2020 wird als jenes Jahr in die Geschichte eingehen, in dem die Digitalisierung in Unternehmen und Institutionen aufgrund der Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Restriktionen grosso modo einen großen Sprung gemacht hat. Beobachten Sie auch bei Ihren Kunden, dass die vielbeschworene Digitale Transformation durch die Pandemie beschleunigt wurde?
Christian Baczynski: Man liest auf unterschiedlichen Plattformen seit Monaten immer wieder: “Who led the Digital Transformation of your company – CEO, CTO or Covid-19?” und da ist natürlich etwas Wahres dran. Viele Unternehmen mussten sich rasch an die neuen Gegebenheiten anpassen, und wer nicht rasch genug reagiert hat, der hat es mittlerweile sehr schwer oder ist gar weg vom Fenster. Gerade Unternehmen, die bis dato wenig in Digitalisierung investiert haben, mussten sich anpassen und teilweise auch ihre Geschäftsfelder ändern oder erweitern.
Welche Teildisziplinen im Digital Marketing (SEO, Performance, Social, Display, Video, Programmatic, …) haben 2020 aus Ihrer Sicht exponentiell zugelegt oder sind wichtiger geworden und welchen Teildisziplinen haben an Relevanz eingebüßt?
Baczynski: SEO und Social sind meiner Meinung nach weiterhin die wichtigsten Disziplinen im Digital Marketing. Zugelegt haben alle der oben genannten Disziplinen und an Relevanz einbüßen musste “dank” Corona im digitalen Bereich keine.
Welche Trends sehen Sie auf das Digital Marketing in den kommenden Monaten zukommen?
Baczynski: In letzter Zeit liest und vor allem hört man immer wieder von Clubhouse. Ich habe mich dort ein wenig umgehört und mit einer größeren Anzahl an Experten zu unterschiedlichen Themen, hat diese App auf jeden Fall Potential.
Wo im Digital Marketing orten Sie Nachholbedarf bei Österreichs Unternehmen und Institutionen?
Baczynski: Kaufhaus Österreich bzw. konkret die digitale Vermarktung dieser Plattform, war leider ein klassisches Negativbeispiel, wie man es nicht machen sollte. Bei solchen oder ähnlichen Projekten sollte auf jeden Fall mehr Zeit in Content und Testing bzw. Q&A gesteckt werden, bevor groß die Werbetrommel gerührt wird.
Welche heimischen Digital-Marketing-Kampagnen aus den vergangenen Monaten sind aus Ihrer Sicht Vorzeigeprojekte?
Baczynski: Kampagnen per se keine, aber österreichische Unternehmen, wie zum Beispiel FoodNotify, bemühen sich sehr stark um die Digitalisierung österreichischer Unternehmen; in diesem Fall die von der Corona-Krise hart getroffene Gastronomie und Hotellerie.
Und welche internationalen Digital-Marketing-Kampagnen sind Ihnen in den vergangenen Monaten aufgefallen?
Baczynski: Wenngleich auch keine Kampagne eines Unternehmens, aber der Push der Gamestop-Aktie durch Reddit-User über Apps wie zum Beispiel Robinhood war schon ganz großes Kino.
Welchen schnell umsetzbaren Tipp in Sachen Digital Marketing haben Sie für Marketingverantwortliche in Unternehmen und Institutionen parat?
Baczynski: Der Mix aus Social Media (Facebook, Twitter, Instagram, LinkedIn und jetzt auch Clubhouse) ist auch 2021 ein schneller und einfacher Weg, eine Kampagne oder ein (neues) Produkt zu pushen.
Dieses Interview ist Teil einer Interviewserie mit Vortragenden des berufsbegleitenden und praxisnahen Masterlehrgang Digital Marketing der Fachhochschule St. Pölten unter der Leitung von Prof. (FH) Mag. Harald Rametsteiner in Kooperation mit der Internet World Austria Redaktion.