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Für 31 Prozent der Befragten in Österreich nannten "Sicherheitsbedenken" als Grund dafür

Diamonds Factory-Studie: Wie Unternehmen gegen Digitale Kluft vorgehen sollten

Vor allem seit Corona wird Unternehmen immer wieder eingetrichtert: Setzen Sie einen Schwerpunkt auf Online-Strategien, erstellen Sie einen Social Media Account, machen Sie Ihre Dienstleistung digitaler. Obwohl das gute Ratschläge sind, hat trotzdem nicht jeder Zugang.

Trotz der omnipräsenten Digitalisierung in Unternehmen, wird ein nicht unerheblicher Teil der Gesellschaft dabei vergessen: Die Menschen, die keinen Zugang zu moderner Technologie haben oder nicht die notwendigen Fähigkeiten besitzen, um diese zu benutzen. Das fand Diamonds Factory in einer aktuellen Studie heraus.

Warum die Digitale Kluft interessant ist

In Deutschland gaben 2019 etwa 15 Prozent an, dass ihr letzter Online-Einkauf mehr als ein Jahr zurück liegt, oder dass sie noch nie online eingekauft haben. In Österreich liegt dieser Prozentsatz sogar bei 26 Prozent und in der Schweiz bei 17 Prozent. In Zahlen waren das mehr als 12,4 Millionen Menschen in Deutschland, mehr als 2,3 Millionen Menschen in Österreich und mehr als 1,4 Millionen Menschen in der Schweiz. Menschen, die allgemein geringe digitale Fähigkeiten haben, machten 2019 in Deutschland etwa 22 Prozent aus, in Österreich etwa 21 Prozent und in der Schweiz 19 Prozent. Es ist also ein beachtlicher Teil unserer Gesellschaft, der nicht online einkauft und/oder geringe digitale Fähigkeiten hat. 

Warum Menschen nicht online einkaufen

Menschen, die das Internet das letzte Mal vor einem Jahr oder noch nie benutzt haben, haben verschiedenste Gründe angegeben, warum sie nicht online einkaufen. In Österreich haben 24 Prozent als Grund angegeben, „keine digitalen Fähigkeiten” zu besitzen. Für 31 Prozent der Befragten waren „Sicherheitsbedenken” der Grund dafür, nicht online zu shoppen, 17 Prozent nannten „Vertrauensprobleme, die Ware zu erhalten, zurückzuschicken oder sich zu beschweren” als Hauptgrund. Immerhin 15 Prozent der befragten ÖsterreicherInnen gaben an, „keine Zahlungskarte” zu besitzen. Die überwältigende Mehrheit – nämlich 90 Prozent – gaben an, „aus Macht der Gewohnheit” nicht online zu shoppen, sondern lieber im Geschäft. Die Macht der Gewohnheit scheint also oft die größte Hürde zu sein, wenn es darum geht, online einzukaufen, was mit vielen wissenschaftlichen Arbeiten übereinstimmt, die sich das Problem genauer angesehen haben – oft fehlt aber auch die Motivation, digitale Fähigkeiten zu erlangen, da darin kein Mehrwert gesehen wird.

Wie Sie Menschen erreichen, die nicht online unterwegs sind

Marketing Experte Ben Stinson, E‑Commerce Leiter von Diamonds Factory, gibt die folgenden Einblicke zu diesem Thema: “Obwohl eine digitale Strategie unglaublich wichtig für ihr Unternehmen ist, darf man als Unternehmen den Teil der Bevölkerung, der nicht online unterwegs ist, nicht vergessen. Wenn man sich die Gründe ansieht, warum Menschen nicht online einkaufen, kann man als Unternehmen schnell konkrete Handlungen ableiten, die dabei helfen, es dieser Zielgruppe einfacher zu machen, online einzukaufen. Am wichtigsten ist wohl, die Möglichkeit per Rechnung zu zahlen, anzubieten, da ein großer Teil keine Zahlungskarte besitzt und/oder Sicherheitsbedenken hat, die Ware zu erhalten. Wenn es für Sie also möglich ist, diese Zahlungsmöglichkeit anzubieten können Sie diesem Vertrauensproblem direkt aktiv entgegensteuern, da die Ware mit der Rechnung geliefert wird.“

“Des weiteren ist es immer eine gute Idee, einen Kundenservice per Telefon zu haben, den die KundInnen anrufen können. Mit einem anderen Menschen verbunden zu werden, der dem oder der KundIn weiterhilft, erhöht das Vertrauen und ist ebenfalls ein alternativer Weg, Ihre Produkte zu bestellen. “

“Der häufigste Grund, warum Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht online einkaufen ist die Macht der Gewohnheit – als UnternehmerIn müssen sie sich also fragen: Wie kann ich diesen Zyklus brechen? Habe ich vielleicht die Möglichkeit, Menschen in den Läden, wo mein Produkt physisch angeboten wird, eine Einführung zum digitalen Service zu geben? Kann ich Rabatte für erstmalige Online Bestellungen anbieten, die Menschen motiviert, sich digitale Fähigkeiten anzueignen? Was Sie realisieren können, ist natürlich von Unternehmen zu Unternehmen verschieden, es ist jedoch eine gute Idee, dieser Frage etwas Bedenkzeit zu geben.”

“Ein weiterer Aspekt, den Sie bedenken sollte, ist, wer Teil dieser Zielgruppe ist. Ein hoher Anteil der Menschen, die geringe digitale Fähigkeiten haben, gehört zu älteren Teilen der Bevölkerung. Die Wahrnehmung von Datenschutz zum Beispiel ist unter älteren Menschen sehr viel kritischer. Sie sollten sich also vergewissern, dass absolut klar ist, warum Sie welche Daten brauchen und zu probieren, nicht absolut notwendige Daten optional zu machen.”

Gemeinsam zu einer inklusiven Gesellschaft

Es gibt somit viele Vorteile, ihr Unternehmen zugänglicher zu Menschen mit keinen oder geringen digitalen Fähigkeiten zu machen – abgesehen von einer wichtigen Zielgruppe, die ihr Produkt kaufen kann, helfen Sie gleichzeitig auch, unsere Gesellschaft Schritt für Schritt inklusiver zu gestalten – eine Win-Win Situation also.  Dabei müssen die Handlungen anfangs nicht mal riesig ausfallen – die Möglichkeit, per Rechnung zu zahlen zum Beispiel ist ein recht kleiner Schritt, der Menschen weiterhelfen kann. Sie wissen am besten, welche Schritte für Sie als UnternehmerIn realisierbar sind und vielleicht haben Sie ja bereits Ideen, wie wir alle dazu beitragen können, unsere Gesellschaft etwas inklusiver zu gestalten.

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Elisa Krisper

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Chris Budgen

„Creativity Inc.” von Ed Catmull

Von Ed Catmull, Mitbegründer (zusammen mit Steve Jobs und John Lasseter) der Pixar Animation Studios, kommt ein scharfsinniges Buch über Kreativität in der Wirtschaft.