Herr Strobl, wir gratulieren Ihnen zunächst zu vier Jahren bei ShowHeroes. Sie sind Head of Sales für Österreich und die Schweiz, könnten Sie uns kurz Ihre Rolle als solcher erklären?
Fritz Strobl: Dankeschön! Ja, meine maßgebliche Aufgabe ist es, einerseits unser Sales Team von drei Personen zu leiten und die Agenturen und DirektkundInnen zu betreuen. Für diese Betreuung bin ich im Durchschnitt zwei bis drei Tage in der Woche in ganz Österreich unterwegs. Weiters bin ich für Strategie, Mitorganisation von Events und Workshops sowie auch für die Abstimmung mit unseren internationalen KollegInnen, da wir ja in 34 Ländern vertreten sind, zuständig.
Sie haben die Strategie gerade angesprochen. Gibt es bei ShowHeroes eine bestimmte Vertriebsstrategie und wurde diese in der Vergangenheit geändert?
Strobl: Gerade, weil wir auf so vielen Märkten vertreten sind, haben wir einen riesengroßen Vorteil, da wir sehr viel Input aus anderen Märkten bekommen. Das heißt, wir haben hier fast einen täglichen Austausch in Bezug auf andere Mediastrategien beziehungsweise Mediamix und dahingehende Strategien. Wir tauschen uns aber nicht nur auf der internationalen Ebene aus, sondern sind auch sehr, sehr stark im Direktkundenbereich tätig. Dabei setzen wir auf physische Termine und Präsentationen. Das ist zwar manchmal zeitaufwendig, aber das ist etwas, was dieses Team, das diese Vertriebsstrategie wirklich mitlebt, sehr stark macht.
Wie sehen Sie die Entwicklung, sprich, glauben Sie, dass die persönliche Kommunikation in Österreich bleiben wird?
Strobl: Ich denke, das kommt tatsächlich auf die Größe der Kunden an. Das heißt, je größer der Kunde, desto häufiger treten Mediaagenturen in der täglichen Kampagnenbetreuung in den Vordergrund. Bei mittelständischen bis kleineren Kunden ist die persönliche Kommunikation stärker vorhanden. Wir versuchen hier auch Themen zu finden, die für die Kunden relevant sind, in unsere Präsentation einzubauen. Das geht persönlich besser im Gegensatz zu cold E‑mail oder cold call, denn am Telefon hat noch keiner von uns eine Kampagne verkauft. Weiters ist ein face-to-face-Treffen auch für die Kundenbindung wesentlich.
Wir sehen, dass Technologie in fast jedem Bereich in unserem Leben immer wichtiger wird. Was ist Ihre Meinung dazu, wie sehen Sie beziehungsweise welche Rolle spielt Technologie für die Werbewirtschaft? Auch in Bezug auf AI und generative AI?
Strobl: Für viele Bereichen wird es ein maßgeblicher Change sein, aber in unterschiedlichen Aspekten. Gerade bei dem Thema „Cookieless“ gibt es große Herausforderungen. Eine weitere Veränderung sehe ich beim Thema der Kreation von Werbemitteln und Text mittels AI. Ich bin zwar ein großer Fan davon, was alles möglich sein wird in der Kreation, aber ich sehe es maßgeblich auch als sehr hinterfragenswürdig. Nämlich auch was Bots und Kommentare betrifft, denn es wird schwer zu unterscheiden sein, ob Informationen und Bilder von einer AI erstellt wurden oder nicht. Ich glaube, es wird große Auswirkungen auf die Medienpolitik und die gesellschaftliche Meinungsvielfalt geben.
Würden Sie auch ein Ende der Technologisierung sehen?
Strobl: Nein, das ist für mich gar nicht absehbar, einfach aufgrund der Tatsache, dass die top fünf börsennotierter Unternehmen der Welt, Tech-Unternehmen sind, die alle im weitesten Sinne auch mit Werbung zu tun haben. Wie zum Beispiel Microsoft, Apple oder aber auch Amazon, die tatsächlich global gesehen, einer der größten Werbeplattformen sind. Und deswegen ist der technologische Fortschritt unausweichlich. Wir müssen uns nur sehr gut überlegen, welche Schritte wir wann machen und welche nicht, denn die Technologie wird der Judikatur immer einen Schritt voraus sein. Das beste Beispiel ist die DSGVO.
ShowHeroes hat ein fünf Säulen Nachhaltigkeitskonzept „Better Media“. Können Sie als Ambassador erklären, was genau gemacht wird und wie Sie das genau umsetzen?
