Gerhard Fritsch erhielt im vergangenen Herbst den Marketing Leader of the year Award für sein Lebenswerk. Die Auszeichnung wurde von der Fachmedienplattform INTERNET WORLD Austria in Kooperation mit dem Marketing Club Österreich vergeben. In den fast 36 Jahren seiner Tätigkeit hat Fritsch die Marke SPAR entscheidend geprägt und die Unternehmenswerbung des SPAR-Konzerns maßgeblich gestaltet. Beim ersten Clubabend des Marketing Club Österreich im Jahr 2022 beantwortete er der Moderatorin des Abends, Margaretha Jurik, Chefredakteurin des CASH Handelsmagazins, spannende Fragen zu seiner Arbeits‑, Lebens- und Erfolgsgeschichte.
Starkes Wachstum dank eines guten Miteinanders
Begonnen hat für Fritsch alles im Jahr 1986, als er die Stelle als Assistent des damaligen Marketingleiters antrat, gefolgt von der Stelle als Werbeleiter. Nach Umstrukturierungsmaßnahmen im Jahr 2003 trat er seine bis heute ausgeübte Position der Marketingleitung des SPAR-Konzerns an. „SPAR ist dank eines sogenannten dualen Systems groß geworden“, schildert Fritsch die wesentlichen organisatorischen Strukturen. „Das heißt, wir sind dank eines sehr guten Miteinanders mit den SPAR-Kaufleuten auf der einen Seite und einer starken Filialorganisation auf der anderen Seite gewachsen. Dieses Prinzip ist nach wie vor der Erfolgsfaktor von SPAR.“
Auf Juriks Frage hin, wie sich seine Arbeit im Laufe der Jahrzehnte verändert habe, holt Fritsch erheitert weit aus: „Die Veränderungen der medialen Landschaft waren immer schon eine große Herausforderung. Zum Beispiel waren die ORF-TV-Sender FS1 und FS2 damals die einzigen Optionen, die wir für Bewegtbild hatten. Wir haben gemeinsam mit der Agentur persönlich beim ORF am Küniglberg um ein paar Sekunden für einen Werbespot gebettelt. Dieser wurde dann das ganze Jahr rauf und runter gespielt“, erinnert sich Fritsch zurück. Im Gegenzug dazu würde heutzutage mit einem ausgeklügelten Mediaplan jeden Tag versucht, mehr Effizienz rauszuholen.
Celebrities aus Hollywood als Testimonials
Eine derart lange Erfolgsgeschichte ist nicht einfach in ein paar Sätzen abzuhandeln. „Wir haben in den 2000er-Jahren die richtungsweisende Entscheidung getroffen, dass wir keine Kundenkarte machen, sondern dass die Kundenbindung über die starken Eigenmarken erfolgt“, konzentriert sich Fritsch im Gespräch auf die Highlights. „Irgendwie sind wir dann bei Testimonial-Kampagnen und in Hollywood gelandet. Begonnen hat es mit der damals noch recht unbekannten Heidi Klum für die Marke Beauty Kiss, es folgten Celebrities wie Marcia Cross von den Desperate Housewives für Feine Küche, aber auch Gwyneth Paltrow für SPAR Veggie, Sarah Jessica Parker für SPAR enjoy sowie Pierce Brosnan für SPAR PREMIUM.“ Gerade die Werbeverträge mit dem ehemaligen James Bond, die seit über einem Jahrzehnt andauern, seien Zeichen der Kampagnenerfolge.
Auszeichnungen sind ein Gesamterfolg
Im Laufe des Gesprächs wird es dann immer persönlicher: „Um für sein Lebenswerk ausgezeichnet zu werden, muss man schon einige erfolgreiche Jahre auf dem Buckel haben“, meint Jurik und stellt die Frage, ob Fritsch diese Art von Auszeichnung gerne angenommen habe. „Es ist mir wichtig zu sagen, dass solche Auszeichnungen in einem so großen Unternehmen wie diesem immer ein Teamerfolg sind. Das kann man niemals allein erreichen. Dafür braucht man ein perfektes Team und perfekte externe Spieler. Auch was das Privatleben anbelangt, braucht man einen freien Kopf. Solche Auszeichnungen muss man immer als Gesamterfolg sehen“, zeigt sich der Marketingexperte demütig.
Als Fritsch gefragt wird, welche Tipps er jungen Marketern mitgeben möchte, meint er: „Pauschalrezepte gibt es bestimmt nicht. Von mir abgeleitet kann ich aber sagen, wenn man den Unternehmenserfolg über seinen eigenen stellt, kommt der eigene Erfolg eh von selbst.“ Und dann fügt er noch seine ganze ehrliche Meinung hinzu: „Am gemeinsamen Erfolg zu arbeiten ist besser als am Ego. Was es für diese rauen Zeiten im Wirtschaftsleben braucht, ist guter Kampfgeist und Verhandlungsgeschick, verbunden mit Empathie.“ Fritsch meint aber auch, dass es nicht ganz der ideale Weg sei, immer alles der Work-Life-Balance unterzuordnen. Fritsch: „Und nein, das ist kein Seitenhieb auf die Generation Z.“
Zwischen Fehlerkultur und Vorbilder
Gerhard Fritsch spricht auch die Fehlerkultur im Unternehmen an: „Es ist keiner fehlerfrei, aber man sollte es vermeiden, die gleichen Fehler zwei Mal zu machen. Ich war auch nicht immer fehlerfrei, ich hatte aber das Glück, dass ich Vorgesetzte mit einer hohen Fehlertoleranz hatte.“ Als Jurik nach seinen Vorbildern fragt, meint Fritsch, dass er keine konkreten Personen namentlich nennen kann, sich aber an gewissen Charaktereigenschaften orientiere. „Meiner Meinung nach lassen sich viele Dinge aus der Sportwelt aufs Berufsleben umlegen – sei es die Zielstrebigkeit oder das Vertrauen, das man dem Trainer oder seinem Umfeld entgegenbringen muss, sei es Veränderungswille im Sinne von Trainingsmethoden, Teamfähigkeit, ein gesunder Ehrgeiz oder die Reaktionsfähigkeit.“