Wie würden Sie das bisherige Geschäftsjahr 2024 von Mindshare beurteilen? Was waren entscheidende Erfolgsfaktoren?
Leopold Hamidi-Grübl: Wir sind mit unserem Geschäftsjahr soweit sehr zufrieden. Der Start war ausgesprochen gut, indem wir mit Ferrero einen wichtigen Kunden im TV- und Online-Bereich zurückgewinnen konnten. Das hat uns viel positive Energie gegeben. Im zweiten Halbjahr haben wir Magenta übernommen, um durch die internationale Zusammenarbeit auf der Marke weitere Synergien für den Kunden zu schaffen. Zwar gibt es auch einen Etatwechsel mit Ende des Jahres, allerdings konnten wir bei den meisten unserer Bestandskunden das Geschäft stabil halten oder weiter ausbauen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit im WPP-Agenturnetzwerk und in der GroupM? Welche Vorteile bringt das Netzwerk?
Hamidi-Grübl: Aus meiner Sicht liegt der größte Vorteil in der Größe. Am Wiener Standort arbeiten etwa 350 Personen, wodurch wir Teams mit umfassendem Know-how aufbauen können. Wir haben alle wichtigen Funktionen direkt vor Ort, sei es Strategieberatung, Programmatic, Social Services oder Ad-Ops. Dies ermöglicht je nach Kundenanforderung sofort das passende Team bereit zu stellen. Die schnellste Transition vom Team-Onboarding bis Kampagnen Go-Live konnten wir in diesem Jahr innerhalb von 2 Wochen umsetzen.
Welche Rolle spielt der interkulturelle Austausch im Netzwerk?
Hamidi-Grübl: Das Spannende ist, dass wir weltweit an ähnlichen Themen arbeiten. Egal ob in Spanien, den USA oder Asien die Herausforderungen und Trends sind überall vergleichbar. Der interkulturelle Austausch bringt neue Perspektiven und Lösungen die unsere Arbeit bereichern. Es gibt verschiedene Modelle, um diesen Austausch zu fördern.
Wie beeinflussen Inflation und sinkende Kaufkraft aktuelle Marketingstrategien und warum ist ihre Berücksichtigung wichtig?
Hamidi-Grübl: In den letzten Jahren achten die Menschen verstärkt auf ihre Ausgaben. Die Marktstudien zeigen deutlich, dass Menschen bei Produkten des täglichen Bedarfs verstärkt auf den Preis achten. Demzufolge ist es besonders wichtig, dass wir uns intensiv mit dem Thema der Zielgruppendefinition auseinandersetzen, damit wir Menschen mit den für sie relevanten Marken und Produkten in Verbindung bringen. Auf der anderen Seite sehen wir auch eine steigende Tendenz gewisser Zielgruppen nach Experiences und/oder Qualität, wofür die Bereitschaft der höheren Ausgaben ebenfalls deutlich steigt.
Heißt das, dass sich diese Trends ergänzen, da VerbraucherInnen weiterhin für Qualität zahlen?
Hamidi-Grübl: Genau, deshalb braucht es auch eine starke Marke zum langfristigen Erfolg. Allein Performance-Kommunikation macht Produkte in vielen Kategorien austauschbar. Mindshare verfolgt die Vision von „Good Growth” also nachhaltiges Wachstum. Unser Ziel ist es, Kunden dabei unterstützen die Balance zwischen Brand und Performance zu finden, also zwischen langfristigem Markenaufbau und Umsatzanstieg im hier und jetzt.
Welche Veränderungen und Chancen erwarten Sie durch Künstliche Intelligenz im digitalen Bereich in den nächsten drei Jahren?
Hamidi-Grübl: KI wird in den nächsten drei Jahren weiterhin tiefgreifende Veränderungen im digitalen Bereich mit sich bringen und enorme Chancen bieten. In unserer Mediaplanung ist KI bereits fester Bestandteil und optimiert unsere Prozesse auf mehreren Ebenen. Angefangen bei der effizienten Aussteuerung und Optimierung digitaler Kampagnen, die seit Jahren KI-gestützt arbeiten, nutzen wir diese Technologien mittlerweile auch strategisch. Durch die KI-gestützte Analyse verschiedener Datenquellen, kombiniert mit unserer Expertise, entwickeln wir Mediastrategien deutlich schneller und präziser. Auch im Tagesgeschäft sehen wir großes Potenzial, da KI bei administrativen Aufgaben unterstützt und Prozesse vereinfacht. Unser proprietäres ‚Creative Studio’ gewährleistet dabei ein sicheres und geschütztes Arbeitsumfeld, in dem innovative Lösungen entwickelt werden können.
Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten. Dieser Artikel wurde von Magdalena Stadlober und Maximilian Griessler verfasst.