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Rosa Mätzler, Digital Account Director und Social Media Lead bei Ketchum:" Content ist King. Oder auch: Content ist Queen."

Rosa Mätzler, Ketchum: „Der Algorithmus belohnt kontinuierliche Präsenz.”

Rosa Mätzler gründete mit 21 Jahren eine Social Media Agentur und ist heute Digital Account Director und Social Media Lead bei Ketchum. Im Interview spricht sie über Meilensteine, Trends und die Herausforderungen.

Stellen Sie sich vor, Ihre Laufbahn im digitalen Marketing wäre eine Reise. Welches Reiseziel würden Sie als Ihre bisher wichtigste Station bezeichnen?

Rosa Mätzler: Die bisher wichtigste Station war die Gründung meiner eigenen Social Media-Agentur „gamz n’roses“, als ich 21 war. Ich habe dabei viel von meinen Geschäftspartnerinnen gelernt und generell ist das Lernen von anderen Menschen für mich der prägendste Aspekt meiner Karriere.

Der Begriff „Social Media Burnout“ wird für Marken und deren Communities immer relevanter. Wie schaffen es Marken, eine gesunde Balance zwischen aktiver Präsenz und Überforderung der Zielgruppe zu finden? Welche Rolle spielt hierbei Ihre Agentur Ketchum in der Beratung von Unternehmen?

Mätzler: „Social Media Burnout“ lässt sich durch eine klare Strategie und regelmäßige Audits vermeiden. Wichtige Inhalte müssen priorisiert und der Algorithmus durch regelmäßiges Posten bedient werden. Ketchum unterstützt Unternehmen mit einem starken Analytics-Team und einer ganzheitlichen Kommunikationsstrategie.

Was sind Ihrer Meinung nach die häufigsten Fehler, die Marken bei der Nutzung von Social Media machen? Welche veralteten Ansätze sollten dringend überdacht werden?

Mätzler: Ein häufiger Fehler ist, dass Marken ihre traditionelle Markenpersönlichkeit aus anderen Medien direkt auf Social Media übertragen. Social Media erfordert jedoch eine eigene Kommunikationsstrategie, bei der Tonalität und Markenpersönlichkeit neu überdacht werden müssen, um gutes Community Management zu ermöglichen. Ein veralteter Ansatz ist auch das Denken, man müsse alles posten. Marken sollten nicht nur für sich selbst kommunizieren, sondern sich auch auf Inhalte konzentrieren, die bei der Zielgruppe gut ankommen.

Das Influencer Marketing unterliegt einem ständigen Wandel. Sind klassische Influencer-Kooperationen noch wirksam oder werden neue Strategien, wie z. B. verstärkt auf Micro- und Nano-InfluencerInnen zu setzen, zunehmend relevanter?

Mätzler: Der aktuelle Trend im Influencer-Marketing geht klar in Richtung Authentizität und Echtheit. InfluencerInnen verlieren an Glaubwürdigkeit, wenn sie für zu viele Marken werben. Es ist daher wichtig, genau zu prüfen, ob die InfluencerInnen gut zur Marke passen. Tools und Analysen helfen dabei, diesen Markenfit zu berechnen und zu prüfen, ob frühere Kooperationen mit konkurrierenden Marken bestanden. Besonders Mikro- und Nano-InfluencerInnen werden zunehmend relevanter, da sie kleinere, aber gezielt ansprechbare Zielgruppen haben und so Streuverluste minimiert werden können.

Kleine Marken haben oft begrenzte Budgets. Welche Strategien empfehlen Sie, um trotz dieser Einschränkungen erfolgreiches und authentisches Social Media Marketing zu betreiben?

Mätzler: Bei kleinen Budgets ist es wichtig, vor allem bei Werbeanzeigen gezielt zu sparen. Das bedeutet, nicht jeden Post zu sponsern, sondern sich auf Highlight-Posts zu konzentrieren oder mit einem geringen Budget eine Always-on-Kampagne zu fahren. Dabei sollte man die Zielgruppe möglichst klein und spezifisch halten, um das Budget effizient zu nutzen.

Gibt es aus Ihrer Sicht bestimmte Branchen oder Fälle, in denen Sie als Social Media Managerin von Social Media Marketing abraten würden?

Mätzler: Ich würde keiner bestimmten Branche generell von Social Media Marketing abraten, denn für jede gibt es passende Kanäle und Inhalte. Wichtig ist jedoch, dass man einen Social-Media-Kanal nur eröffnet, wenn man auch die Ressourcen hat, ihn regelmäßig zu betreuen. Ein inaktives Profil, wie etwa ein Instagram-Account mit dem letzten Beitrag von Weihnachten 2022, hinterlässt einen schlechten Eindruck bei potenziellen KundInnen. Wenn die Pflege nicht gewährleistet ist, würde ich davon abraten.

Sollten Marken auf bestehende Trends aufspringen oder eigene Wege gehen?

Mätzler: Einen eigenen Trend zu setzen, ist das Best-Case-Szenario, aber auch Glückssache. Marken sollten auf bestehende Trends aufspringen, wenn sie zur Identität passen, ohne sich dabei zu verbiegen. Eine gute Mischung aus eigenen Wegen und der Anpassung an relevante Trends ist entscheidend, da Social Media ein dynamisches Trendumfeld ist.

Wie sehen Sie die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Content-Erstellung und Kampagnenplanung Ihrer Agentur Ketchum?

Mätzler: Wir nutzen zunehmend KI für Kampagnen, wobei wir uns auch mit den unterschiedlichen Herangehensweisen auseinandersetzen: Entweder nutzen wir KI-generierte Bilder als solche oder streben nach einem realistischen Look. Letzteres kann jedoch schwierig sein, da es oft zu Unregelmäßigkeiten in den Bildern kommt. Insgesamt bietet KI enorme Chancen, wenn man sie effektiv kontrollieren und einsetzen kann. Wir unterstützen unsere MitarbeiterInnen darin, KI zu nutzen und den Umgang mit Prompts zu erlernen. Es ist jedoch wichtig, die eigene Kreativität und das Menschliche in den Prozess einzubringen, da KI emotionales und menschliches Verständnis noch nicht vollständig ersetzen kann.

Welche großen Veränderungen erwarten Sie im digitalen Marketing und Social Media in den nächsten 5 bis 10 Jahren, und wie sollten Agenturen ihre Unternehmen bereits heute auf diese Trends vorbereiten?

Mätzler: Es ist schwierig, sich auf zukünftige Trends im digitalen Marketing und Social Media vorzubereiten, da Veränderungen schnell und unerwartet eintreten können. Wichtig ist, Strukturen zu schaffen, die es ermöglichen, schnell auf Trends zu reagieren. Agenturen und Unternehmen sollten eine flexible Infrastruktur haben, um mit den sich ständig verändernden Plattformen und Tools Schritt zu halten. 

Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH. St Pölten. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Ella Neiger und Lena Krutzler geführt.

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