Kaum eine App hat in den vergangenen Jahren einen solchen Hype ausgelöst wie das Social-Audio-Netzwerk Clubhouse. Auch wenn noch keine User-Zahlen bekannt sind, die absoluten Zahlen werden de facto sogar noch sehr gering sein, ist die App seit Tagen omnipräsent und auch auf Twitter, LinkedIn und Co ist Clubhouse aktuell Thema Nummer Eins. Auch bei mir verging in der letzten Wochen kaum ein Tag, an dem ich nicht nach einer Clubhouse-Einladung gefragt wurde. Eine künstliche Verknappung, wie es die Entwickler der App mit dem Einladungs-Prinzip gewagt haben, stellt durchaus ein Risiko da. Es kann aus meiner Sicht sogar der Anfang vom Ende eines sozialen Netzwerks sein. Der Mut der Gründer und die Überzeugung am Erfolg von Clubhouse dürften sich aber – zumindest vorerst – gelohnt haben. Bereits 2020 in den USA gestartet, sorgt Clubhouse nun auch im deutschsprachigen Raum für Furore. Für manche ist der Hype aber schon jetzt völlig überzogen und Clubhouse völlig überbewertet. Speziell die bisher noch ausgeschlossenen Android-User finden den Hype um die App meist noch völlig übertrieben und nicht nachvollziehbar.
Um ehrlich zu sein, anders als die bereits zahlreichen selbsternannten Clubhouse-Gurus und ‑Influencer habe ich mir noch keine finale Meinung zu der Hype-App gebildet. Aus einer Business-Perspektive finde ich das Audio-Netzwerk aber tatsächlich sehr spannend und vielversprechend, zahlreiche Use-Cases sind vorstellbar. So bin ich in den letzten Tagen unter anderem schon über Clubs mit hochkarätigen Vortragenden aus Wirtschaft und Politik, Second Screen-Clubs zu aktuellen TV-Formaten sowie zu unendlich vielen themenspezifische Nischen-Clubs, meist in den Bereichen Online-Marketing, Podcasts und Start-ups, gestoßen. Schnell wird einem aber auch gleich wieder klar, dass man auch auf Clubhouse meist wieder in seiner Bubble aus Twitter und LinkedIn gefangen ist, oft mit denselben Themen und Leuten. Klar, genau aus der eigenen Blase stammen ja meist die so heißbegehrten Einladungen, jedoch trotzdem schade, da man sich auf Clubhouse aktuell nur relativ schwer aus der eigenen Bubble befreien kann. Das Themenspektrum auf Clubhouse wäre nämlich durchaus divers.
Ob und wie sich Clubhouse in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird, lässt sich aktuell noch kaum erahnen. Klar ist aber, dass es sich auch bei Clubhouse nicht um eine karitative Veranstaltung handelt, sondern auch hier werden sich relativ schnell wirtschaftliche Interessen der Gründer und Investoren in der App wiederfinden. Einerseits weil die Clubhouse-Gründer die „Braut“, vor einem möglichen Exit, noch ordentlich schmücken wollen bzw. auch müssen. So wurden am vergangenen Wochenende bereits auch schon die ersten Pläne zur Monetarisierung bekannt. So denken die Entwickler bereits laut über mögliche Ticketsysteme, Abos und Tippings für Speaker und Hosts nach. Andererseits – weil Tech-Giganten wie Facebook, Google, Bytedance und Co bereits den Schlüssel zu ihrer Portokasse suchen – liegen aktuelle Clubhouse-Bewertungen bereits bei rund 1 Milliarde US-Doller. Sollte ein Übernahme nicht gelingen, dann können wir in den nächsten Monaten auf jeden Fall schon mal mit diversen Audioformaten auf Instagram, Twitter und LinkedIn rechnen. Wo auch immer die Reise von Clubhouse hingehen mag, die Hype-App hat auf jeden Fall schon jetzt Spuren in der Branche hinterlassen und das „Audio-Game“ vermutlich nachhaltig ins Rollen gebracht. In diesem Sinne: Leave quietly.
Markus Zimmer ist Inhaber und Leiter von BuzzValue, einem führender Partner im Bereich Social Media Monitoring, Research und Analytics.