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Mich tätowiert jetzt eine KI

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Albert Sachs
Wenn die Künstliche Intelligenz vermeintlich ganze Branchen wie die Tattoo-Szene revolutionieren soll, dann tun dabei nicht nur die einzelnen Nadelstiche weh.

Schönheit? Sagt ja heute keiner mehr. Beauty heißt das. Und natürlich ist Beauty so viel mehr als Schönheit. Zum Beispiel Tattoos. Die tragen zwar nicht unbedingt zur Schönheit bei, sind aber natürlich Teil von Beauty. Aber darum, ob Tattoos schön sind oder nicht, soll es hier gar nicht gehen. Das ist einerseits Geschmacks‑, andererseits Privatsache.

Weil aber die Schönheitsindustrie – In Kombination mit Industrie wird Schönheit noch häufig verwendet, ganz im Gegensatz zu Beautysektor oder Beautybranche beispielsweise. – auch ständig Veränderungen und Innovationen braucht, ist dort längst auch die Künstliche Intelligenz angekommen. Klingt auch gut, wenn sich Schönheit, sorry Beauty, mit Intelligenz paart.

Sicherlich wird in den Labors und Tinkturküchen häufig KI eingesetzt, um unendliche Versuchsreihen, das ständig neue Mixen, die unendlichen Zusammensetzungen von Cremen, Salben und anderen in den Griff zu kriegen, auszuwerten und zu analysieren. Um einfach den Überblick nicht zu verlieren. Auch dass KI eingesetzt wird, um vielleicht Hauttypen zu kategorisieren und eventuelle Unverträglichkeiten aufzuzeigen, leuchtet ein. Allerdings wird der Begriff Künstliche Intelligenz in Kombination mit Kosmetik‑, Pflege- und Gesundheitsprodukten sowie Dienstleistungen in diesem Sektor auffällig häufig genannt. Ob da wirklich so viel Intelligenz und nicht nur Künstlichkeit dahintersteckt, lässt sich nicht immer eindeutig nachvollziehen. Jedenfalls prangt auf den ersten Tuben und Tiegelchen bereits der Aufdruck Künstliche Intelligenz.

Das modernistisch angehauchte Fluidum Künstliche Intelligenz legt sich über so manche Branchenmeldung wie eine Lotion-Film über trockene Haut. Zumindest eine oberflächliche Wirkung lässt sich in beiden Fällen feststellen. Die Dauerhafte Lösung eines Problems steckt im Detail und in dem einen oder anderen Fall vermutlich auch in den Sternen.

Längst haben wir uns beim Auftauchen des Begriffs Künstlicher Intelligenz an ergänzende Wortkombinationen wie „steter Wandel“, „neue Perspektiven“, „überraschende Innovationen“ und „ungeahnte Möglichkeiten“ gewöhnt. Dass sie ganze Branchen „revolutionieren“ soll und wird, ist wohl noch immer mehr der Formulierfreude von Marketing- und PR-Abteilungen geschuldet, denn der tatsächlichen Realität. KI wird vieles verändern, aber Revolution ist ein großes Wort.

Der Glaube daran fällt dann auch schwer, wenn plötzlich einzelne Unternehmen ganze Zweige wie beispielsweise die Tattoo-Branche durch den Einsatz von KI auf eine völlig neue Basis stellen, eben „revolutionieren“ wollen. Nichts gegen die jahrhundertealte Tradition der Tätowierkunst, aber bei dieser Zunft handelt es sich nicht gerade um jenes Segment, das unsere Gesellschaft und das Wirtschaftssystem wesentlich weiterentwickeln und verändern wird. Es mag auch im Tattoo-Markt sinnvolle Einsatzmöglichkeiten von KI geben, aber deswegen gleich eine Revolution auszurufen, ist doch ein paar Etagen zu hoch gegriffen. Gilt im Übrigen auch für (fast) alle anderen Branchen, die sich dieses „Umstürzlerische“ auf die eigenen Fähnchen schreiben. Die Tattoo-Branche ist nur eine, die selbst im Heer dieser „Revolutionäre“ etwas auffällig wirkt.

Ein bisschen mehr Demut, ein bisschen mehr Realitätssinn wäre angebracht. Lasst den PR-Sprech weg und reflektiert, wie intelligent eure KI tatsächlich ist.

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