Herr Almer, wie hat die Digitalisierung das Marketing verändert?
Josef Almer: Die Digitalisierung bringt tiefgreifende Veränderungen. Dank Programmatic Advertising und datenbasierter Werbung haben wir die Möglichkeit, Kampagnen zielgruppengenau und effizienter zu gestalten. Bei Goldbach Austria setzen wir zum Beispiel auf TV-Load, das in Echtzeit Zielgruppen anspricht und TV-Werbung datenbasiert steuert.
Wie setzen Sie in der Multiscreen-Vermarktung Technologie ein?
Almer: Unser Ansatz ist crossmedial: Wir synchronisieren etwa Kanäle wie DOOH und Mobile und passen Inhalte dynamisch an, um Relevanz für die Zielgruppe zu schaffen. Das erhöht die Werbewirkung signifikant und sorgt dafür, dass Inhalte im richtigen Moment auf den richtigen Geräten erscheinen.
Welche Rolle spielt KI in Ihrer Marketingstrategie?
Almer: Aktuell nutzen wir KI zur Unterstützung bei der Erstellung von Content, vor allem für Bilder und Texte. Kampagnen lassen wir jedoch nicht vollständig automatisieren, da wir glauben, dass kreative Kontrolle entscheidend ist. Wir prüfen laufend, wo KI sinnvoll Mehrwert liefern kann, besonders bei datengetriebenen Kampagnen.
Wie beeinflussen datengetriebene Ansätze Ihre Kampagnen?
Almer: Targeting ist ein wichtiger Bestandteil unseres Vermarktungsangebots, da es Effizienz und Effektivität steigert, besonders bei regionaler Werbung. Allerdings ist es essenziell, auch die Markenbildung nicht zu vernachlässigen. Langfristiger Erfolg im digitalen Marketing erfordert ein Gleichgewicht zwischen Performance-Ansätzen und strategischer Markenkommunikation.
Welche Herausforderungen bringt der Datenschutz im digitalen Marketing?
Almer: Datenschutzanforderungen stellen den Werbemarkt vor große Herausforderungen, da unterschiedliche Regelungen oft eine Ungleichbehandlung schaffen. Während wir hohe europäische Standards umsetzen, verlieren wir Reichweite, wenn Nutzer den Consent verweigern. Das führt zu einem Ungleichgewicht, das heimische Unternehmen gegenüber internationalen Plattformen benachteiligt. Nationale Initiativen zur Schaffung eines fairen Wettbewerbsumfelds sind daher entscheidend.
Welche Trends sehen Sie in der digitalen Marketingwelt, die besonders relevant sind?
Almer: Ein besorgniserregender Trend ist der Geldabfluss zu internationalen Plattformen, was heimische Unternehmen wirtschaftlich und strategisch schwächt. Dadurch entsteht eine zunehmende Abhängigkeit. Um die nationale Wirtschaft zu stärken, ist es entscheidend, auf europäische Technologie- und Medienangebote zu setzen. Es gibt relevante Alternativen aus Europa zu den US Giganten, und werbetreibende Unternehmen hierzulande sollten verstärkt auf diese setzen um die Plattformunabhängigkeit zu fördern und Europa als zu Medienstandort stärken.
Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten von der DMEXCO. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Kerstin Eigenthaler und Victoria Trachsler geführt.