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Lieber Steinzeit als KI-Zeitalter

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Albert Sachs
Österreich steckt bei der Künstlichen Intelligenz schon wieder in einer unheilvollen Negativspirale. Und ist dabei, Chancen zu verpassen und zu verspielen. Dafür bekommen wir eine KI-Polizei.

„Digitalisierungs-Staatssekretär Tursky will Künstliche Intelligenz mit einer eigenen Behörde in die Schranken weisen. Nächstes Jahr soll sie ihre Arbeit aufnehmen.” Eine Meldung aus den Nachrichten von Radio Wien (5. Mai 2023, 10.00 Uhr). Nicht viel besser der Auftritt von Florian Tursky in der ZIB 2 einen Tag zuvor. Im Interview mit Marie-Claire Zimmermann ging es in erster Linie darum, Künstliche Intelligenz zu regeln und einzuschränken. Österreichs Digitalisierungs-Staatssekretär kündigte an, sich dafür einzusetzen, dass der AI-Act der EU nicht erst im kommenden Jahr, sondern möglichst rasch, noch in diesem Jahr beschlossen wird.

Hinter dem AI-Act verbirgt sich ein gesamteuropäisches Gesetzespaket, das regeln soll, was bei der Anwendung von AI/KI künftig erlaubt ist und was nicht. Schon bevor dieser AI-Act beschlossen wird, will Österreich nun, so Tursky, seine Kontrollbehörde installieren. Der Staatssekretär zählt dann auch eher Felder auf, die von der Öffentlichkeit kritisch betrachtet werden: Gesichtsfelderkennung oder Auswahlverfahren von Versicherungsgesellschaften, ob sie bestimmte Kunden akzeptieren sollen oder nicht. Und natürlich Cyber-Kriminalität. Ach ja, und dann kündigt der smarte Osttiroler noch an: „Fake-New wird ein riesiges Thema werden.“

Ausgehend vom sprechenden Serien-Auto Knight Rider über ChatGPT bis zur KI-Behörde eine einzige Schlagwort-Diskussion, die die Chancen der KI kaum streifte. „KI-Behörde“, wenn man es oft genug wiederholt, so wie der Digitalisierungs-Staatssekretär in der ZIB 2, klingt es rasch nach „KI-Polizei“. Vermutlich auch Absicht, bei all den aktuellen rechtslastigen Kontroll- und Verweigerungsthemen. All das untermalt, vom vielfach perpetuierten aktuellen Lieblingssatz unserer politischen Spitzenkräfte: „ICH habe!“

Das ist das KI-Verständnis in Österreich, in Österreichs Politik. Beim Thema Künstliche Intelligenz steckt Österreich nicht nur wegen Statements und Interviews wie diesem in einer Negativspirale, die fast ausschließlich eine tiefschwarze KI-Zukunft an die Wand malt. Zu den Chancen und Möglichkeiten ist kaum etwas zu hören.

Schwarz-Weiß-Denken ist angesagt. KI ist schlecht und böse. Einbremsen und Beschränken ist gut und hilft uns allen. Angst vor Arbeitsplatzverlusten und gesellschaftlichem Umbruch. Österreich nimmt in der Hitparade solcher einseitigen Negativ-Debatten locker den zweiten Platz ein – direkt hinter dem Pessimismus- und Skeptizismus-Weltmeister Deutschland.

Kaum taucht ein Schlagwort wie KI auf, wird über Einschränkungs-Möglichkeiten und ‑Strategien nachgedacht. Nur weil ein paar lustige Studenten und Schüler ihre Seminararbeiten und Hausaufgaben mit ChatGPT geschrieben haben. Aber KI ist eben nicht nur ChatCPT, nicht Midjourney, die derzeit populärste Bild-Generator-App.

In Österreich mangelt es an einer realistischen Einschätzung, an einer nüchternen versachlichten Debatte. Deswegen werden Chancen vergeben. In der Industrie, in der Wirtschaft ganz allgemein, in der Medizin, in der Bildung usw. Kein Wort über Förderungen und tragfähige Zukunftsstrategie. Nichts über die Leistung österreichischer WissenschafterInnen und Unternehmen in diesem Sektor. Die Regeln bestimmen andere. Das große Geschäft machen andere. Österreich überlässt es ihnen gerne.

Dafür bekommen wir, so schwingt es in den bisherigen Ankündigungen mit, eine KI-Polizei. Die soll u.a. Gütesiegel vergeben: Gute KI. Böse KI. Hilfe!

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