Es gehört einfach viel mehr geschmust. Mindestens seit einem Jahrzehnt geistert dieser moderne Kalenderspruch, von den sozialen Medien immer wieder perpetuiert, durch unsere Gesellschaft. Der Massenmaturareiseveranstalter Summer Splash warb damit ebenso wie der Krräutersprudelhersteller Almdudler, der Kärntner Sänger Matakustix verpackt den Spruch ebenso in einen Songtext wie das Tiroler Popsternchen Sina Gabriell.
Was also mehr oder weniger offiziell durch das Internet wabert, hat nun eine deutsche Studie zum wissenschaftlichen Gegenstand erhoben und „den Einfluss von Social Media auf romantische Paarbeziehungen“ untersucht. Studienautor Philipp Armin Krämer untersuchte die „Rolle von Social Media auf die Entstehung und die Aufrechterhaltung von Liebesbeziehungen“.
„Social Media bietet Paaren eine Möglichkeit zur permanenten Kommunikation, eine Plattform für Inspiration und die Chance, ihre Zuneigung öffentlich zu zeigen und anzuerkennen. Zudem kann Social Media Paaren als positive Quelle für Tipps und Erfahrungswerte dienen“, lautet eine der zentralen Erkenntnisse der Studie. Doch nur einen Absatz später heißt es: „Gleichzeitig hat sich jedoch auch gezeigt, dass Social Media zu Einschränkungen der gemeinsamen Zeit sowie zu Eifersucht und Misstrauen führen kann. Die Sichtbarkeit von Interaktionen des Partners mit anderen Personen, insbesondere des anderen Geschlechts, kann Unsicherheiten und Konflikte verursachen, was sich wiederum negativ auf die Beziehungsstabilität auswirken kann.“ Immerhin 70 Prozent der Befragten geben an, dass Social Media das Kennenlernen neuer potenzieller Partner erleichtere.
Tiefgreifendere Erkenntnisse bleiben aus. Vielmehr widmet sich der Autor in längeren Passagen, dem Phänomen der „digitalen Eifersucht“ und meint, dass insbesondere jüngere User mit „Herausforderungen wie Eifersucht und unrealistischen Erwartungen“ sowie „vergleichsbedingter Entwertung und Vertrauensproblemen“ zu kämpfen hätten.
Hingegen hält Krämer für die ältere Zielgruppe (31 bis 99 Jahre) fest, dass „sozialen Medien für sie größtenteils eine Bereicherung darstellen“, und kommt beinahe moralisierend zu dem Schluss: „Durch eine verantwortungsbewusste Nutzung können soziale Medien eine Bereicherung sein und dazu beitragen, Beziehungen aufrechtzuerhalten und zu stärken.“
Die Schwächen der Studie bzw. ihrer Erkenntnis liegen zum einen sicherlich in der geringen Stichprobe von lediglich 100 Teilnehmenden. Das räumt der Autor sogar selbst ein. Zum anderen steht dafür wohl auch die eher negativ konnotierten Ausgangsthese: „Der bisherige Kenntnisstand: Social Media kann Beziehungen negativ beeinflussen, indem es insbesondere Emotionen wie Neid und Eifersucht schürt“. Und: „Social Media kann Liebesbeziehungen nicht nur negativ beeinflussen, sondern auch bereichern.“ Letztendlich handelt es sich um ein studentisches Projekt, das an der Universität Trier eingereicht wurde, und zudem versucht wird, die gewonnen Erkenntnisse in Sachen Beziehung spektakulärer zu verkaufen als sie tatsächlich sind.
Ohnedies haben vermutlich Parship, Tinder und andere Dating-Plattformen signifikantere Auswirkungen auf unser mehr oder weniger romantisches Beziehungsleben denn Facebook, Instagram, TikTok und Co. Außerdem verfügen diese Plattformen mittlerweile über mehr Daten zum Liebesleben in unserer Gesellschaft als jede andere Institution. Beziehungsanalysen könnten sie auf Knopfdruck erstellen. Wenn sie wollten.