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Isabell Steiner, Director of Creation & Production bei dreifive: „KI nimmt uns Routinearbeiten ab, doch die kreativen Ideen kommen weiterhin vom Menschen.“

Isabell Steiner, dreifive: „KI ist ein mächtiges Werkzeug, aber es muss von Menschen richtig eingesetzt werden.“

Isabell Steiner ist Director of Creation & Production bei dreifive im DACH-Raum. Im Interview spricht sie über den Einsatz von KI in der Kreativbranche, die Zukunft und aktuelle Trends im digitalen Marketing, einschließlich Social Media Marketing.

Künstliche Intelligenz ist ein Thema, das immer mehr in den Fokus rückt. Wie nutzt dreifive KI in den Arbeitsprozessen, und welche Rolle spielt sie in Ihrem Team?

Isabell Steiner: Ich habe einmal in einem Interview den Satz gelesen, dass KI sehr gut ist, um in die Vergangenheit zu blicken, aber der Mensch für den Blick in die Zukunft benötigt wird. Das ist eine Philosophie, die wir bei dreifive ebenfalls teilen. KI unterstützt uns vor allem in den frühen Phasen von Projekten – bei der Recherche, der Erstellung erster Entwürfe und Mockups sowie bei Routinearbeiten, die früher viel Zeit in Anspruch genommen haben. Das spart Zeit und Ressourcen, die wir dann für kreative und strategische Aufgaben nutzen können. Wichtig ist uns, dass KI die menschliche Arbeit ergänzt und nicht ersetzt. Die großen Ideen, die kreative Umsetzung und die strategische Planung – das bleiben die Aufgaben des Menschen.

Glauben Sie, dass durch den Einsatz von KI die kreativen Freiheiten eingeschränkt werden?

Steiner: Wenn KI richtig eingesetzt wird, kann sie kreative Freiheiten erweitern. Früher war es oft eine Herausforderung, komplexe Visuals oder Konzepte innerhalb kurzer Zeit zu erstellen. Heute können wir diese Aufgaben durch den Einsatz von KI-Tools beschleunigen und haben dadurch mehr Zeit, neue Ideen zu entwickeln. Es verschiebt sich der Horizont dessen, was möglich ist, und das motiviert uns, noch kreativer zu sein. Zum Beispiel können wir mit KI schnell Prototypen und Visualisierungen erstellen, die uns helfen, Ideen besser zu kommunizieren und uns auf das Wesentliche zu fokussieren. Dadurch wird die Arbeit nicht nur effizienter, sondern auch spannender.

Es gibt derzeit einen regelrechten Hype um KI-Tools. Wie sehen Sie das, und glauben Sie, dass dieser Hype gerechtfertigt ist?

Steiner: Der Hype ist definitiv spürbar, und ich verstehe, warum KI so viel Aufmerksamkeit erhält. Viele denken jedoch, dass KI alle Prozesse automatisch ersetzt, und es nur noch einen Knopfdruck erfordert, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten. Das ist eine Fehlannahme. Auch bei KI-generierten Inhalten steckt viel menschliche Arbeit dahinter. KI ist ein mächtiges Werkzeug, aber es muss von Menschen richtig eingesetzt werden. Sie kann Prozesse beschleunigen, Routineaufgaben automatisieren und neue kreative Möglichkeiten eröffnen, jedoch ersetzt sie nicht den kreativen Prozess selbst.

Wie sehen Sie die Zukunft der Technologie im digitalen Marketing?

Steiner: Ich denke, es wird spannend, wie sich die Medienplanung durch Technologien wie Mixed-Modeling-Tools weiterentwickelt. Diese Tools können Daten aus verschiedenen Quellen kombinieren und uns so präzisere Benchmarks liefern, um Kampagnen besser zu planen und zu vergleichen. Wenn diese Technologien fortgeschritten sind, könnten sie die Art und Weise, wie wir digitale Kampagnen planen und bewerten, revolutionieren.

Gibt es spezielle Trends, die Ihrer Meinung nach das Potenzial haben, die Branche zu verändern?

Steiner: Auch Messenger-Marketing ist ein Bereich, der meiner Meinung nach wieder stärker an Bedeutung gewinnen wird. Vor einigen Jahren gab es einen Hype um Messenger-Apps, der aber dann wieder nachgelassen hat. Jetzt erleben wir ein Revival, weil diese Kanäle Menschen direkt ansprechen und persönlicher sind. Ein weiterer spannender Bereich ist die Integration von Augmented Reality und Virtual Reality in mobilen Anwendungen. Hier sehe ich großes Potenzial, weil es eine Brücke zwischen der physischen und der digitalen Welt bauen kann. Ein Beispiel ist der Einsatz von AR in physischen Geschäften, wo KundInnen Produkte direkt ausprobieren können, ohne sie aus der Verpackung nehmen zu müssen. Diese Technologien können Online- und Offline-Erlebnisse miteinander verbinden und so völlig neue Möglichkeiten schaffen.

Welche wesentlichen Veränderungen haben Sie in den letzten Jahren im Bereich Social Media wahrgenommen?

Steiner: Social Media hat sich von einem ergänzenden Kanal zu einem primären Träger von Kampagnen entwickelt, oft mit der Devise „Social first“. Früher wurden zuerst klassische Medien priorisiert, und Social Media wurde nachträglich eingebunden. Heute hingegen starten Kampagnen direkt dort. Durch die Allgegenwärtigkeit wird erwartet, dass Inhalte „social-konform“ gestaltet sind.

Wie haben Sie diese Veränderungen in der Strategie und Umsetzung bei Kampagnen berücksichtigt?

Steiner: Unternehmen müssen speziell auf jeden Kanal zugeschnittene Strategien entwickeln. Kampagneninhalte müssen zudem kurz, nativ und visuell ansprechend sein, um die Botschaft schnell und subtil zu vermitteln – oft in nur wenigen Sekunden. Hinzu kommt, dass Social Media zunehmend klassische Customer Journeys verändert. Viele NutzerInnen suchen Informationen direkt auf Plattformen anstelle Suchmaschinen zu verwenden. Das erfordert Anpassungen in der gesamten digitalen Marketingstrategie.

Welche aktuellen Trends und Entwicklungen im Bereich Social Media Marketing betrachten Sie als die wichtigsten Treiber, insbesondere in Bezug auf die Content-Produktion?

Steiner: Obwohl es kein neuer Trend ist, ist es eindeutig „Video first“. Der Fokus liegt stark auf Video-Inhalte, insbesondere Reels, die dynamisch und ansprechend sein müssen. Es ist entscheidend, relevanten Content zu produzieren, der über einfache Bilder hinausgeht. Gleichzeitig verschmelzen Performance und Design zunehmend, da viele Prozesse im Online-Marketing automatisiert ablaufen. Tools, wie der Meta-Business-Manager, optimieren Kampagnen mithilfe von KI. Dennoch bleibt kreativer Input erforderlich, um Inhalte zu optimieren und die Design-Performance zu steigern. DesignerInnen und Performance-ManagerInnen müssen enger zusammenarbeiten.

Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Melanie Becke und Katja Vogel geführt.

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