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© APA/APA-Fotoservice/Schedl

Die Veröffentlichung des neuen "Reuters Institute Digital News Reports" im APA-Medienzentrum mit Clemens Pig (APA)

Digitalformate sind das Zukunftsasset für klassische Medien

In einer Podiumsdiskussion mit Alexander Wrabetz, Martina Salomon, Clemens Pig und Melisa Erkurt wurde die steigende Relevanz von Digitalmedien vor allem für die junge Zielgruppe erneut deutlich.

Österreichische MedienmacherInnen sehen – nicht zuletzt aus den Erfahrungen infolge der Corona-Pandemie – in der Digitalisierung von Nachrichtenangeboten ein wichtiges Asset für die Zukunft der Branche, insbesondere mit Blick auf die junge Zielgruppe. Zu diesem Befund kam eine Podiumsrunde am 23. Juni anlässlich der Veröffentlichung des neuen „Reuters Institute Digital News Reports” im APA-Medienzentrum mit Melisa Erkurt (Die Chefredaktion), Alexander Wrabetz (ORF), Martina Salomon (Kurier) und Clemens Pig (APA).

Junge in Österreich informieren sich primär Online und über Social Media

Die Österreich-Auswertung des Reports zeigte unter anderem stark gestiegenes Vertrauen in traditionelle Medien in Pandemiezeiten. Während TV die wichtigste Nachrichtenquelle bleibt und die Nutzung von Printprodukten weiter rückläufig ist, gibt es vor allem bei jungen Menschen einen vermehrten Konsum von Online-Kanälen, insbesondere im Social-Media-Bereich. Zeitgleich steigt auch die Bereitschaft, für digitale News zu bezahlen. In der von „Falter”-Redakteurin Nina Horaczek moderierten Veranstaltung diskutierten ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, „Kurier”-Chefredakteurin Martina Salomon, APA-Geschäftsführer Clemens Pig und Melisa Erkurt, Gründerin des rein auf Instagram präsenten Jugendportals „Die Chefredaktion”, ihre Schlüsse aus den Resultaten.
Wrabetz zeigte sich über die vor allem für die TV- und Radio-Nachrichten des ORF ausgewiesenen hohen Vertrauenswerte erfreut: „Wir dürfen uns aber nicht auf die klassischen Medien verlassen”, mahnte er mit Blick auf die zunehmende Relevanz von digitalen Medien. Hier habe es im Unternehmen insofern einen Paradigmenwechsel gegeben, als Social Media als „dritte Säule unserer Informationsleistung” zu begreifen sei. Das sei zwar nicht unumstritten, „aber es gibt keine Alternative”. Das ZiB-Format auf Instagram funktioniere gut, im Sommer soll die „Zeit im Bild” auch auf Tiktok einen Auftritt bekommen, kündigte der ORF-Chef an. Viele junge Menschen würden auf diesem Weg wohl erst mit der Marke ZiB in Berührung kommen.

Hohes Vertrauen durch neutrale Berichterstattung

Wrabetz, der am 10. August erneut als Generaldirektor des ORF antritt, meinte zudem, die infolge von Corona gestiegenen hohen Vertrauenswerte des Publikums könnten nur durch neutrale Berichterstattung gehalten werden. Denn es zeige sich: Überall dort, wo die Öffentlich-Rechtlichen von einem starken Zugriff durch die jeweils Regierenden geprägt seien – etwa in Polen oder Ungarn – verlieren sie an Vertrauen und damit auch an Reichweite.

Salomon versicherte, der „Kurier” habe einen Digitalisierungsschub durch die Pandemie nicht gebraucht, sondern schon vor zwei Jahren das Digitalabo eingeführt und damit inzwischen 20.000 Bezahlabos generiert. Dadurch sei die Gesamtzahl der Abonnentinnen und Abonnenten nach einem Sinkflug wieder gestiegen. Wichtiges Asset dabei seien die mittlerweile sieben Podcasts, die die Zeitung anbietet – mit bis zu 60.000 Hörerinnen und Hörern pro Woche: „Ich war selbst überrascht, wie das abgegangen ist.” Die große Herausforderung werde sein, die gestiegene Zahlungsbereitschaft zu halten, „denn mit einer rein geprinteten Tageszeitung wird es in Zukunft wohl schwierig werden”.

Pig erklärte, die digitale Transformation der APA sei ein Marathonlauf, „der vor Corona begonnen und jetzt einen Schub erhalten hat”. Das betreffe innovative Lösungen für Kunden, die laufend entwickelt werden. Die Redaktion habe etwa neben verstärktem Live-Output im Video- und Blog-Bereich neue digitale Angebote entwickelt – etwa leicht verständliche Corona-Nachrichten in zwischenzeitlich elf verschiedenen Sprachen oder zusätzlicher News-Mehrwert auf Basis von Datenjournalismus. Derzeit arbeite man gemeinsam mit dem ORF und zahlreichen Medien verlegerischer Herkunft an einem „zentralen österreichischen Medien-Login”. Denn wenn in Pandemiezeiten verlässliche Nachrichten so benötigt würden wie Trinkwasser, dann brauche es auch einen entsprechend einfachen Zugang, den dieser gemeinsame Medienaccount bieten werde.

Wissen, wo und wie man die Zielgruppe erreicht

Erkurt sah die Bespielung von Social-Media-Kanälen vor allem im Hinblick auf das junge Publikum gewissermaßen als Grundvoraussetzung – denn: „Wenn wir die erreichen wollen, müssen wir dorthin, wo sie sind.” Dabei reiche es nicht, wenn Medien einfach klassische Geschichten auch auf Twitter oder Instagram posten. Es brauche neue Erzählweisen und Zugänge. Bei „Die Chefredaktion” träten die Redakteurinnen und Redakteure beispielsweise mit den Followern in Kontakt und kommen so auch auf einen Teil ihrer Geschichten. Außerdem werde transparent gemacht, wie journalistische Arbeit funktioniere: „Viele junge Menschen glauben, die Redaktion ist auch für die Werbung zuständig.„
Ob man von einem reinen Instagram-Auftritt auch leben könne, wollte Moderatorin Horaczek wissen. Erkurt räumte ein, dass sich ihr Medium derzeit noch über Förderungen finanziere, zeigte sich aber mittelfristig durchaus optimistisch, was zahlungsbereite Userinnen und User anbelangt. „Junge Menschen zahlen auch für Spotify oder Netflix. Man muss ihnen nur interessante Bezahlmodelle anbieten.”

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Elisa Krisper

Chris Budgen

„Im Wald vor lauter Bäumen” von Dirk Brockmann

In einer vernetzten Welt müssen wir vernetzt denken, um Zusammenhänge zu erkennen. So können wir komplexe Phänomene wie Pandemien, Klimawandel oder Verschwörungserzählungen verstehen. Der Komplexitätsforscher Dirk Brockmann betrachtet die Welt ganzheitlich.