Wie ordnen Sie den Stellenwert von Community & Reputation Management in Österreich im internationalen Vergleich ein?
Peter Schiefer: In den Vorstandsetagen bzw. Bei Top-Entscheidern ist noch nicht angekommen, was für ein mächtiges Instrument ein gutes, funktionierendes Community & Reputation Management ist. Insbesondere für starke Marken, die beim Kunden eine hohe emotionale Bindung oder eine tägliche Interaktion erreichen, ist ein Community & Reputation-Management von Vorteil. Viele Unternehmen in Österreich unterschätzen hier noch die Kraft ihrer Marken und lassen Potenziale liegen.
Welche Entwicklungen und Trends fallen Ihnen als Experte besonders auf?
Schiefer: Ich blicke mit der Brille von großen Unternehmen und Marken auf das Thema und sehe mehr Mut zu Haltung im Community Management und auch mehr Offenheit für Diskurs. Technische Innovationen wie Automatisierung, KI machen zudem die Arbeit besser planbar.
Welches heimische Projekt rund um Community Management & Online Reputation betrachten Sie als Vorzeigeprojekt?
Schiefer: Abgesehen von Red Bull, welches in dem Bereich immer wieder neue Maßstäbe setzt, bin ich seit Langem ein Fan von Verkehrsbetrieben wie der ÖBB und der Wiener Linien, die es über Humor und klar Position immer wieder schaffen, schwierige Themen positiv zu lösen.
Welches internationale Projekt ist Ihnen in den vergangenen Monaten aufgefallen?
Schiefer: Ein Beispiel aus meiner Magenta-Vergangenheit, welches im Jahr 2023 in Deutschland auch den Grand Effie Award erhalten hat, war die Kampagne „Gegen Hass im Netz“, die wir international über mehrere Länder hinweg auch mit regional adaptierten Content Marketing Formaten umsetzen durften. Ich finde das besonders gelungen, weil es nicht nur Gänsehaut-Effekt hatte, sondern sehr viel positives Feedback von unterschiedlichen Seiten – von NGOs bis hin zu Werbemachern – gebracht hat.
Welchen schnell umsetzbaren Tipp können Sie für Marketingverantwortliche in Unternehmen empfehlen?
Schiefer: Social Media ist ein gutes Frühwarnsystem für viele Themen, von kleinen Prozessmängeln oder Service-Fehlern bis hin zu veritablen Krisen. Voraussetzung: Gutes Monitoring, die Meinungen der Community ernst nehmen, aber auch nicht auf jeden Nörgler hineinfallen. Oft werden nur KPIs analysiert, aber keine Inhalte oder Themen. Hier regelmäßig genauer hinzusehen lohnt sich.
Dieses Interview ist Teil einer Interviewserie mit Mitgliedern des MCÖ Digital Marketing Experts Pool in Kooperation mit der Internet World Austria Redaktion. Stephan Kreissler, Gründer der Digital Agenturen AdsThatWork und Digitalisten, ist Initiator und Leiter des neuen Pools der Digital Marketing Expertinnen und Experten. Er wird unterstützt von Harald Rametsteiner, Leiter des berufsbegleitenden Masterlehrgangs Digital Marketing.
