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Daten sind das Schmiermittel der Digitalisierung

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Albert Sachs
Daten werden immer wichtiger. Doch das Marketing tut sich vielfach schwer mit ihnen. Auf der einen Seite werden viele Daten gesammelt. Auf der anderen Seite verstauben sie vielfach ungenutzt.

Daten sind besser als ihr Ruf. Allerdings haben wir als Gesellschaft, als einzelnes Individuum ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu Daten und zum Umgang mit Daten. Wir steuern unaufhaltsam auf die digitale Gesellschaft zu, leben schon mitten darin. Diese digitale Gesellschaft ist weitgehend von Daten getrieben. Wir geben dann auch vielfach bereitwillig unsere Daten weiter. In sehr vielen Fällen sogar, ohne es wirklich zu ahnen oder zu wissen. Wir entwickeln aber auch eine individuelle und kollektive Angst vor dem Missbrauch von Daten. Datenskepsis ist mehr als ein Schlagwort.

Langen haben Unternehmen und andere Institutionen mit großer Lust und hohem Aufwand Daten gesammelt. Vielfach blieb es allerdings beim Sammeln. Was sie mit den Daten anfangen könnten, wie sie diese zu ihrem eigenen Vorteil und Nutzen einsetzen können, wussten viele Unternehmen nicht wirklich. Möglicherweise gibt es in vielen Unternehmen noch immer ein etwas ratloses Verhältnis zu jenen Daten, die bei ihnen anfallen und auch von ihnen selbst gesammelt werden. Daten versprachen, versprechen viel. Ihre Interpretation, ihr nutzenbringender Einsatz in der Wirtschaft blieb allerdings lange Stückwerk.

Hingegen zeigen viele Felder und Segmente, die sich früher ausschließlich auf Talent und Gefühl, auf Erfahrung und Bauchentscheidungen setzten, längst, wie sich Daten sinnvoll einsetzen lassen. Der Sport produziert heute beispielsweise wahre Tsunamis an Daten. Nicht nur während eines Formel 1‑Rennens werden Millionen Daten von einem Boliden an die Kommandozentralen übertragen, auch der moderne Fußball, der Skisport und viele andere Disziplinen wäre ohne Daten und ihre Analyse auf höchstem Niveau kaum noch denkbar. Analysieren oder verlieren.

Wir leben in einer Datenwelt. Haben allerdings ein äußerst eigenwilliges Verhältnis dazu. Wir haben noch immer Angst vor Big Data. Obwohl wir meistens schlicht und einfach nicht wissen, was dahinter steckt. Aber es beschleicht uns eben sehr oft ein leicht mulmiges Gefühl, wenn wir nur den Begriff Daten hören. Oder einige unsere Daten irgendwo hergeben sollen. Über diese Ängste übersehen wir vielfach jenen Nutzen, den uns Daten auch bieten können.

Unser Unbehagen entwickeln wir schon in der Schule, wo die Mathematikschularbeit als die schlimmste aller Prüfungssituationen gilt und von Ausstehenden aus stets zu dieser gemacht wird. Und es endet schließlich bei Weltuntergangsfantasien rund um den gläsernen Konsumenten, dem völlig und bis in seine letzte Regung datenmäßig erfassten und gesteuerten Menschen. Dessen Unglück sich nicht einmal mehr von der DSGVO abwenden lässt. 

Dabei helfen uns Daten, die Welt um uns herum zu analysieren, sie zu interpretieren und einzuordnen, sie zu verstehen. Wir brauchen Daten, um in einer immer komplexer werdenden Welt zurechtzukommen, um diese Komplexität zu bewältigen. Daten dienen aber auch dazu, unseren Lebensstandard zu verbessern, ein sorgenfreieres, angenehmeres Leben führen zu können. Das reicht beispielsweise von Themen wie Gesundheit über Bevölkerungs- und gesellschaftliche Entwicklungen, von Umweltschutz und Nachhaltigkeit bis hin zu jedem einzelnen Wirtschaftssektor. 

Mit der Künstlichen Intelligenz kommt aktuell eine Entwicklung auf uns zu, die umso besser funktioniert, funktionieren wird, je mehr und je besser sie mit Daten gefüttert wird. Daten werden damit ihrer Rolle als Rohstoff der Zukunft schon heute von Tag zu Tag mehr gerecht. Doch wir sehen eine Bedrohung in diesem Rohstoff, verdammen ihn. Bewerten den Rohstoff Daten einseitig. Erkennen nicht seine Potenziale. Obwohl wir das Know-how und die technischen Fähigkeiten hätten, ihn umfassend zu unserem Wohl einzusetzen.

Natürlich sind auch Datenschutz und Datenschutzmechanismen wichtig. Sie werden sogar zunehmend an Bedeutung gewinnen. Hier sind vor allem Regierungen und NGOs gefordert, entsprechende Kontroll- und Regulierungsinstanzen zu schaffen. Es geht um sinnvolle und praktikable Leitlinien, nicht um bremsende Blockaden und ausgrenzende Schranken. Nicht um eine grundsätzlich ablehnende Haltung.

Daten sind vielleicht nicht der Treibstoff der Digitalisierung. Aber sie sind ihr Schmiermittel. Wir sollten uns daher einen entspannteren Umgang mit ihnen angewöhnen und lernen, diese Schätze zu unserem Vorteil zu heben. Denn Daten sind besser als ihr Ruf.

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