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Dem geförderten Gaul schaut man ins Maul

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Albert Sachs
Österreich hat jetzt auch eine Podcast-Förderung. Ob das wirklich eine gute Idee ist?

Zwischen den EU-Wahl-Schlappen und der bevorstehenden Nationalratswahl (29. September) trommeln sich heimische MedienpolitikerInnen wieder einmal kräftig auf die Brust. Immerhin wurde von den beiden Regierungsparteien ÖVP und Grünen noch rasch per Initiativantrag ein neues Medienpakte in den Nationalrat eingebracht, das zusätzliche Millionen an Förderungen für Privatsender und erstmals auch eine Förderung für Podcasts verspricht.

Mit dem neuen Medienpaket, das u.a. das Doppelförderverbot in der Publizistikförderung aufhebt, wird der Fördertopf für den Privatrundfunk um fünf auf nunmehr 25 Millionen Euro aufgestockt. Außerdem wird der Fonds für den Nichtkommerziellen Rundfunk (NKR) von 5 auf 6,25 Millionen Euro aufgefettet sowie die Förderung für „digitale Übertragungstechniken und digitale Anwendungen … im Zusammenhang mit Rundfunkprogrammen“ von zuletzt 500.000 Euro auf eine Million Euro erhöht und damit gleich verdreifacht. Völlig neu ist wiederum die Förderung von Podcasts mit 500.000 Euro. Diese Förderung scheint vor allem ein Anliegen der Grünen zu sein.

Die Podcast-Förderung zeigt allerdings einmal mehr die die zahlreichen Hürden, Unzulänglichkeiten und Unklarheiten in der österreichischen Medienpolitik und Medienförderung auf. Denn 500.000 Euro scheinen zum einen eine beachtliche Summe zu sein, andererseits handelt es sich – umgelegt auf die Vielfalt und die Bandbreite der Podcasts in Österreich – bestenfalls um eine finanzielle Anerkennung. Dazu ein paar Zahlen: Zum Podcast-Award von Ö3 wurden zuletzt 1.300 Podcasts eingereicht. Der ORF wiederum führt in seinem Podcast-Angebot derzeit 214 verschiedene Angebot von ORF-MitarbeiterInnen und/oder zu ORF-Sendungen auf. In der Österreichischen Auflagenkontrolle (ÖAK), die mittlerweile auch Daten für Podcasts ausweist, sind laut den Zahlen vom April 2024 immerhin bereits 32 Podcasts gelistet.

Noch ein bisschen schwammig sind die Kriterien für die neue Podcast-Förderung, die an Angebote aus den Bereichen Medien- und Digitalkompetenz, Information, Kultur, Bildung, Wissenschaft sowie Forschung vergeben werden soll. Eine Richtgröße sind 10.000 Downloads pro Monat. Dies würde derzeit auf 25 der 32 in der ÖAK ausgewiesenen Podcast zutreffen. Wobei davon wiederum rund ein Drittel großen Medienhäusern zuzuordnen ist – allerdings befindet sich darunter kein einziger ORF-Podcast, die allesamt nicht an der ÖAK teilnehmen.

Zur Verteilung bzw. Zuerkennung der Podcast-Fördergelder an einzelne BetreiberInnen wird es vermutlich noch intensive Diskussionen geben. Unklar ist beispielsweise, ob die Förderbeträge in erster Linie an die Angebote von Medienhäusern gehen werden oder sollen – wie das beispielsweise auch bei der Digitalförderung der Fall ist, während reine Digitalmedien-Anbieter von der Digitalförderung weitgehend ausgeschlossen bleiben. Oder ist die Podcast-Förderung eher für Einzel-Initiativen gedacht? Dort reicht das Angebot von der „Dunkelkammer“ von Investigativ-Journalist Michael Nikbakhsh bis hin zum „Gezwitscher“ von BirdLife Austria. Dazu gibt es einige sehr engagierte und erfolgreiche Podcast-ProduzentInnen, die gleich mit mehreren verschiedenen Angeboten in den Hitlisten aufscheinen.

Zu den Podcast-Anbietern zählen aber auch Unternehmen wie beispielsweise die Erste Bank mit ihrem Jugend-Podcast #glaubandich und Interessensvertretungen – allein die Wirtschaftskammer betreibt von „Autofahrer“ über „Lookaut Aussenwirtschaft“ bis hin zu „Wirtschaft kompakt“ eine ganze Reihe an Podcasts. Dazu gesellen sich politische Parteien und einzelne PolitikerInnen als Podcast-Anbieter. Alle potenziell förderungswürdig? Oder doch nicht? Viele Fragen. Viele Unklarheiten.

Vergeben werden soll die Podcast-Förderung von der Medienbehörde RTR. Die Entscheidungen, wer gefördert wird, werden dabei von einem Beirat unterstützter Geschäftsführer getroffen.

Klingt jedenfalls alles noch ein bisschen unausgegoren und kompliziert, nach viel Aufwand und wenig Effizienz, nach Löcher stopfen und Gräben aufreißen.

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