Manisha Joshi, Business Director und Head of Diversity, Equity & Inclusion bei Ketchum und Nadia Arouri, Leiterin des People & Culture Consulting Teams bei PwC.
© Mila Zytka

Manisha Joshi, Business Director und Head of Diversity, Equity & Inclusion bei Ketchum und Nadia Arouri, Leiterin des People & Culture Consulting Teams bei PwC.

PwC-Studie: 60 Prozent wünschen sich mehr Vielfalt am Arbeitsplatz

PwC Österreich und Ketchum präsentieren die Studie „Wie wichtig ist Österreich Vielfalt am Arbeitsplatz?“. 58 Prozent wollen klarere Konzepte und Strategien für mehr Vielfalt am Arbeitsplatz.

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Österreich ist die Vielfalt am Arbeitsplatz wichtig – mehr noch, es ist ein entscheidender Faktor bei der Arbeitgeberwahl. Die Forderungen von Arbeitnehmenden nach mehr Diversität, Fairness und Inklusion am Arbeitsplatz werden lauter, jedoch mangelt es heimischen Unternehmen oftmals noch an klaren Konzepten und Strategien zur Umsetzung. Das zeigen die Kernergebnisse einer aktuellen Umfrage zur „Vielfalt am österreichischen Arbeitsmarkt“ von Kommunikationsagentur Ketchum und Beratungsunternehmen PwC Österreich. Die Studie wurde erstmals im Rahmen des WEconomy Diversity Leaders Exchange – Jahrestreffens präsentiert, der exklusiven Führungskräfte Veranstaltung mit rund 100 Diversity Leaders aus der WEconomy-Community, einer Initiative von und für österreichische Unternehmen zur Förderung von Vielfalt am Arbeitsplatz.

„Diversität und Inklusion in der Arbeitswelt sind heute weit mehr als ein ‚nice-to-have‘. Sie sind grundlegende Voraussetzungen für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg und denken wichtige gesellschaftliche Werte neu. Unsere Studienergebnisse verdeutlichen dabei auch klar die zunehmende Wahrnehmung und Bedeutung für Arbeitnehmende“, so Nadia Arouri, Leiterin des People & Culture Consulting Teams bei PwC Österreich.

„Die Themen Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion sind mittlerweile wichtige Entscheidungskriterien bei der Jobsuche geworden. Diversity Management steht bereits durch den Generations- und Wertewandel auf vielen Agenden. Den österreichischen Unternehmen fehlt es jedoch oftmals noch an passenden Strategien und auch an Mut zur Umsetzung. Vielfalt zu leben ist persönlich, kulturell, aber auch unternehmerisch ein voller Gewinn für alle“, so Manisha Joshi, Business Director und Head of Diversity, Equity & Inclusion bei Ketchum.

Vielfaltsförderung als wichtiger Aspekt bei der Jobauswahl 

Mehr Vielfalt innerhalb des Unternehmens wirkt sich auch auf die zukünftigen MitarbeiterInnen aus. Ob ein Unternehmen als potenzieller Arbeitgeber in Betracht gezogen wird, hängt für die Mehrheit der Befragten (60 Prozent) auch davon ab, ob sich dieses klar für mehr Vielfalt am Arbeitsplatz positioniert. Für Frauen ist die Vielfaltsförderung dabei deutlich wichtiger (65 Prozent) als für ihre männlichen Kollegen (55 Prozent), zudem ist das Thema vor allem für die unter 30-Jährigen von enormer Bedeutung (67 Prozent).

Dabei gibt sich mehr als die Hälfte (58 Prozent) der ÖsterreicherInnen nicht nur mit der Positionierung zufrieden, sondern wünscht sich klare Konzepte und Strategien zur Umsetzung der Vielfaltsförderung. Zudem bewerten sie die Attraktivität des Arbeitgebers auch anhand der Förderung von Menschen mit körperlichen Einschränkungen/ Beeinträchtigungen im Unternehmen. Für 69 Prozent der Befragten ist das ein bedeutender Aspekt in der Auswahl ihres Arbeitgebers. 

