Sie sind seit April 2022 „Head of Digital Communications & Content“ bei A1. Wie schaut ein typischer Arbeitsalltag in Ihrer Position aus?
Rut Morawetz: Es schaut kein Tag aus wie der andere. Meine ersten Aufgaben waren bis jetzt die Leute und die Themen, die sie bewegen, kennenzulernen. Ich habe ein Team von 15 Personen, die sehr fachliche ExpertInnen sind, denen ich vertraue und mich darauf verlassen kann, dass sie ihre Aufgaben fachlich gut erledigen und ich mich somit auf Personalthemen, die Weiterentwicklung, das Empowerment konzentrieren kann. Es gibt viele Meetings, Fixtermine, Jour Fixe. Es ist somit viel Arbeit mit Menschen.
Diversität war ein sehr präsentes Thema bei der DMEXCO. Inwiefern wird dies bei A1 bereits umgesetzt und wie tragen Sie in Ihrer Position dazu bei?
Morawetz: Als Frau und Führungskraft ist es schon ein schönes Zeichen, dass man die Stelle in weibliche Hände gibt. Es gibt eine Person, die für Diversitätsthemen zuständig ist. Es gibt z.B. ein Frauennetzwerk und LGBTQ+ Netzwerk seit 15 oder 20 Jahren im Unternehmen und diese werden immer größer und treten mehr in den Vordergrund. Wir haben als ein technisches Unternehmen sehr viele Männer. Im Mai war z.B. die MINTchanger:in Veranstaltung. Da geht es darum Mädchen und Frauen für technische Berufe zu begeistern. Wir haben auch einen Töchter-Tag, da werden die Töchter durch das Unternehmen geführt, es wird ihnen gezeigt, was für Möglichkeiten es gibt und welche Berufe man bei uns ergreifen kann, dass man eben keine Angst hat vor technischen Berufen.
Werden in Zukunft auch noch digitalen Kampagnen geplant, um auf das Diversitätsthema noch weiter aufmerksam zu machen?
Morawetz: Wir haben den digitalen Campus. Das ist eine Ausbildungsstätte, wo sich Kinder für Kurse anmelden können, die kostenlos sind. Das heißt wir bieten Ausbildungen in die Richtung für Kinder aber auch Senioren an. Wie gehe ich mit der Digitalisierung um? Wie kann ich es für mich nutzen? Wie benutze ich einen Computer? Es gibt einiges an Maßnahmen, die bereits gemacht werden. Wir haben jetzt auch begonnen unter dieser Verantwortung für Österreich, diese Inhalte zu kommunizieren. Wir sind gerade dabei auszuarbeiten, in welcher Intensität das passieren soll, ob es dazu Kampagnen geben soll.
Ist A1 bereits an einem Punkt angekommen, wo Sie sagen, Sie sind zufrieden mit dem, was Sie leisten oder können Sie sich vorstellen noch mehr auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam zu machen?
Morawetz: Wir wissen jetzt, es geht immer besser. Wir haben uns als Ziel gesetzt, dass wir sogar Energie einspeisen können, dass wir weniger brauchen oder mehr zur Verfügung haben als wir brauchen. Es ist auch so, dass es technisch und von den Innovationen her jedes Jahr neue Möglichkeiten gibt, da kann man nie stehen bleiben. Wir sind dabei zu schauen, welche Neuerungen uns auch weiterbringen. Wir haben auch viele Servicekräfte, die mit dem Auto unterwegs sind, da wird geschaut, dass zu E‑Autos gewechselt wird. Wir machen was möglich ist, denn es macht ja auch keinen Sinn, Autos jetzt einfach nur auszutauschen, weil gerade die E‑Autos das bessere Image haben.
Sie haben 2016 einen Blogbeitrag über die GenZ verfasst und damals haben Sie gestartet mit den Worten: „Die Generation Z ist für mich noch ein Mysterium, denn sie ist noch zu jung, um konkrete Aussagen über sie zu treffen.“ Was sehen Sie als die größten Unterschiede zwischen der GenZ und den Vorgänger Generationen?
