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Michaela Kreitmayer

Remote Work verändert Kultur und Kommunikation in Unternehmen

Laut dem aktuellen Hernstein Management Report hat das vermehrte Homeoffice aufgrund der Corona-Krise deutliche Auswirkungen auf die Unternehmenskultur sowie die Kommunikation.

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Der aktuelle Hernstein Management Report zum Thema „Auswirkungen von Remote Work auf die Unternehmenskultur“ zeigt deutlich: Neun von zehn Führungskräften meinen, dass Remote Work Spuren in der Unternehmenskultur hinterlässt, wobei Veränderungen eher kritisch gesehen werden. Viele Führungskräfte sind bestrebt, durch regelmäßige persönliche Kontakte mit den Mitarbeitenden die Beziehungsebene zu pflegen. Fast zwei Drittel geben an, dafür viel Zeit und Energie zu investieren. Eine Mehrheit von 29 Prozent meint, dass die informelle Kommunikation dennoch zu kurz kommt. Denn die Zusammenarbeit aus der Distanz erfordert strukturierte Abläufe, wie am Beispiel Videokonferenzen zu erkennen ist: Vier von zehn Unternehmen haben dafür klare Regeln. Dies wird von einer Mehrheit der Führungskräfte als notwendig angesehen, dennoch empfinden viele die virtuellen Meetings als anstrengender als persönliche. Besonders dann, wenn es um die Einführung neuer Mitarbeitender geht (Onboarding).

Mag.(FH) Michaela Kreitmayer, Leiterin des Hernstein Instituts für Management und Leadership: „Remote Work erfordert spezielle Kompetenzen. Einerseits braucht es besonders klare, sachbezogene Botschaften, da die kommunikativen Möglichkeiten, zum Beispiel im nonverbalen Bereich, eingeschränkt sind. Andererseits sind der Dialog auf personenbezogener Ebene und Empathie notwendig, um die Zusammenarbeit aus der Distanz nicht zur Zusammenarbeit auf Distanz werden zu lassen.“

Wie Remote Work die Unternehmenskultur beeinflusst

32 Prozent der österreichischen und deutschen Führungskräfte sehen starke Auswirkungen von Remote Work auf die Unternehmenskultur, 54 Prozent moderate – in Summe also fast neun von zehn Befragten. Besonders ausgeprägt ist diese Wahrnehmung unter Inhaberinnen und Inhabern von Unternehmen, unter denen 36 Prozent starke Effekte sehen. Die wahrgenommenen Veränderungen sind eher kritischer Natur: Zum Beispiel meinen 22 Prozent, dass es weniger persönliche Kontakte gibt, 19 Prozent orten geringeren Zusammenhalt im Team und 17 Prozent eine erschwerte Teamkoordination.

Kommunikation kommt zu kurz

Remote Work stellt hohe Anforderungen an die Kommunikation in den Teams. 64 Prozent der Führungskräfte meinen, dass sie gezielt in die Kommunikation mit dislozierten Mitarbeitenden investieren, zum Beispiel durch regelmäßige Telefon- und Videogespräche. Trotz aller Bemühungen sind 60 Prozent der Meinung, dass die informelle Kommunikation bei Remote Work zu kurz kommt. Diese Einschätzung ist unter Führungskräften 40+ mit 63 Prozent deutlich ausgeprägter, als unter ihren jüngeren Kolleginnen und Kollegen mit 54 Prozent.

Herausforderung: Onboarding

Besonders herausfordernd ist das Onboarding von neuen Mitarbeitenden. 28 Prozent der Führungskräfte geben an, dass Onboarding durch disloziertes Arbeiten viel schwieriger geworden ist, 41 Prozent etwas. Besonders spürbar ist diese Sichtweise in Österreich („viel schwieriger“: 31 Prozent; Deutschland: 26 Prozent). 21 Prozent der Unternehmen haben daher spezielle Maßnahmen, wie Online-Schulungen oder Einführungsvideos für das Onboarding implementiert. „Die Verbindung von Remote Work und Onboarding bedeutet, dass eine zwischenmenschliche Beziehung und Gesprächsbasis über digitale Medien aufgebaut werden muss. Solche Abläufe benötigen spezielle Konzepte und Trainings, um erfolgreich zu sein“, betont Kreitmayer.

Videokonferenzen: Das zentrale Tool der Remote Work-Ära

42 Prozent der Unternehmen haben ein spezifisches Regelwerk für Videokonferenzen, wobei die Verbreitung in Deutschland (45 Prozent) größer ist als in Österreich (38 Prozent). Als wichtigste Regel gilt die Einhaltung genau festgelegter Termine knapp gefolgt von der Definition der zulässigen, technischen Plattformen. Noch ein interessantes Detail: 22 Prozent der Unternehmen verfügen über einen Dresscode für Kundentermine per Video. Trotz oder gerade wegen dieser Regeln stimmen 27 Prozent der Führungskräfte voll zu, dass Videokonferenzen anstrengender sind als Präsenz-Meetings, weitere 29 Prozent eher. Diese Skepsis ist unter weiblichen Führungskräften („voll“: 32 Prozent) größer als unter ihren männlichen Kollegen („voll“: 25 Prozent).

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