Herr Schmidt, wie sehen Sie im Rückblick das Digital-Werbejahr 2023?
Eugen Schmidt: Gewiss, einige Branchen haben sich in dieser Zeit äußerst positiv entwickelt, während andere aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage eine konservativere Herangehensweise gewählt haben. Dies traf insbesondere auf Unternehmen zu, deren Zielgruppen beträchtliche Investitionen hätten tätigen müssen, wie beispielsweise in den Bereichen Immobilien und Kraftfahrzeuge.
Wie hat sich das Werbejahr aus Sicht von AboutMedia entwickelt, verlief es kontinuierlich oder gab es saisonale Schwankungen oder irgendwelche Ausreißer?
Schmidt: Im ersten Halbjahr haben wir eine außerordentliche Leistung sowohl hinsichtlich unserer Kampagnen als auch des Umsatzes erzielt. Im zweiten Halbjahr hingegen zeigte sich bei der Planung unserer Kunden eine gewisse Zurückhaltung.
In den vergangenen Jahren hat die Entwicklung um die Third Party Cookies die Branche beschäftigt, dieser Käse scheint nun endgültig gegessen, oder?
Schmidt: Die schrittweise Verschärfung der Einschränkungen für den Einsatz von Cookies hat bedauerlicherweise nicht zur Lösung des Problems geführt. Gleichwertige Alternativen sind derzeit auf dem Markt noch nicht in Sicht.
Wir schätzen Sie die aktuelle Entwicklung des Digital-Werbemarktes in Österreich ein?
Schmidt: Der österreichische Digitalmarkt verzeichnet eine rasante Entwicklung. Die ungleichen Machtverhältnisse zwischen österreichischen Anbietern und den digitalen Giganten wie Meta und Google, sowie die optimierbare Umsetzung der Digitalsteuer, nutzen bisher bei weitem nicht das volle Potenzial aus.
Was kommt 2024 auf die Branche zu?
Schmidt: Zusätzliche Social-Media-Plattformen wie TikTok und Threads werden den Anteil der österreichischen Werbeausgaben auf eine breitere Palette von Plattformen verteilen. Das Thema Künstliche Intelligenz wird sowohl den kreativen Bereich als auch die Zielgruppenerreichung grundlegend verändern. Connected TV und Retail Media werden weiterhin ihre Anfangsphase überwinden. Das Jahr 2024 wird somit einen weiteren bedeutenden Schritt im digitalen Wandel markieren.
Wo sehen Sie neue Potenziale und Geschäftsfelder?
Schmidt: Diejenigen, die auf Qualitätsmerkmale setzen, werden auch zukünftig in der Lage sein, sich erfolgreich im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Wenn es uns gelingt, die Potenziale und Anwendungsmöglichkeiten der künstlichen Intelligenz adäquat zu verdeutlichen, werden unsere Partner in der Lage sein, einen Wettbewerbsvorteil in diesem Bereich zu erlangen.
Mit welchen Innovationen dürfen die Werbekunden 2024 bei AboutMedia rechnen?
Schmidt: Die digitalen Innovationen im Bereich Künstliche Intelligenz haben eine transformative Wirkung auf die Marktkommunikation. Dank fortschrittlicher KI-Algorithmen und maschinellem Lernen können Unternehmen personalisierte Marketingkampagnen erstellen, automatisierte Chatbots und virtuelle Assistenten einsetzen, Predictive Analytics nutzen und Aufgaben automatisieren. Diese KI-gestützten Ansätze ermöglichen eine effizientere und effektivere Marktkommunikation. Sie bieten die Möglichkeit, Kundenansprache und ‑bindung zu verbessern, Echtzeit-Kommunikation zu fördern, Omnichannel-Marketing zu realisieren und die Ressourceneffizienz zu steigern. Insgesamt revolutionieren KI-Innovationen die Art und Weise, wie Unternehmen mit ihren Zielgruppen interagieren und Marketingstrategien entwickeln, um den sich wandelnden Anforderungen und Erwartungen gerecht zu werden. Unsere Aufgabe ist es, diese Entwicklungen in das Geschäftsmodell unserer Partner zu integrieren.
Was erwarten, was erhoffen Sie sich 2024 für den und vom Digital-Werbemarkt?
Schmidt: Die bevorstehende Nationalratswahl eröffnet die Gelegenheit zur strategischen Positionierung österreichischer Medien und Vermarkter im nationalen Kontext. Diese strategische Ausrichtung sollte als essenzielles Element im zukünftigen Regierungsprogramm verankert werden, und dementsprechend sollten Fördermaßnahmen zur Unterstützung dieser Ziele etabliert werden. Die Schaffung eines fairen Wettbewerbsumfelds mit den globalen digitalen Großkonzernen stellt hierbei einen zentralen Aspekt dar, von dem der gesamte Markt nachhaltig profitieren kann.
Dieses Interview ist Teil einer Artikelserie rund um die „MOMENTUM Digitalspendingstudie 2023 & Prognose 2024”, die von der Agentur MOMENTUM WIEN in Kooperation mit dem iab austria erstellt wird. Die „MOMENTUM Digitalspendingstudie 2023 & Prognose 2024” wird erstmals beim JETZT SUMMIT (20. und 21. März 2024) in Wien angeteasert und erscheint voraussichtlich im April 2024.