Morawetz: Damals hat man angenommen, dass die GenZ zu der Generation davor, wieder ein bisschen mehr Eingrenzung, Ansagen, Regeln und Sinnhaftigkeit braucht. Die Gen Y wurde oft im Sinne „Ich bin da und alle warten auf mich“ gesehen. Ich glaube, dass die GenZ jetzt ein bisschen zurückfällt in die Realität, die es jetzt auch hart getroffen hat durch die ganzen Krisen. Es ist keine heile Welt, das wissen die Jungen sehr gut. Man muss schauen, dass sie wissen, warum Dinge passieren, dass man das gut erklärt. Ich würde das jetzt gar nicht so der GenZ als Generation zusprechen, sondern einfach dem Alter, in dem sie sich gerade befinden. Denn auch sie werden irgendwann einmal Eltern sein, auch sie werden irgendwann einmal vor Aufgaben stehen, die anders sind. Man merkt schon, dass die Ansprüche oder die Erwartungen an einen Job von jungen Leuten andere sind, als es für die Generationen davor war.
Wie versuchen Sie denn die jungen Menschen, sprich die Generation Z, anzusprechen und zu überzeugen?
Morawetz: Überzeugen glaub ich kann man sie nicht. Wenn, dann kann man ihnen Argumente liefern bzw. Insights bieten, sodass sie ihre eigene Meinung bilden können. Ich glaube nicht, dass man ihnen sagen kann, was sie denken sollen. Wir müssen darauf schauen, wie wir sie erreichen, über klassische Kommunikation wird das immer schwieriger. Wir müssen wissen, wo sie sich bewegen, welche Kommunikationskanäle sie nutzen und dort präsent sein. Zur Zeit prüfen wir, wie wir auf TikTok oder BeReal präsent sein können.
Sie haben gerade gesagt BeReal. Wie stellen Sie sich das denn konkret vor?
Morawetz: Da überlegen wir noch. Die Idee fehlt noch ein bisschen, aber wir haben eine Social Media-Abteilung und die Ideen könnten schon sein, dass wir auch die jungen Leute zu Wort kommen lassen in unserem Unternehmen. Man müsste sich eine Strategie überlegen, welche Inhalte dorthin passen, z.B. Wie schaut ein Tag aus und man könnte dann den Account weiterreichen an verschiedene MitarbeiterInnen.
Wir haben auf Ihrem LinkedIn Profil gesehen, dass sie vor drei Monaten nach einem Gesicht für den TikTok Kanal für A1 gesucht haben. Wie weit sind Sie schon in dem Prozess und warum hat A1 bisher noch keinen TikTok Kanal geführt?
Morawetz: Ich finde es gar nicht schlecht, dass wir ein bisschen gewartet haben, denn der Kanal ändert sich. Wir beobachten jetzt auch Unternehmensseiten, wie die damit umgehen. Es gibt Dinge, wo ich nicht genau weiß, wie das dann für die Marke und für das Unternehmen funktionieren kann. Wir machen Dinge aus Freude, aber wir haben Ziele, die wir auch erfüllen müssen. Einfach nur so TikTok machen ist nicht drin. Wir wollen schon etwas damit bewirken. Wir überlegen ganz genau, wie wir das angehen, damit wir der Community auch einen Mehrwert bieten.
Gibt einen ungefähren Zeitraum, wo die Veröffentlichung von diesem Kanal geplant ist?
Morwetz: Nein, diese Deadline haben wir uns noch nicht gesetzt, weil es noch interne Herausforderungen gibt. Wie gehen wir mit einem Presenter um? Können wir das als Team stemmen? Es geht erstmal darum, rundherum alles klarzumachen. Man hat nur die eine Möglichkeit loszulegen und das wollen wir gut machen. Wenn wir jetzt noch zwei Monate brauchen, wird das auch egal sein.
Wie stellen Sie sich den Content von A1 auf TikTok vor? In Richtung Information oder Unterhaltung?
Morawetz: Ich glaube, es wird eine gemischte Form werden. Wir haben uns schon Gedanken darüber gemacht, aber wir haben einfach viele Themen, die wir kommunizieren können. Ob jetzt aus technischer Sicht oder aus der Usability. Wie nutze ich die Technologien? Wie funktioniert diese? Welche Berufsfelder gibt es bei uns? Wir wollen auch zeigen, dass wir cool sind. Unsere Abteilung ist recht jung und wir sind offen für alle Neuigkeiten, wollen Neues probieren, experimentieren und Innovationen leben. Um diese Themen sollte es jedenfalls gehen. Wir wollen vermitteln, dass A1 Spaß und auch die Themen versteht.
Internet World Austria berichtete in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten über Rut Morawetz von A1. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Julia Kuchelmair und Leona Schleicher geführt.