Was sind die Key-Insights der Keynote „Leading Through the Turn: How Successful Leaders are Navigating uncertainty in a high velocity world”, die Sie am Österreichischen Kommunikationstag in Wien halten werden?
Elise Mitchell: Ich lehre zwei Grundätze, welche Führungspersönlichkeiten im Wandel der Zeit unterstützen sollen. Der erste Grundsatz lautet Unsicherheit zu akzeptieren und der zweite Grundsatz ist seine Sichtweise zu erweitern. Zum ersten Grundsatz: Unsicherheit gehört dazu und es ist wichtig, Unsicherheit als Teil der Reise anzusehen, sowie sich nicht von ihr aus der Ruhe bringen zu lassen. Im Laufe seiner Karriere wird man vor vielen Fragen und Herausforderungen stehen, auf die man keine Antworten weiß. In diesem Fall ist es besser zuzugeben, dass man keine Antwort auf eine Frage oder keine Lösung für ein Problem hat, anstatt eine zu erfinden. Jedoch muss man dann auch alles daran setzen, die ausstehende Antwort zu finden. Somit kommen wir auch schon zum zweiten Grundsatz: Niemand weiß alles. Daher ist es wichtig, neugierig zu bleiben, sich permanent weiterzubilden und dazuzulernen. Mit dieser Neugierde soll man bevorstehenden Herausforderungen entgegentreten und diese Herangehensweise auch an sein Team weitergeben. Zudem ist es wichtig, weltoffen und unvoreingenommen zu sein. Das sind grundlegende Voraussetzungen, um strategischer Denken zu können. Führungskräfte müssen umsichtig sein und sich darauf konzentrieren, welche Trends sich entwickeln und wie sie sich auf diese vorbereiten können.
Welche Eigenschaften sollen Führungskräfte im Jahr 2019 mitbringen? Was sollten ihre wichtigsten Fähigkeiten sein?
Elise Mitchell: Heutzutage müssen sich Führungspersönlichkeiten an den rasanten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel anpassen. Ein Unternehmen zu leiten, ist ein harter Job, der von permanenter Veränderung geprägt ist. Wer gerne neuen Herausforderungen entgegen tritt und Spaß daran hat, neue Fähigkeiten zu erlernen, die für den Erfolg in einer sich ständig ändernden Welt unerlässlich sind, hat es leichter, eine erfolgreiche und gute Führungspersönlichkeit zu werden. Durch umfangreiche Forschung habe ich die Schlüsselkompetenzen von leistungsstarken Führungskräften identifiziert. Ich helfe auch meinen Kunden, diese Fähigkeiten und Qualitäten zu erlernen und erfolgreich umzusetzen. Zu den Schlüsselkompetenzen zählen unter anderem: die Entscheidungsfindung, Konfliktmanagement, Präsenz, ein strategischer Fokus sowie die Fähigkeit Teams und Ressourcen zu mobilisieren.
Was sind die größten Herausforderungen, vor denen Führungskräfte heute stehen?
Elise Mitchell: Wir leben in einer „VUCA-Welt“ (volatile=unbeständig, uncertain=ungewiss, complex=komplex, ambiguous=mehrdeutig). Infolgedessen stehen Führungskräfte jeden Tag vor neuen Herausforderungen. Viele der altbewährten Strategien können nicht mehr angewendet werden, daher müssen neue Lösungsansätze an aktuelle Gegebenheiten angepasst werden. Zu den größten Herausforderungen gehören: Die Fähigkeit durch den Wandel zu führen ‑und andere dazu zu bringen, einem zu folgen sowie neue Arbeits- und Denkweisen anzunehmen, generationsübergreifende Teams zu führen, Innovationen in einer Welt, in der sich die grundlegende Dynamik von Wirtschaft und Gesellschaft verändert, zu finden und die sich ständig ändernden Bedürfnisse, Präferenzen, Verhaltensweise und Entscheidungsprozesse der Verbrauchen und die Faktoren, die diese beeinflussen.