Strobl: Um ein Beispiel von vielen zu nennen, haben wir bei unserer Eigenveranstaltung, der „Digital Distillery“ in Innsbruck mit der „Feldschafft“ zusammengearbeitet. Die Lebensmittel, die dort verkocht wurden, kommen direkt vom Feld in die Küche, dadurch wird viel CO2 gespart. Auch nachhaltige Secondhand-Möbel von „Hauruck“ wurden eingesetzt. Auf solche Themen setzen wir und versuchen, das möglichst mit lokalen Partnern zu machen.
Das Thema Nachhaltigkeit ist sehr wichtig und jetzt immer wichtiger geworden. Sehen Sie auch Herausforderungen oder Chancen?
Strobl: Chancen, ja. Wir sehen vor allem Chancen in den Learnings. Wir haben beispielsweise begonnen, bei Werbemitteln und Giveaways bewusste Entscheidungen in Hinblick auf Nachhaltigkeit zu treffen. Statt Plastikkugelschreiber verwenden wir Holzkugelschreiber. Allerdings gibt es viele Herausforderungen, wo man viele Steps mitdenken muss und sich ständig fragen muss, was man besser machen kann. Die Nachhaltigkeit ist immer ein Prozess. Das geht nicht von heute auf morgen. Aus simplen Gründen wie logistischen Themen. Aus diesem Grund implementiert ShowHeroes Nachhaltigkeitsmaßnahmen schrittweise, von Event zu Event und Stage zu Stage. Zum Beispiel verschicken wir statt Blumensträußen Flowerbombs an Agenturen und Kunden. Dadurch versuchen wir hier kleine Steps zu machen, um diesen Nachhaltigkeitsgedanken zumindest mitzutragen und Awareness zu schaffen.
Werden bei ShowHeroes die Nachhaltigkeitsmaßnahmen hauptsächlich aus eigenen Ansprüchen heraus umgesetzt oder auch, weil die Kunden das vielleicht einfordern?
Strobl: Nein, es ist wirklich ein Thema, das von innen herauskommt. Es ist auch die Herausforderungen, KundInnen und PartnerInnen zu finden, die dieses Thema im Fokus haben. Das heißt, es ist meistens eher ein missionarischer Auftrag und wir gewinnen dadurch meistens nichts. Es geht nicht nur um „Better Media“, sondern auch darum, Awareness für das Thema zu schaffen. Die Nachfrage nach nachhaltigen Werbelösungen wächst, da KundInnen und Agenturen vermehrt Partnerschaften mit Unternehmen suchen, die klare Konzepte für Nachhaltigkeit in der Werbung verfolgen. Ein Hindernis ist der höhere finanzielle Aufwand für nachhaltige Produkte oder Dienstleistungen. Wenn ich etwas für die Nachhaltigkeit tun möchte, dann muss ich auch bereit sein, ein bisschen mehr Geld in die Hand zu nehmen, um Kompensation für einen möglichen Umweltschaden zu leisten.
Haben Sie vielleicht drei Wüsche für die zukünftige Entwicklung der Werbebranche?
Strobl: Es gibt immer einen stärkeren Bezug der östereichischen Werbetreibenden zu einem lokalen Markt, wie Österreich. Wir können sehen, wie das Mediensegment in Österreich, beispielsweise die Wiener Zeitung in gedruckter Form oder zahlreiche Fachmedien und andere Medien, schwindet. Obwohl Österreich eine bemerkenswerte Medienvielfalt aufweist, müssen Werbetreibende bedenken, wie man durch Werbung zum Erhalt der Medienvielfalt beitragen kann oder welche Auswirkung es in zehn Jahren haben könnte, wenn man nur auf Social Media und in keinen journalistischen Qualitätsmedien wirbt. Der zweite Wunsch wäre, mehr über Probleme und deren Lösungen zu reden und wie wir die Medien und Werbebranche in den nächsten zehn Jahren prägen und gestalten wollen. Dies ist entscheidend, da immer neue technische Akteure, sei es Social Media oder Technologietreiber auf den Markt kommen und es uns in den kommenden Jahren schwerer machen werden. Als Folge werden die Budgets immer kleiner. Der dritte Wunsch ist, mutiger zu sein. Als Werbetreibender neue Dinge auszuprobieren, anstatt immer wieder auf das zu setzen, was im letzten Jahr funktioniert hat. Dieser Handlungsweise muss meiner Ansicht nach überwunden werden.
Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten über die DMEXCO. Dieser Artikel wurde von Thi Pham und Alrun Lindtner verfasst.