Rasch einen Link in einem Blog-Beitrag oder einer Social Media-Meldung angeklickt. Binnen weniger Sekunden wird mir eine thematische Erweiterung angeboten. Vermeintlich. Denn oft genug nur sechs oder vielleicht sogar acht Zeilen. Die nach unten hin immer blasser werden. Und schon ist der Text zu Ende. Und tschüss! Schon bin ich weg. Für immer.
Vor allem ehemalige Verlagshäuser, die sich wegen ihres Multichannel-Angebots ja längst zu Medienhäusern gewandelt haben, sehen in Bezahlschranken oder Paywalls eine Chance. Endlich können sie mit ihren Online-Angeboten Erlöse generieren oder gar Leser für ihre Printausgaben zu gewinnen. Ich sehe darin eher ein Instrument, um KundInnen zu vergraulen, LeserInnen abzuschrecken, User zu anderen Angeboten weiterzuleiten.
Vor allem aber sind diese Bezahlschranken eine Hemmschwelle für die Kreativität im eigenen Haus und für ungewöhnliche Lösungen. Angebote, die den KundInnen wirklich weiterhelfen, ihnen Service bieten, sie begeistern. Für die sich auch bereit wären, zu bezahlen.
Hingegen erschließt sich mir der Sinn von Agenturmeldungen und leicht umgewandelten Presse-Aussendungen, die sich immer öfter hinter dieser Schranke finden, nicht. Zunehmende Monotonie und zunehmender Gleichklang. Immer mehr vom gleichen, redundanten Angebot. Dafür auch noch bezahlen? Das Gleiche findet sich – möglicherweise erst nach ein paar Minuten zusätzlichem Rechercheaufwand – ohnedies an anderer Stelle wieder. Ohne dafür die eigene Geldbörse öffnen zu müssen.
Geradezu Kopfschütteln und Lachanfälle lösen bei mir Angebote hinter der Bezahlschranke aus, welche nichts anderes sind als Marketing-Meldungen des jeweiligen Medienhauses, Verkaufsangebote eines Verlages. Alles schon erlebt. Alles kein Einzelfall. Da soll vorab bereits dafür bezahlt werden, dass später eine Veranstaltung besucht, ein Produkt oder eine Service-Leistung bestellt wird, für die ohnedies das Hundertfache, vielleicht sogar Tausendfache fällig wird. Groschengeschäft. Die Lese-Mautschranke als Intelligenztest. Blindwütiges Verstecken hinter der Schranke.
Apropos verstecken. Hinter der Bezahlschranke scheint sich auch die Kreativität in vielen Medienhäusern gerne zu verstecken. Denn bisher habe ich erst ganz wenige, mir sinnvollere und vielversprechendere Bezahlangebot entdeckt. Beispielsweise, wenn ich tagesaktuelle Informationen ungehindert abrufen kann, aber mit einem Bündel an weiterführenden Lesevorschlägen und thematischen Links überrascht werde. Das ist nicht nur Kundenfreundlich, sondern auch erfolgsversprechend.
Baut endlich die sinnlosen und innovationshemmenden Bezahl- und Kreativschranken ab. Lasst euch etwas Umsatzträchtigeres einfallen, als das Abwedeln von Texten in den schönsten Graustufen.
Als kleine Anregung empfehle ich einen Blick auf das Online-Angebot der Furche. Gut, kein Massenblatt und kein Umsatzkaiser. Aber deren kleines Team zeigt, was Online-Services eines Medienhauses auch sein können. Zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.