„Wir wissen eigentlich fast gar nichts“, lautete die Anfangsthese von Martin Andree zur Nutzung der digitalen Medien im Rahmen des JETZT SUMMIT 2023. Es gebe zwar durchaus eine große Anzahl an Daten, aber das seien alles „insulare Fakten“. Einzelerhebungen, Momentaufnahmen.
Nur eine Studie auf Basis einer einzigen Datenbasis könnte es leisten, das Netz und all seine User zu vermessen und „alles über die komplette Mediennutzung für alle Medien, für alle Device“ zu erfassen. Das sei aber ein Ding der Unmöglichkeit. Organisatorisch und aus Kostengründen.
Das Internet wird monopolistisch
„Wir sind Millimeter von einem monopolistischen Internet entfernt“, so Andree nach der Analyse der Nutzerverteilung. Zumindest würde das eine Analyse der Userzeiten und Zugriffe ergeben. Diese zeige immer deutlicher eine Konzentration auf ganz wenige Angebote. Andree präsentiert zur Verteilung der digitalen Angebotsnutzung einen Koeffizienten von 0,988. Wobei 1 einer Verteilung von 100 zu 0 Prozent entsprechen würde.
Einzelne Daten zur Nutzung digitaler Inhalte würde rasch zur Ernüchterung führen. Beispielsweise nutzen 86 Prozent aller Menschen niemals einen Blog. Die Online-Angebote der deutschen öffentlich-rechtlichen Sender verzeichnen eine Reichwiete von 3,5 Prozent. Im Vergleich dazu liegt klassisches TV bei 48 Prozent.
„Was passiert, wenn die klassischen Medien abgeschaltet werden und nur noch das Netz übrigbleibt?“ Sollten also tatsächlich die analogen Medien verschwinden, blieben kaum noch Quellen übrig, in denen sich die Menschen über das tägliche Geschehen informieren können.
„Wir sollten ein bisschen mehr demütig sein, was die Qualität der Datenlage betrifft“, so Andree. Und fragt dann auf die Branche bezogen: „Ist das alles noch cool?“ Das Internet generell oder neue Phänomene wie das Metaverse.
Wir werden zu sehr mit vorgefertigten Fragen konfrontiert und bekommen dazu quasi auch gleich eine Vorauswahl an Antworten mitgeliefert. Hingegen finde sich immer weniger Informationen, um die für den Alltag tatsächlich relevanten Antworten zu finden. Auch weil die Angebotsvielfalt immer geringe wird.
Andree sieht seine Thesen und Fragen rund um die Digitalisierung als Zustandsbeschreibung und Warnung.