Nein, in Asterix-Heften wurde nicht vor 40 Jahren das Coronavirus vorhergesagt. Auf Corona-Teststäbchen leben auch keine Parasiten. Wer sich durchs Internet bewegt, ist mit ziemlicher Sicherheit schon auf Fake News gestoßen. Wie irreführende Behauptungen in der APA genau überprüft werden, welche Informationen überhaupt gecheckt werden (können) und wie sich die tägliche Praxis zwischen Falschbehauptungen, Deep Fakes und wissenschaftlicher Überprüfung gestaltet – das berichtete Florian Schmidt, Leiter des APA-Faktencheck-Teams, am 27. April im Digitalevent „APA-News-Insight“.
Der Vorwurf „Fake News“ und der Ruf nach Faktenchecks in den Medien ertönt in den letzten Jahren oft und laut. Wie wählt das APA-Team also aus, was tatsächlich als „APA-Faktencheck“ veröffentlicht werden soll? „Dafür gibt es fixe und transparente Kriterien“, wie Florian Schmidt erklärte: „Entscheidend ist eine gewisse Reichweite, also hat eine Äußerung überhaupt Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung – ansonsten würden wir womöglich erst durch den Faktencheck Aufmerksamkeit generieren. Und vor allem muss es sich um eine überprüfbare Behauptung handeln – persönliche Meinungen fallen hier etwa nicht darunter.“ Strenge Kriterien wie Unparteilichkeit und Transparenz gebe auch das International Fact-Checking Network vor, von dem die APA kürzlich zertifiziert wurde.
Alltag zwischen Social Media und Studien
Wie sieht nun ein typischer Tag eines Faktencheck-Teams aus? Viel Zeit werde fürs Monitoring von Social Media aufgewendet. Nach einer Entscheidung, welche fragwürdigen Behauptungen gecheckt werden sollen, beginnt die eigentliche Überprüfungsarbeit. Diese bestehe oft aus klassischer Recherche in Archiven, wissenschaftlichen Texten und Studien sowie dem Befragen von ExpertInnen – optimalerweise aus mehreren Quellen. Oft seien aber auch Tools wie Landkartendienste und vor allem Bildersuchen essenziell – wobei alle in der APA genutzten Dienste und Daten frei zugänglich seien. So könne etwa überprüft werden, ob Fotos und Videos vom behaupteten Ort stammen, ob sie aktuell sind oder schon lange kursieren.
Das Ergebnis eines Faktenchecks, der von wenigen Stunden bis zu mehreren Wochen Arbeit bedeuten kann, ist schließlich ein Bericht, der als „Wegweiser für Interessierte“ dienen soll, sich selbst ein Bild zu machen, betonte der APA-Verification Officer. Er enthält ausführliche Erklärungen sowie sämtliche Quellen und Links, auf die sich die Einschätzung der Redaktion stützt. Sämtliche APA-Faktenchecks werden seit Gründung der Abteilung Anfang 2020 auf Faktencheck der APA und auf Twitter kostenlos veröffentlicht. Im Rahmen einer Kooperation mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) überprüft die APA als nationaler Partner auch Postings im Auftrag von Facebook, welche dann im Feed für die User entsprechend gekennzeichnet werden – jedoch nicht gelöscht oder zensuriert.
Delfine und Emotionen
„Es ist ein bisschen wie Detektivarbeit, es gibt kein Schema für alle Falschmeldungen. Wir suchen jedes Mal nach Hinweisen, die eine Überprüfung möglich machen. Durch Anhaltspunkte wie unter anderem ein markantes Gebäude und Recherchen in italienischen Medien konnten wir etwa aufdecken, dass ein Video, das angeblich Delfine in Triest während des ersten Lockdowns zeigt, in Wirklichkeit aus dem viel südlicheren Cagliari stammte,“ berichtete Schmidt von einem konkreten Fall. Ein Wermutstropfen für die FaktenprüferInnen: Die Checks fänden generell deutlich weniger Verbreitung als die ursprüngliche Behauptung, so Schmidt: „Die Falschmeldung löst mit schier unglaublichen Fakten Emotionen aus – die Überprüfung bringt dann meistens alles auf die Ebene der nüchternen Realität zurück.“