Forderungen nach klarer Positionierung gegen Rassismus 

Mehr als zwei Drittel der heimischen ArbeitnehmerInnen (68 Prozent) ist eine klare Unternehmenspositionierung gegen Rassismus wichtig. Besonders interessant ist, dass es hier keine großen Unterschiede im Alter oder Geschlecht gibt: 65 Prozent der Männer und 71 Prozent der Frauen sowie 68 Prozent der unter 30-Jährigen und 67 Prozent der 50 bis 59-Jährigen ist dies ein Bedürfnis. Für die Gruppe der unter 29-Jährigen (44 Prozent) hat hingegen die Förderung von nicht weißen Menschen (PoC – People of Color) einen hohen Stellenwert. Sie finden, dass diese zu wenig Unterstützung erfahren, wohingegen nur 15 Prozent der 50 bis 59-Jährigen genauso empfindet.
„Als Woman of Color freut es mich sehr, dass ÖsterreicherInnen eine klarere Positionierung gegen Rassismus fordern. Unternehmen müssen beginnen, Verantwortung zu übernehmen und Stellung zu beziehen. Das braucht den Mut und den Willen zur Veränderung. Vielfalt mit all ihren bunten Facetten ist keine Gefahr, sondern ein klarer Wettbewerbsvorteil“, meint Diversitätsexpertin Joshi.

Diskriminierung und Belästigung am Arbeitsplatz noch immer keine Ausnahme

41 Prozent der Befragten gaben an, bereits Diskriminierung oder Belästigung im Berufsleben erlebt oder mitbekommen zu haben. Davon waren 47 Prozent weiblich, 35 Prozent männlich. 14 Prozent wurden sogar schon einmal körperlich am Arbeitsplatz belästig. Insgesamt lässt sich erkennen, dass Diskriminierung und Belästigung im Berufsleben keine Seltenheit sind. Bei der Frauenförderung sind die Meinungen geschlechtsabhängig: 48 Prozent der weiblichen Befragten sind der Meinung, dass Frauen in ihrem Unternehmen zu wenig gefördert werden – nur 27 Prozent der Männer sehen das auch so. Andererseits finden 16 Prozent der Männer, dass Frauen zu viel gefördert werden. Nur ein Bruchteil der Frauen (2 Prozent) stimmt dem zu. 

Fast jede dritte Person wünscht sich mehr Vielfalt

Geht man von den Führungskräften eines Unternehmens aus, so lässt sich klar erkennen, dass diese noch immer mehrheitlich von weißen Männern besetzt sind: 81 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre nächsten Vorgesetzten männlich sind. Doch zeigt sich ein deutlicher Unterschied bei den Geschlechtern: Nur 19 Prozent der männlichen Befragten, jedoch mehr als doppelt so viele Frauen (44 Prozent), haben eine Frau als Vorgesetzte. Auch People of Color oder Menschen  mit Migrationshintergrund gibt es in der Führungsebene selten. 91 Prozent der Befragten geben an, dass ihre nächsten Vorgesetzten eine weiße Hautfarbe haben. Nur 10 Prozent der ÖsterreicherInnen arbeiten einer Person mit Migrationshintergrund zu. Die Umfrage zeigt aber, dass MitarbeiterInnen das Gegenteil erwarten: Vier von zehn Befragten (41Prozent) möchten, dass sich ihr Arbeitgeber aktiv für die Förderung von mehr Vielfalt und Inklusion im eigenen Unternehmen einsetzt. Aktuell erfüllen den Wunsch laut ArbeitnehmerInnen nur knapp ein Drittel (32 Prozent) der Unternehmen, indem sie Programme zur Förderung von Vielfalt und Inklusion anbieten.
„Die Menschen fordern ein ganzheitliches Diversitätsverständnis. Diversity Management auf eine oder zwei Diversitätsdimensionen zu reduzieren, beispielsweise Frauen und Behinderung ist wenig nachhaltig. Es ist an der Zeit, dass Chancengleichheit für ALLE keine leeren Worte bleibt, sondern gelebte Realität wird“, fordert PwC-Expertin Nadia Arouri abschließend. 

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