung im Bereich Smart TV. Die Zugehörigkeit zur Goldbach und damit TX Gruppe hilft uns natürlich in unserer Positionierung als ernstzunehmender Vermarktungspartner. Bei allem was wir tun, ist unser Ziel immer, die Werbebotschaften zur richtigen Zeit am richtigen Ort über entsprechende Devices der passenden Zielgruppe auszuspielen und damit zum Kampagnenerfolg unserer Kunden beizutragen. Hat der Werbekunde Erfolg, möchte er längerfristig mit uns zusammenarbeiten – somit ist das auch ein Erfolg für uns und unsere Portfoliopartner. Das ist unsere Mission, die wird sich nicht ändern.
Besonders das Thema Digital Marketing Trends wird ja oft bei der DMEXCO thematisiert. Welche von den dort diskutierten Trends würden Sie als zukunftsträchtig erachten und weshalb?
Almer: Wenn ein neues Thema aufkommt, ist es zuerst immer sehr im Trend. Jeder redet darüber, dann lässt die Begeisterung wieder ein bisschen nach, denn oft fehlen die – erfolgreichen – Use Cases, einfach weil der Markt noch nicht so weit ist. Jeder möchte Innovationen vorweisen, doch schlussendlich entscheiden sich dann 9 von 10 für „machen wir doch lieber was wir schon immer gemacht haben“, denn hier weiß man, dass es funktioniert hat. Ausreichend „Experimentier-Spielgeld“ für laufende Innovationen haben einfach die wenigsten Unternehmen. Ich weiß nicht, ob das heute Thema war, aber ein konkretes Beispiel fällt mir dazu ein, nämlich „Augmented Reality“. Das war auch eine Zeitlang ein heiß-gehandeltes Buzzword, aber für die Nutzung durch die breite Masse fehlt irgendwie der Use Case, denn es läuft nicht jeder mit einer Brille oder mit dauerndem Blick aufs Handy herum. Also ist es mehr oder weniger eine Spielerei, es fehlt einfach die Praxistauglichkeit für die breite Masse und damit der Nutzen für die werbetreibende Wirtschaft. Gute Use Cases entwickeln sich oft erst mit der Zeit.
Im Zuge der DMEXCO 2021 war Streaming bzw. Streamingzahlen, die aufgrund der Pandemie steigen, ein großes Thema. Was bedeutet das für Werbung?
Almer: Was heißt einerseits lineares Fernsehen und was heißt auf der anderen Seite Streaming? Das sind Welten, die aus meiner Sicht immer mehr verschmelzen, denn es werden ja auch die klassischen Fernsehinhalte immer mehr per Streams konsumiert. Das heißt das Programm wird nicht mehr im linearen Fernsehen konsumiert, sondern entweder zeitversetzt oder in Mediatheken oder auch über spezielle Plattformen und Apps, wie zum Beispiel pluto.tv oder Zappen. Dort ist ein gewisses Portfolio an TV-Sendern abrufbar. Auf der anderen Seite ist klar, dass manche Zielgruppen immer schwerer oder gar nicht mehr über lineares Fernsehen erreichbar sind. Diese kann man mit seiner Marke dann über Streaming-Angebote erreichen. Hier hat Goldbach bereits DAZN im Vermarktungsportfolio. DAZN ist ein klassisches „AVOD”, also ein „Advertising based video on demand” Angebot. Werbetechnisch gibt es im Connected TV Bereich viele Möglichkeiten, Zielgruppen zu erreichen, zum Beispiel mit sogenannten „SmartTV Ads“. KundeInnen können bei uns etwa exklusiv auf Samsung, LG und Philips-Fernsehgeräten – das sind in Summe fast 80 Prozent Marktanteil in Österreich – Werbung schalten. Wenn man seinen Smart TV (dieser drei Hersteller) einschaltet, wird zuerst unten die Leiste mit den einzelnen Apps eingeblendet. Egal, ob man DAZN, Netflix, Amazon oder klassisches lineares Programm auf dem Fernseher anschauen will, sieht man immer zuerst diese Navigationsleiste unten. Und genau hier können wir Werbung ausspielen. Der Werbekunde erhält quasi die „First Impression“ jedes Zuschauers unabhängig davon, was er oder sie im Anschluss ansehen will.
Internet World Austria berichtete in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Sebastian Bosek und Julia Fraberger geführt.