Herr Umundum, Anfang November gab die Österreichische Post AG bekannt, dass die Post ab Februar 2022 auf „grüne Verpackungen“ umsteigen will. Wie kam es zu diesem innovativen Umbruch?
Peter Umundum: Wir arbeiten schon seit über zehn Jahren sehr ernsthaft am Thema Nachhaltigkeit. Beginnend mit der CO2-neutralen Zustellung seit 2011 bis hin zu unserem Ziel der CO2-freien Zustellung bis 2030 in ganz Österreich. Mit der grünen Mehrweg-Verpackung für den Paketversand schauen wir bewusst über den Tellerrand der Aufgaben als Transportdienstleisterin hinaus und wollen auch die vorgelagerten Prozessschritte einbinden und mögliche Lösungen testen.
Welche Rolle spielt die FH Oberösterreich in diesem Zusammenhang?
Umundum: Die FH Oberösterreich hat in einer Vorstudie die Akzeptanz der KonsumentInnen erhoben, mehr als 40 verschiedene Verpackungslösungen evaluiert und gemeinsam mit uns diese vier vorgestellten Modelle ausgewählt. Sie wird den Testzeitraum außerdem wissenschaftlich begleiten und die Ökobilanz der Mehrwegzyklen berechnen.
Bitte beschreiben Sie die neuen „grünen Verpackungen“ der Post in wenigen Worten.
Umundum: Die Mehrwegverpackungen bestehen aus Karton, Holzfaserstoff oder recycelten PET-Flaschen, damit sind sogar bis zu 100 Versandzyklen möglich. Ich denke, das spricht für sich.
Wie unterscheiden sich also „grüne Verpackungen“ von herkömmlichen Paketen?
Umundum: Mehrwegverpackungen können und sollen von den KonsumentInnen wieder retourniert werden, etwa über Briefkästen, Post-Geschäftsstellen oder Selbstbedienungszonen. Die Verpackungen gehen dann zurück an die HändlerInnen, werden gereinigt, aufbereitet und gehen wieder und wieder in den Versand.
Nicht nur die Post möchte den Paketfluss nachhaltiger gestalten – einige weitere Unternehmen schließen sich an. Welche sind das konkret und wie kam es dazu?
Umundum: Richtig, wir setzen dieses Projekt gemeinsam mit den Handelsunternehmen dm, Interspar Weinwelt, Intersport, Tchibo und Thalia um. Damit haben wir fünf großartige PartnerInnen mit an Bord, für die wir heute schon den Paketversand abwickeln und mit denen wir den E‑Commerce in puncto Nachhaltigkeit gemeinsam weiterentwickeln wollen.
In welchem Preissegment liegen „grüne Verpackungen“ im Vergleich zu herkömmlichen nicht-nachhaltigen Paketen?
Umundum: Während des Testzeitraums sind die wiederverwendbaren Verpackungen für die KonsumentInnen völlig kostenlos. Die weitere Gestaltung erarbeiten wir gerade gemeinsam mit unseren PartnerInnen.
Was ist die langfristige Vision der Post das Thema „Nachhaltigkeit“ betreffend?
Umundum: Wir haben einen Masterplan 2030, der das Thema Nachhaltigkeit auf drei Ebenen betrachtet: Wirtschaft und KundIn, Umwelt und Klima sowie Mensch und Soziales. In jedem Bereich treiben wir Projekte und Initiativen voran, das geht von grüner Mobilität über Kreislaufwirtschaft bis hin zur Unternehmenskultur und einem Diversitätsmanagement.
Wie wichtig ist das Thema „Sustainability“ für die Österreichische Post angesichts der derzeitigen Umweltdebatte?
Umundum: Das Thema Nachhaltigkeit ist zentral in der Unternehmensstrategie der Post verankert. Wir betreiben daher heute auch mit 2.500 E‑Fahrzeugen die größte E‑Flotte Österreichs, erzeugen mit Photovoltaikanlagen eigenen Strom oder arbeiten an der CO2-freien Zustellung. In Graz, der zweitgrößten Stadt Österreichs, haben wir dieses Ziel schon erreicht, seit Oktober werden dort alle Briefe, Pakete, Werbesendungen und Printmedien vollkommen elektrisch zugestellt.
Die Post verzeichnete im Jahr 2020 eine Rekordmenge an auszuliefernden Paketen. Wie sehen Ihre Erwartungen diesbezüglich für das aktuelle Jahr aus?
Umundum: Im vergangenen Jahr haben wir 166 Millionen Pakete transportiert, für dieses Jahr rechnen wir mit einem Zuwachs im hohen einstelligen Prozentbereich und werden bei etwa 180 Millionen Paketen landen.