Diese Entwicklungen zeigen, dass E‑Commerce zu einem der großen Wachstumsmotoren für Österreichs Wirtschaft geworden ist. Im Zuge einer von Amazon in Auftrag gegebenen Studie hat das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria die volkswirtschaftliche Bedeutung des Online-Handels für den Standort Österreich auf empirischer Basis untersucht.
Obwohl der Begriff E‑Commerce meist stark mit dem Endkundengeschäft in Verbindung gebracht wird, entfallen hierzulande lediglich 44 Prozent des Umsatzes auf B2C-Verkäufe. Der Großteil der Umsätze heimischer Unternehmen (56 Prozent) geht auf das B2B-Geschäft zurück. Zu den umsatzstärksten Branchen zählen in diesem Zusammenhang der Handel (50 Prozent), die Herstellung von Waren (16 Prozent) sowie der Bereich Verkehr und Lagerei (9 Prozent).
Wirtschaftsleistung von E‑Commerce in Österreich bei etwa 6,7 Milliarden Euro
Generell liegt der volkswirtschaftliche Beitrag, den E‑Commerce zur österreichischen Wirtschaftsleistung beisteuert, laut Analyse bei etwa 6,7 Milliarden Euro. Davon schlagen sich 4,3 Milliarden Euro in einem direkten Beitrag zur Wertschöpfung nieder. Weitere 2,5 Milliarden Euro trägt E‑Commerce indirekt über verbundene Dienstleistungen entlang der Wertschöpfungsketten zur österreichischen Wirtschaftsleistung bei. Damit geht ein Beschäftigungsvolumen von rund 122.000 Beschäftigten einher, was in etwa 2,7 Prozent der Gesamtbeschäftigung entspricht. Zudem bietet E‑Commerce vor allem kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) einen einfachen Zugang zu neuen Kundengruppen im In- & Ausland. Während größere Unternehmen häufig auch über unternehmenseigene E‑Shops und Verkaufsplattformen verfügen, stellen anbieteroffene Online-Marktplätze insbesondere für KMU einen wichtigen Vertriebs- und Vermarktungskanal dar. Im Jahr 2020 lag der Anteil der kleinen Unternehmen an den gesamten Verkaufserlösen über Online-Marktplätze bei über 50 Prozent, während der Anteil der größeren Unternehmen hier nur bei 18 Prozent lag. Insgesamt nutzten in Österreich im Jahr 2020 bereits rund 67 Prozent der KMU die Vertriebschancen durch E‑Commerce.
Ein Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von E‑Commerce in der mittelständischen Wirtschaft ist der Autozubehörproduzent Walser aus Hohenems (Vorarlberg). Das Familienunternehmen mit über 40-jähriger Geschichte nutzt den elektronischen Vertrieb bereits seit über zehn Jahren als festen Bestandteil der Unternehmensstrategie. Mittlerweile ist bereits rund ein Viertel des gesamten Personals von Walser ausschließlich für E‑Commerce zuständig.
Weiteres Potential nutzen
Die Ergebnisse unterstreichen, dass E‑Commerce für Österreichs Volkswirtschaft von signifikanter Bedeutung ist. „Zu den wohl wichtigsten Effekten des E‑Commerce zählen die Beschleunigung von Innovationen im Handel und damit verbundenen Branchen, die Effizienzsteigerung durch digitale Technologien sowie die Möglichkeit einer niederschwelligen Erweiterung und Exportsteigerung für Klein- und Mittelunternehmen. Im internationalen Vergleich zeigen sich allerdings wie so oft noch Wachstumspotenziale, die es zu nutzen gilt”, erklärt EcoAustria Direktorin Monika Köppl-Turyna. Während heimische Unternehmen nur rund 5 Prozent ihres Gesamtumsatzes mit Online-Handel erwirtschaften, verzeichnen Betriebe in den führenden europäischen Ländern wie beispielsweise Großbritannien bereits 10 Prozent, oder Irland sogar 20 Prozent. Dieses noch nicht vollends genutzte Potential stellt für österreichische Unternehmen eine Zukunftschance dar.
Schließungen im Handel im Zuge der Covid-19 Pandemie haben den Trend zu einem hybriden Einkaufsverhalten verstärkt und teils vollständig zu online-basierten Einkaufsverhalten der Bevölkerung geführt. Jüngste Konsumbefragungen deuten zum Teil auf eine langfristige und nachhaltige Verschiebung der Einkaufspräferenzen hin. Die größten Entwicklungspotenziale identifiziert EcoAustria im Ausbau technologischer Innovationen, durch die eine neue Form des internetunterstützen Einkaufens entstehen kann. Hierzu zählen beispielsweise Live-Shopping Erlebnisse oder auch Entwicklungen im Bereich Metaverse. Besonders die mit dem E‑Commerce verbundenen IKT-Leistungen bringen in diesem Zusammenhang ein hohes Innovations- und Entwicklungspotenzial mit sich. Nicht zuletzt ist auch die zunehmende Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche sowie die Erweiterung digitaler Fähigkeiten innerhalb der Bevölkerung und auf Seiten der Unternehmen maßgeblich für die künftige Entwicklung des E‑Commerce.