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Eugen Schmidt, Geschäftsführer AboutMedia und Leiter des Online-Vermarkterkreises

Eugen Schmidt, AboutMedia: „Ich sehe bei Metaverse und ChatGPT eher Bullshit-Bingo-Potenzial.“

Die österreichische Bundesregierung jubelt über Einnahmen aus der Digitalabgabe, schafft aber keine brauchbaren Rahmenbedingungen für die Branche, meint Eugen Schmidt, Geschäftsführer von AboutMedia im Interview.

Herr Schmidt, welche waren aus Ihrer Sicht bzw. aus Sicht von AboutMedia die wichtigsten oder auch herausforderndsten Entwicklungen für den Online-Markt im vergangenen Jahr?

Eugen Schmidt: Branchenspezifische Entwicklungen haben manche KundInnen sehr stark auf die digitalen Kommunikationskanäle setzen lassen. Andere waren, wegen der Lieferkettenprobleme, mit angezogener Handbremse unterwegs. So hatten wir PartnerInnen mit einem starken Vertriebsfokus und solche, die aufgrund der Probleme auf Branding gesetzt haben.

Sind diese Themen nun bewältigt oder belasten sie den Markt und seine aktuelle Entwicklung noch immer?

Schmidt: Lieferverzögerungen sind sicher noch nicht für alle Branchen überstanden. Da brauchen manche Unternehmen einen längeren Atem als andere. Die steigende Inflation bringt wieder neue Herausforderungen. Es bleibt somit eine dynamische Zeit.

Sind Themen wie DSGVO und Third Party Cookies endgültig abgehandelt? 

Schmidt: Ganz klares „Jein“. Viele der offenen DSGVO-Punkte sind inzwischen abgeklärt und ausjudiziert, dennoch gibt es auch noch Unklarheiten. Third Party Cookies werden uns jedenfalls noch länger beschäftigen.

Wie lautet Ihre allgemeine Einschätzung des Online-Werbemarktes in Österreich, welche Tendenzen sehen Sie?

Schmidt: Es zeichnet sich wieder ein starkes Wachstum von Meta und Google ab. Unverständlich ist, dass die Bundesregierung mit Stolz auf die wachsenden Einnahmen der Digitalabgabe verweist, statt mit Nachdruck an einem Level Playing Field zu arbeiten. Ich bin hier leider nicht sehr optimistisch, was die weitere Entwicklung betrifft.

Was kommt auf die Branche zu, wo sehen Sie neue Potenziale und Geschäftsfelder – Stichworte dazu sind Metaverse, web3.0 oder auch ChatGP7 und andere?

Schmidt: Die Branche wird sich weiterhin stark verändern. Viele der genannten Begriffe werden die Art, wie Unternehmen kommunizieren, mittelfristig beeinflussen. Kurzfristig sehe ich aber eher „Bullshit-Bingo“ Potenzial.

Mit welchen Entwicklungen und Innovationen dürfen die Werbekunden 2023 bei Ihrem Unternehmen rechnen? 

Schmidt: Wir sehen zwei unterschiedliche Entwicklungen: Einerseits einen stärkeren Fokus auf Employer Branding. Hier wird teilweise schon viel getan, allerdings muss noch in vielen Unternehmen umgedacht werden. Andererseits können Unternehmen, in den meisten Fällen, nicht alle digitalen Kanäle bedienen. Innovation wird daher ganz besonders bei der Priorisierung und Gewichtung der Kanäle liegen.

Gibt es andere Ereignisse, die aus Ihrer Sicht 2023 für die Branche und/oder Ihr Unternehmen wichtig werden?

Schmidt: Es gibt viele neue Digitalkanäle, die evaluiert, neue Technologien, die bewertet und neue Daten, die verknüpft werden müssen. Das Jahr 2023 wird mit Sicherheit spannend und herausfordernd.

Welche digitalen Werbeformen und Werbemittel werden Ihrer Meinung nach künftig eher an Bedeutung gewinnen oder verlieren und warum? 

Schmidt: Es bedarf einer Neubewertung der sozialen Kanäle. Dabei wird vermutlich ein bewährter Kanal an Bedeutung verlieren. Gleichzeitig sollte auf etablierte Kanäle in sicheren, österreichischen Umfeldern nicht vergessen werden. Denn dort gibt es die Reichweite und Umfeld-Qualität, wie wir sie dringend brauchen.

Was erwarten, was erhoffen Sie sich 2023 für den Online-Werbemarkt?

Schmidt: Ich erhoffe mir eine Umverteilung der Werbebudgets auf bewährte Qualitätsmedien. Es wird sich erst herauskristallisieren, ob das auch erwartet werden kann.

Dieses Interview ist Teil einer Artikelserie, die rund um die Spendingstudie 2022, die im April präsentiert wird, erscheint.

Albert Sachs

Albert Sachs