Welchen Karrieretipp haben Sie für zukünftige Führungskräfte, insbesondere in der Kommunikationsbranche?
Elise Mitchell: Wer in einer einem rasanten Wandel unterliegenden Welt erfolgreich sein will, muss bereit sein, sich permanent weiterzubilden, dazuzulernen und sich anzupassen. Ich rate stets dazu aufgeschlossen, neugierig, bescheiden und flexibel zu sein. Führungskräfte, die über diese Eigenschaften verfügen werden weitaus erfolgreicher sein als diejenigen, die unflexibel und unvorbereitet agieren. Früher oder später tritt ohnehin eine Veränderung ein, bleiben Sie dieser einen Schritt voraus und Sie werden erfolgreich sein.
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, vor denen die Kommunikationsbranche in den nächsten fünf Jahren stehen wird?
Elise Mitchell: Zu den größten Herausforderungen zählen meiner Meinung nach die kontinuierliche Entwicklung hin zu einer digital zentrierten Welt und die Entstehung der „vierten Industriellen Revolution”, die unter anderem Automatisierung, maschinelles Lernen, Internet der Dinge, Robotik, Nanotechnologie, Biotechnologie, selbstfahrende Fahrzeuge, Künstliche Intelligenz und Quantencomputer mit sich bringt. Diese digital disruptiven Innovationen wirken sich stark auf die Wirtschaft sowie die Gesellschaft aus und erfordern von uns als Kommunikationsspezialisten, dass wir stets vorbereitet und auf neue und innovative Weise handeln. Zudem ist es wichtig, in einer zunehmend skeptischen und zynischen Welt Vertrauen zu schaffen und kritischen Themen wie Datenschutz und Geschlechtergleichstellung gut vorbereitet und transparent entgegen zu treten. Auch die Fragmentierung von Plattformen, Kanälen und Tools zur Navigation in der Kommunikationslandschaft können Herausforderungen darstellen.
Warum wird PR auch in fünf Jahren noch eine große Rolle in der Kommunikationsbranche spielen?
Elise Mitchell: Vertrauen wird auch in Zukunft die Basis für eine erfolgreich funktionierende Wirtschaft sein – das wird sich nie ändern. Da es in der Öffentlichkeitsarbeit im Grunde darum geht, Vertrauen zu gewinnen und gegenseitig vorteilhafte Beziehungen aufzubauen, wird diese auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen. Da die Gesellschaft durch die ständigen Veränderungen von Unsicherheit geprägt ist, wird es auch in Zukunft von Bedeutung sein, Vertrauen bei den Interessensgruppen aufzubauen und zu dieses aufrecht zu erhalten. Die Kommunikationsbranche muss sich permanent an den Wandel anpassen und neue Strategien und Lösungsansätze erarbeiten und zurechtlegen.
Werden Sie für den Österreichischen Kommunikationstag zum ersten Mal nach Österreich kommen?
Elise Mitchell: Nein, ich war bereits vergangenes Jahr für ein paar Tage zu Besuch, bevor ich in Bratislava bei einer regionalen ICCO-Veranstaltung vorgetragen habe. Bei der ICCO handelt es sich um die International Communications Consultancy Organization und ich habe die Ehre als Präsident dieser Organisation tätig zu sein. Vor 13 Jahren war ich außerdem mit meinem Mann für eine zehntägige Motorradtour durch die Alpen in Österreich. Damals habe ich mich in das Motorradfahren verliebt und auch gelernt, selbst zu fahren. Heute habe ich mein eigenes Fahrzeug, eine Honda CBR 300R, und mein Mann und ich unternehmen Motorradtouren durch viele verschiedene Länder.
Worauf freuen Sie sich in Wien neben der Teilnahme am Kommunikationstag?
Elise Mitchell: Wien ist eine der schönsten Städte der Welt. Ich freue mich darauf, die vielen Parks, Museen, den Stephansplatz und die Wiener Oper zu sehen. Und natürlich freue ich mich darauf, ein Wiener Schnitzel und ein Stück Sachertorte zu essen.