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© Harald Winkelhofer

Harald Winkelhofer ist davon überzeugt

Harald Winkelhofer: „Digital Marketing ist nach wie vor keine Rocket Science.“

Harald Winkelhofer, Lektor an der FH St. Pölten und Impulsgeber, spricht im Interview über die digitale Medienlandschaft Österreichs und was er als Experte davon hält.

Herr Winkelhofer, 2020 wird als jenes Jahr in die Geschichte eingehen, in dem die Digitalisierung in Unternehmen und Institutionen aufgrund der Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Restriktionen grosso modo einen großen Sprung gemacht hat. Beobachten Sie auch bei Ihren Kunden, dass die vielbeschworene Digitale Transformation durch die Pandemie beschleunigt wurde?

Harald Winkelhofer: Ja, ganz eindeutig. Ich beobachte auch, dass jene, die vieles verschlafen haben in den vergangenen Jahren, jetzt am lautesten schreien und jammern. Zu hoffen ist jedenfalls, dass gewisse digitale Umstellungen, die stattgefunden haben, auch künftig Einzug in das Arbeitsleben erhalten und nicht nur zur Corona-Pandemiezeit angewendet, und dann wieder verworfen werden.

Welche Teildisziplinen im Digital Marketing (SEO, Performance, Social, Display, Video, Programmatic, …) haben 2020 aus Ihrer Sicht exponentiell zugelegt oder sind wichtiger geworden und welchen Teildisziplinen haben an Relevanz eingebüßt?

Winkelhofer: Ich denke, dass alle Teildisziplinen zugelegt haben sollten. Von den genannten, ist meiner Meinung nach Display Advertising am wenigsten stark gewachsen. Hohe Relevanz für alle Branchen und Zielgruppen hat für mich persönlich unverändert SEO und Performance, wenn man etwas zu verkaufen hat.

Welche Trends sehen Sie auf das Digital Marketing in den kommenden Monaten zukommen?

Winkelhofer: In Zeiten wie diesen sind aktuelle Trends eher „Halten“, „Durchhalten“ und „Bestehendes optimieren“, als Neues auszuprobieren oder neuen Trends zu folgen. Das wird bestimmt auch damit zusammenhängen, dass nicht allerorts große Budgets vorhanden sind, um mutig für Neues zu sein.

Wo im Digital Marketing orten Sie Nachholbedarf bei Österreichs Unternehmen und Institutionen?

Winkelhofer: Bei ganz vielen Unternehmen und Institutionen beginnt das meiner Meinung (leider) noch immer beim Auftritt selbst. Machen Sie einen Streifzug durch die Websites jener Unternehmen, mit welchen Sie in den vergangenen vier Wochen zu tun hatten. Machen Sie einen Streifzug durch die App-Stores derselben Unternehmen. Oder – noch einen Schritt tiefer – screenen Sie den Facebook Messenger oder das Internet nach Chatbots von diesen Unternehmen. Ich kann Ihnen versprechen, dass bei sicher einem Drittel der gescreenten Websites, gröbere Optimierungen gebraucht werden würden. Bei Apps werden es schon über 50 Prozent sein, die Verbesserungen bräuchten und bei Chatbots könnten bestimmt zwei Drittel besser aussehen und funktionieren. Gehen wir noch einen Schritt weiter, in die digitale Werbung und bewerten dort die Kreation und Werbemittel (nicht die Auswahl der Kanäle). Auch hier werden wir bestimmt viel Werbematerial finden, welches großen Optimierungsbedarf hat. Was ich damit sagen will? Der Nachholbedarf ist bei Österreichs Unternehmen und Institutionen bestimmt groß, besonders beim digitalen Auftritt. Aber sehen wir es positiv: Hier gibt es viel Potential!

Welche heimischen Digital-Marketing-Kampagnen aus den vergangenen Monaten sind aus Ihrer Sicht Vorzeigeprojekte?

Winkelhofer: Ehrlich gesagt habe keine einzige österreichische Kampagne in Erinnerung oder sonst irgendwie wahrgenommen, die mich angesprochen hätte.

Und welche internationalen Digital-Marketing-Kampagnen sind Ihnen in den vergangenen Monaten aufgefallen?

Winkelhofer: Mir hat persönlich die globale Kampagne von Netflix im November sehr gut gefallen. Und das heißt was, denn ich sehe fast gar nicht fern und so gut wie keine Serien.

Welchen schnell umsetzbaren Tipp in Sachen Digital Marketing haben Sie für Marketingverantwortliche in Unternehmen und Institutionen parat?

Winkelhofer: Es geht nach wie vor nicht um Raketenwissenschaft. Die Basis legt natürlich ein funktionierendes Produkt oder Service, das beworben wird. Und dann kommt man rasch zum Erfolg, wenn folgende drei Hausaufgaben gut erledigt werden: Eine Definition, warum jemand das Produkt oder Service kaufen soll. Aufbauend auf dem „Warum“, sollte eine zeitgenössische Kreation der Werbemittel entstehen. Bei Bewegtbild sollten zum Beispiel Emotionen auf keinen Fall fehlen. Zuletzt ist die Auswahl der passenden digitalen Kanäle (also der Media Mix) für die jeweils definierte Zielgruppe, essentiell.

Dieses Interview ist Teil einer Interviewserie mit Vortragenden des berufsbegleitenden und praxisnahen Masterlehrgang Digital Marketing der Fachhochschule St. Pölten unter der Leitung von Prof. (FH) Mag. Harald Rametsteiner in Kooperation mit der Internet World Austria Redaktion.

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Elisa Krisper

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