Ich habe jetzt auch KI

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Albert Sachs
Derzeit überbieten sich Unternehmen mit Meldungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Doch sie sollten derartige Nachrichten besser für sich behalten.

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„Ich hab jetzt auch KI!“ Auf diese verkürzte Formel lassen sich diverse Meldungen reduzieren, die aktuell viele Unternehmen in die Welt hinausposaunen. Klingt ein bisschen wie eine Krankmeldung, soll aber zeigen, wie fortschrittlich der jeweilige Absender ist: „Hallo, wir haben jetzt auch den neuesten, heißen Scheiß und sind auch in der Zukunft angekommen.“

Aber wen interessiert´s? Genau. Niemanden! Denn egal, ob eine Firma nun einen Chatbot einsetzt, der auf KI basiert, eine Werbeagentur eine Kampagne entwirft, deren Sujets mit Hilfe von KI generiert wurden, oder ein Dienstleister seine Hotline mit KI bestückt hat: Das interessiert in der großen weiten Welt außerhalb der eigenen vier Wände niemanden und geht auch niemanden etwas an.

Kein Unternehmen hätte früher vermeldet, dass in seinen Büros ein Fax installiert wurde, Nachrichten per E‑Mail ausgetauscht werden oder der Anschluss an das Internet erfolgte. All das waren interne Entscheidungen, die gefallen sind oder nicht, ohne dass darüber großartig per Aussendung Medien und die restliche Öffentlichkeit informiert wurden.

Ganz anders bei der KI. Kaum taucht dieses Kürzel auch nur in der belanglosesten internen Notiz auf, muss das dem Rest der Menschheit mitgeteilt werden. Wir sind ja so modern! Wir sind ja so fortschrittlich! Nur zeugen derartige Jubelmeldungen weder von Modernität noch von Fortschritt. Sie sind bestenfalls modernistisch.

Modernistisch entspricht einer bestimmten Strömung, die rasch wieder verschwinden kann, die oft auch eine bestimmte Gegenströmung auslöst und dadurch möglicherweise auch bald wieder als überholt gilt. Die KI ist da, sie wird bleiben. Sie ist in aller Munde. Wer versucht, werbe- oder PR-technisch auf diesen dahinrasenden Zug aufzuspringen, wird es – Entschuldigung! – auf die Goschn haun. Denn er oder sie haben dann KI und deren Einsatz nicht wirklich verstanden.

Oder noch einmal an einem einfachen Beispiel erklärt: Wenn Sie sich, sagen wir einmal, eine Fuhre Schotter bestellen – ist es Ihnen dann wichtig, ob das Baumaterial mit einem LKW geliefert wird, der mit Diesel oder irgendeinem anderen Treibstoff angetrieben wird? Genau. Interessiert nicht wirklich.

So verhält es sich auch mit der KI. Schön und gut, wenn Sie nutzen. Aber behalten sie es für sich.

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