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Jan Gorfer

„Integration entsteht nicht auf PowerPoint-Folien.”

Jan Gorfer ist seit 2020 Geschäftsführer bei Plan.Net Austria. Im Interview plaudert Jan Gorfer über neue Trends des Digitalen Marketings, das Thema Integration, dem richtigen Mindset und erläutert, welchen Einfluss diese in der Zukunft haben werden.

Im Haus der Kommunikation in Wien sind jetzt die Plan.Net Austria, die Mediaplus, die WienNord Serviceplan und die Now Serviceplan beheimatet. In welcher Relation stehen diese zueinander?

Jan Gorfer: Es ist wirklich das Haus der Kommunikation. Es ist ein Haus, wo wir eben alle zusammensitzen und zusammenarbeiten. Gesellschaftsrechtlich gesehen sind wir, wenn man so will, Schwestern. Unser Ziel ist interdisziplinär zusammenzuarbeiten, ExpertInnen aus verschiedenen Spezialdisziplinen zusammenzubringen um für unsere Kunden die besten Lösungen zu finden. Das finde ich schön und das ist auch genau das, was mich motivierte, diese Aufgabe zu übernehmen. Ich weiß, solche Ziele haben viele und jeder hat irgendwie „Digital Units“ und alle wollen integriert arbeiten oder sagen, dass sie das tun. Zweifelsohne ist Integration wichtig und man darf nicht trennen zwischen Klassik und Digital oder zwischen Media und Kreation usw. Die Frage ist, bringe ich das tatsächlich auf den Boden oder nicht? Wir schaffen dafür laufend Rahmenbedingungen, um allen MitarbeiterInnen genau diese integrierte Zusammenarbeit zu ermöglichen. Das ist unsere Aufgabe als Geschäftsführer und damit ist man auch nie „fertig“. Es ist ein Prozess, den man laufend optimieren und adaptieren muss und der auch flexibel sein muss. Die Basis dafür ist eine gemeinsame Vision, ein gemeinsames Zielverständnis und eine Leitidee, die uns führt.
Wir nennen das -– „Übercreativity, a higher form of innovation“. Also durch das Verbinden von unterschiedlichen Talenten, von unterschiedlichen Unternehmen mit unterschiedlichen Hintergründen und unterschiedlichen Expertisen, glauben wir sehr stark daran, dass wir es schaffen, eben diese höhere Form von Innovation für unsere Kunden zu erzielen. Und noch ein Satz zum Thema Integration, vielleicht der Wichtigste. Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass Integration nur dann funktioniert, wenn die Leute, die daran arbeiten, das passende Mindset mitbringen. Ein integratives, offenes, neugieriges Mindset. Ich kann alles auf PowerPoint Folien schreiben. Ich kann 100.000 Sachen großartig intern und extern präsentieren und verkaufen. Aber es entscheidet sich zwischen den zwei Leuten, die dann am konkreten Projekt zusammenarbeiten. Und das sind nicht immer die Geschäftsführer. In den seltensten Fällen sind es die Geschäftsführer, sondern das ist vielleicht eine Art DirectorIn oder der Junior Texter aus einer WienNord Serviceplan und das ist eine DigitalplanerIn aus der Mediaplus. Das ist vielleicht jemand, der bei uns Performance Marketing macht und erst als Praktikant begonnen hat vor drei Monaten. Das sind die Leute, wo sich Integration insgesamt entscheidet – und das hat nichts mit Können zu tun. Das hat nur was mit Mindset zu tun. Wenn du offen bist und, und ich sage gerne „den Verdacht zulässt, dass der andere vielleicht Recht hat“, dann profitiert man voneinander und dann funktioniert es auch für die Auftraggeber. Das schließt übrigens auch die Zusammenarbeit mit Partnern außerhalb des Hauses der Kommunikation mit ein. Mir ist es egal, mit wem wir arbeiten – das Ergebnis für den Kunden muss stimmen, dann haben alle was davon. In der heutigen Agenturwelt ist kein Platz mehr für übertrieben große Egos.

Wie gehen sie innerhalb Plan.Net vor, wenn es darum geht neue Trends oder Technologien zu integrieren?

Gorfer: Ich habe da einen Spruch meinen MitarbeiterInnen gegenüber, den ich recht passend finde: “Meine Aufgabe ist, euer Sicherheitsnetz zu sein.“ Damit meine ich, dass wenn meine Mitarbeiter zehn neue Dinge probieren und davon 8 schief gehen, dann ist das vollkommen in Ordnung. Ich fange mir erst an Sorgen zu machen, wenn nichts mehr schiefläuft, weil dann haben wir aufgehört, neue Dinge zu probieren. Dabei schließe ich Schlampigkeitsfehler natürlich aus, so etwas sollte nicht vorkommen. Aber gerade in einer Digitalisierungsagentur ändern sich die Anforderung nahezu täglich, Veränderung ist unser täglich Brot, aber das ist genau das was mir auch so viel Spaß macht. Unsere Kunden hier durchzuführen und das für sie Beste gemeinsam herauszuholen. Individuell und immer auch mit klarem Blick auf ihre Ziele und ihr wirtschaftliches Ergebnis. Manchmal verliere ich mich für ein zwei Stunden in neuen, mir bisher unbekannten Aufgaben, einfach weil es mir Spaß macht mich mit Neuem auseinanderzusetzen. Und das erwarte ich auch vom Team.

Was sind ihrer Meinung nach den Trends und Entwicklungen der Zukunft im Bereich Digitalmarketing

Gorfer: Das ist eine schwierige Frage, da man sie immer auch im regionalen Kontext beantworten muss. Das ist zum Beispiel in den USA ganz anders als bei uns in Österreich. Ich glaube, dass das Thema Kundenzentrierung schon immer wichtig war und immer sehr wichtig bleiben wird. Auch das Thema Datenschutz wird für die Menschen generell relevanter. Die Menschen werden zukünftig noch mehr auf das Tracking und die Verarbeitung ihrer Daten achten und nicht mehr jedem ihre E‑Mail-Adresse nennen, der sinnfrei anfragt oder keinen Nutzen bietet. Das merkt man heutzutage schon deutlich. Auch das Thema „cookieless future“ wird, sicherlich weiter für Aufsehen sorgen. Es wird dadurch auch wichtiger für Unternehmen, sich auf die wirklich wesentlichen Aussagen zu konzentrieren und die Kunden nicht mit überflüssigen, oftmals reinen Aktions-E-Mails oder Botschaften zu überhäufen. Kunden wenden sich ganz klar ab, wenn sie sich zugespamt vorkommen. Es geht darum, herauszufinden, was ich als Unternehmen eigentlich wem zu sagen habe, bevor ich Geld investiere um diese Botschaften zu verbreiten. Der Inhalt der Botschaften muss Relevanz haben und meinen Kunden einen Nutzen bieten um eine positive Wirkung auf das Geschäftsergebnis zu haben.

Internet World Austria berichtete in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Sophia Zachhuber und Stefan Verner geführt.

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Elisa Krisper

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