Herr Höfinger, Sie haben Herrn Großebner mit ins Accenture Interactive-Boot geholt. Im Sport würde man von einem Top-Transfer sprechen. Wie kam es dazu?
Markus Höfinger: Wir bezeichnen uns ja selbst als Experience Agency, weil wir alle Fähigkeiten inhouse haben, um end-to-end Kommunikationslösungen anbieten zu können. In Österreich hat uns der Kreativteil noch gefehlt und während wir in anderen Ländern Kreativagenturen gekauft haben (Deutschland Kolle Rebbe, in UK Karmarama oder in USA Droga5) werden wir hier data-driven creativity mit Lukas aufbauen. Um im Fußball-Jargon zu bleiben: Mit ihm haben wir den besten 10er für Accenture Interactive verpflichten können!
Herr Großebner, Sie sind ein vielfach ausgezeichneter Kreativer in Österreich, nun übernahmen Sie die Kreativ-Leitung bei Accenture Interactive. Wäre es vor – sagen wir – zehn Jahren denkbar gewesen, dass ein Top-Werber zu einem der großen Consulter geht? Oder anders gefragt: Warum ist die Zeit reif?
Lukas Großebner: Ich denke, vor zehn Jahren waren – und so ehrlich bin ich – DDB, Heimat und Jung von Matt/Donau im DACH-Raum die Adresse, bei denen man sich als Kreativer beweisen wollte. Heute sieht das in meinen Augen ganz anders aus. Es geht nicht mehr um einen lustigen Film oder eine schön gestaltete Print-Anzeige, sondern mehr um Experiences. Also etwas Ganzheitliches. Steve Jobs hat gesagt, dass selbst die Verpackung eines iPhones Kommunikation für das Unternehmen ist, eine Gesamterfahrung, die uns hin oder eben weg von einer Marke bringt. Ich würde gerne mit meinen Kreativ-Ideen Teil der Experience und kein Silo mehr sein. Daher der – für mich – logische Schritt.
Der Wunsch der klassisches Beratungsunternehmen wie Accenture im Match um die großen Kreativetats mitzumischen, ist nicht ganz neu. Neu ist, dass sich der eine oder andere herausragende Kreativkopf traut, den Schritt auf Consulter-Seite zu machen. Was ist heute anders als noch vor ein paar Jahren?
Höfinger: Bei Accenture Interactive gibt es ja mittlerweile viele tausende Kreative und auch ein Umfeld, das der Denke und Arbeitsweise von kreativen Agenturmenschen entspricht. Bei uns heißt das „Culture of Cultures“. Die Kreativen werden nicht zu Unternehmensberatern und auch nicht umgekehrt. Der Grund, warum wir uns so aufstellen ist, weil die Kunden nach ganzheitlichen Lösungen fragen. Für uns geht es nicht darum, irgendwelche „Marketing KPIs“ zu erfüllen. Unser Thema ist viel mehr: Wie können wir den Kunden dabei unterstützen, den größtmöglichen Geschäftserfolg zu erreichen. Das gelingt am besten in der Kombination von Beratern und Kreativen. Die DNA von Accenture Interactive ist ein Drittel Business Consultancy, ein Drittel Kreativagentur und ein Drittel Tech-Powerhaus. Wir sind überzeugt, das ist das Agenturmodell der Zukunft.
Herr Großebner, auf welche bestehenden Kunden freuen Sie sich am meisten?
Großebner: Das Spannende ist, dass wir hier im Hause so viele unterschiedliche Kunden im Consulting haben. Ich freue mich auf jeden einzelnen davon. Ich habe natürlich meine Felder, in denen ich mich besonders gerne bewege, wie Telekommunikation oder Tech-Unternehmen. Generell gilt aber: Alles, was der Sache dienlich ist, versuche ich so gut wie möglich zu machen.
Und wie soll es im New Business weitergehen?
Großebner: Ich habe einen persönlichen Wunsch, neben den großen Brands des Landes und jenen, denen wir helfen dürfen, zu wachsen: Die Moon Studios. Ich weiß, die kennt jetzt kaum jemand, aber Thomas Mahler arbeitet da mit einem Team von fast 100 Personen aus Wien an Spielen, die auf der Microsoft Mainstage der E3 (Computerspiele-Messe) vorgestellt werden. Alles schon immer remote und sehr, sehr kreativ. Sollte er jemals Kommunikation brauchen – ich wäre super happy. Und vielleicht noch, um ein wenig nach den Sternen zu greifen: Nike.
Abschließend Herr Höfinger, wenn man einen Top-Mann holt, hat man sich gewisse Ziele gesetzt. Wie sehen die aus?
Höfinger: Nach 30 Jahren im Agenturgeschäft habe ich eigentlich nur mehr einen Anspruch: Das Richtige richtig gut machen. Und dafür gibt es um Jahr 2021 keinen besseren Platz als bei Accenture.