Das Paketaufkommen zur Weihnachtszeit bedeutet aber nicht nur Hochsaison für die Post, sondern sorgt auch regelmäßig für volle Papiercontainer nach den Weihnachtsfeiertagen. Die Post forscht daher seit dem vergangenen Jahr mit der FH Oberösterreich an wiederverwendbaren und nachhaltigen Verpackungslösungen für den Paketversand. Das Ergebnis ist die „Grüne Verpackung“, ein Pilotprojekt mit fünf kooperierenden Handelsunternehmen, kofinanziert durch das Land Oberösterreich. Start ist im Februar 2022.
„Wir arbeiten schon seit über zehn Jahren sehr ernsthaft am Thema Nachhaltigkeit. Beginnend mit der CO2-neutralen Zustellung 2011 bis hin zu unserem Ziel der CO2-freien Zustellung 2030. Mit der grünen Mehrweg-Verpackung für den Paketversand schauen wir gemeinsam mit unseren KooperationspartnerInnen über den Tellerrand der Aufgaben als Transportdienstleisterin hinaus, versuchen auch die vorgelagerten Prozessschritte einzubinden und mögliche Lösungen zu testen“, sagt Peter Umundum, Vorstand für Paket & Logistik der Österreichischen Post AG.
„Wir haben KundInnen und Handelsunternehmen befragt und 40 verschiedene Verpackungslösungen evaluiert. Aktuell arbeiten wir im Innovationszentrum Logistikum.Retail gemeinsam mit unseren ProjektpartnerInnen am operativen Set-up, das heißt: der Beschaffungsprozess für die ausgewählten Verpackungen für den Pilottest läuft, die Schulung der MitarbeiterInnen in der Kommissionierung wird konzipiert wie auch interne Prozesse werden adaptiert“, beschreibt Franz Staberhofer, Leiter des Logistikums an der FH Oberösterreich, den Status quo im Forschungsprojekt. „Danach werden wir gemeinsam mit den Handelsunternehmen dm, Interspar-Onlineshop weinwelt.at, Intersport, Tchibo und Thalia vier nachhaltige Mehrweg-Verpackungen testen.“
Und so funktioniert die „Grüne Verpackung“: Die teilnehmenden Handelsunternehmen wickeln Online-Bestellungen wie gewohnt ab und verschicken die Waren in wiederverwendbaren Verpackungen mit der Post. Die EmpfängerInnen entnehmen die Produkte und falten die Verpackungen – einfache Anleitungen sind aufgedruckt oder beigelegt – zusammen und retournieren diese über Briefkästen, Post-Geschäftsstellen, SB-Zonen oder ZustellerInnen an die Handelsunternehmen. Dort werden die Verpackungen gereinigt und gehen erneut in den Versand.
Wiederverwendbare Verpackungen für bis zu 100 Versandzyklen
In einer Vorstudie der FH Oberösterreich wurden über 40 nachhaltige Verpackungslösungen detailliert betrachtet und analysiert. Die Erkenntnisse der Studie zeigten, dass durch den Aufbau eines Mehrwegzyklus die größten Emissionseinsparungen möglich sind.
In Zusammenarbeit mit den VerpackungsanbieterInnen sowie den fünf PartnerInnenunternehmen wurden vier Verpackungen für den Test ausgewählt: Das Pilotprojekt startet im Februar und wird bis Juli 2022 laufen, verschickt werden ausgewählte Produktgruppen. Das gesamte Projekt wird durch die FH Oberösterreich einer ökologischen Bilanzierung unterzogen. Da die Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen oder recyceltem PET bestehen, wird bereits nach wenigen Zyklen der ökologische Break-even-Point im Vergleich zum herkömmlichen Einwegkarton erreicht. Die CO2-neutrale Zustellung der Post trägt zusätzlich zur Nachhaltigkeitsbilanz bei.
Große Nachfrage nach grünen Verpackungen
Das Mondi Trendbarometer hat 2020 die Ansprüche an das Konsumverhalten sowie die Verpackungen abgefragt. Geeignete Verpackungen spielen dabei beim Online-Einkauf eine Schlüsselrolle, acht von zehn VerbraucherInnen (80 Prozent) bewerten die umweltfreundliche Entsorgung von Verpackungen, Recycling und Wiederverwendung als wichtig. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) ist sogar bereit, bis zu drei Euro mehr für Online-Waren zu bezahlen, solange diese ausreichend Schutz, einfache Handhabung und umweltfreundliches Material anbieten. Diese Bereitschaft der Konsument*innen unterstreicht deutlich die Wichtigkeit des Projekts.
Andrea Heumann, Geschäftsführerin, Thalia Österreich, kommentiert: „In Zeiten von Onlineshops, Pandemie und immer größerem Versandaufkommen müssen Lösungen des Verpackungsproblems gefunden werden. Thalia versucht das auf mehreren Ebenen: Unser Angebot an E‑Books, digitalen Hörbüchern, oder auch unsere tolino B‑Ware (gebrauchte, aufbereitete eReader) schont Ressourcen in der Produktion, aber auch bei Verpackung und Transport. Unser Abholservice in den Buchhandlungen oder an den neuen, 24h geöffneten Abholstationen reduziert die Anzahl der Versandaktionen. Mit der ‚Grünen Verpackung‘ sollen die verbleibenden Sendungen nachhaltig, recyclebar und umweltfreundlich abgewickelt werden.“
Und Lukas Wiesmüller, Leiter Nachhaltigkeit, Spar Österreich: „Interspar führt das größte Angebot an Mehrwegflaschen unter den Supermärkten. Nun gehen wir einen Schritt weiter und testen Mehrwegverpackungen für den Versand von Flaschen. Ab Februar wird ein Teil der Bestellungen auf weinwelt.at in faltbaren Mehrwegboxen mit gepolsterten Innenfächern verschickt. Für den Rückversand werden Beutel mitgeliefert, wo die gefalteten Boxen platzsparend verstaut und über die Post retourniert werden können. Mit dem Test sammeln wir wichtige Erfahrungen für Mehrweg-Logistiklösungen für alle unsere Interspar-Onlineshops.“