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Cannes Lions: Aus österreichischer Sicht ist der absolute Tiefpunkt erreicht

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Maximilian Mondel
Österreich hat bei den Cannes Lions einmal mehr keinen einzigen Löwen gewonnen und geht rascher zur Tagesordnung über, als man "Cannes" aussprechen kann. Schuld an der Misere sind je nach Auslegungsart die geringen Werbebudgets oder die unmutigen Auftraggeber.

Es ist erschütternd. Das Kreativland Österreich, das in Musik, Literatur, Malerei, Naturwissenschaften und so vielen anderen Bereichen Top-Kreative hervorgebracht hat, ging bei den Cannes Lions 2024, der alljährlichen Weltmeisterschaft in kreativer Werbung, schon wieder leer aus. Wir Österreicher haben nicht nur keinen Löwen gewonnen, sondern schafften es nicht einmal auf eine Shortlist. Das ist so, wie wenn man nicht nur keine Medaille bei den Olympischen Spielen gewinnt, sondern sich nicht einmal für die Teilnahme qualifiziert. 

Und was machen wir Österreicher? Wir lassen bei den Cannes Lions 2024 eine Agentur hochleben, die einer finnischen Agentur bei einem Projekt zugearbeitet hat, die einen Cannes Löwen in Bronze gewonnen hat (Agentur Wild). Und wir lassen eine Biermarke hochleben, die eine deutsche Agentur engagiert hat, um ihr Bier Muschicraft (ja, Sie lesen richtig) zu promoten und dafür eine Shortlistplatzierung bei der PR Lions verbuchen konnte. Man muss es leider sagen: Wir sind in Cannes nicht mehr nur eine Lachnummer. Wir sind bemitleidenswert. Das Bild, das Österreich bei den Cannes Lions abgibt, wird immer jämmerlicher.

Entweder gab es nie einen tieferen Tiefpunkt in Sachen österreichischer Löwenausbeute bei den Cannes Lions oder man muss im Archiv sehr lange kramen, um desaströsere Vorstellungen zu finden. Bei der Ursachensuche werden die ewig gleichen Argumente ausgepackt. Die Werbebudgets in einem kleinen Land seien zu gering, die Auftraggeber hierzulande seien nicht mutig genug, die Spezifika des österreichischen Humors würden international nicht verstanden und die großen Werbenationen würden sich die Löwen gegenseitig zuschieben. Nichts davon ist natürlich ursächlich dafür verantwortlich, wie wir Jahr für Jahr bei den Cannes Lions performen. Das belegen absolute Werbe-Exoten, die nicht nur Löwen in Edelmetall, sondern auch den einen oder anderen Grand Prix mit nach Hause nehmen – mit oftmals einfachen, aber extrem starken Ideen. 

Nur damit Sie, lieber Leserin, lieber Leser, ein Gefühl bekommen. Die Top-Nationen bei den Cannes Lions haben heuer bei insgesamt 26.753 eingereichten Arbeiten 234 Löwen (USA), 82 Löwen (UK) und 78 Löwen (Brasilien) gewonnen. Österreichs Einreicher (also Agenturen aus Österreich, die eine Arbeit eingereicht haben) haben nicht nur keine Löwen gewonnen, sondern haben es auch auf keine Shortlist geschafft. Das ist der absolute Tiefpunkt. Und das liegt auch an der Außendarstellung der Cannes Lions in Österreich. Es wird viel zu wenig gemacht, um in der Agenturszene die Bedeutung des Werbefestivals von Cannes hervorzustreichen. Früher gab es noch Parties des Österreich-Repräsentanten der Cannes Lions vor Ort. Früher wurde die Cannes-Gewinner im Rahmen eines Branchenevents im Herbst in Wien präsentiert. Früher wurde im großen Stil zur Einreichung aufgerufen. Heute gibt es davon nichts mehr. Man hat längst resigniert. Und das führt zu einem weiteren Bedeutungsverlust und zu noch weniger Einreichungen, noch weniger Löwen, noch weniger Shortlists und noch mehr Frustration. Statt sich in Cannes mit den Besten der Besten zu messen, jauchzen heimische Agenturen, wenn sie bei den Bundesländer-Werbepreisen gewinnen oder den Mediengattungsawards Preis um Preis einfahren. Ist eh alles super. Wer braucht schon einen Cannes Löwen?

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