Sabine Hertel
Herr Oistric, Sie avancieren vom Chefreporter zum Chefredakteur von Heute.at. Worauf freuen Sie sich in Hinblick auf Ihre Tätigkeit als Chefredakteur besonders?
Clemens Oistric: Ich freue mich besonders, dass ich die Möglichkeit bekomme gemeinsam mit einem großartigen Team eines der größten Newsportale des Landes zu gestalten.
Welche Ziele haben Sie sich für Ihre neue Funktion als Chefredakteur gesetzt?
Clemens Oistric: Ich möchte den begonnenen Weg weitergehen und Boulevardjournalismus mit Herz, Hirn und Haltung machen – für junge und junggebliebene User. Ich bin 27, also vielleicht ein „Instagram-Chefredakteur“, der eine Generation an die Marke „Heute“ binden möchte, die nicht mehr ganz so affin mit klassischen Medien ist. Unser Benefit ist: Wir haben eine unglaublich starke Printmarke im Rücken und dadurch die Möglichkeit, mit unserem Journalismus quer über alle Plattformen hinweg so viele Menschen wie noch nie zu erreichen. Wir werden auch die Zusammenarbeit und den Austausch mit der Printmannschaft um Christian Nusser intensivieren, weil wir glauben, dass zwei sehr starke Teams in Summe mehr als doppelt so stark auftreten können.
Inwiefern wird sich Ihr Arbeitsalltag zukünftig ändern?
Clemens Oistric: Eine Umstellung wird sicher, dass ich nicht mehr so viel selbst schreiben werde wie bisher. Ich führe unser Online-Team künftig aufs Feld, muss aber nicht jeden Ball selbst ins Tor schießen. Ich freue mich darauf, mit den Kollegen Storys zu erarbeiten und sie bei ihren Recherchen zu unterstützen. Ich habe aber nicht vor, gänzlich zum Schreibtischtäter zu werden – wenn es mich reizt, habe ich ja die Möglichkeit mich ab und zu als „Playing Captain“ selbst einzuwechseln.
Sie planen den Wachstumskurs von Heute.at fortzusetzen. Welche konkreten Ziele haben Sie sich hier gesetzt?
Clemens Oistric: Wir werden neben unserer schnellen Live-Berichterstattung konsequent auf unverwechselbare Reporterleistungen setzen. Ich bin der Meinung, dass man sich in einer zusehends verflachenden Medienlandschaft nur mit eigenen, frischen Zugängen vom journalistischen Einheitsbrei abheben kann. Darüber hinaus werden wir viel Kraft in den Ausbau unseres Videocontents stecken, um auch der jüngsten Zielgruppe attraktiven Journalismus bieten zu können. Ein weiterer Schatz ist meiner Meinung nach die „Heute“-Community, die uns regelmäßig mit Leserreporterfotos, Videoclips und Storyhinweisen versorgt. Wir betrachten unsere Leser als Partner – und werden sie daher noch stärker in den Fokus unserer Berichterstattung rücken.
Welche inhaltlichen Änderungen wird es unter Ihrer Leitung bei Heute.at geben?
Clemens Oistric: Ich mache mir natürlich intensiv Gedanken darüber, wie wir uns inhaltlich weiterentwickeln können, bitte aber um Verständnis, dass ich Neuerungen zunächst mit meinem Team besprechen möchte. Als Medienkonsument kann ich aber sagen, dass ich junge Themen wie Klimaschutz, Streaming oder – sehr allgemein gesprochen – „news to use“ noch nicht ausreichend gewürdigt sehe.
Der Online-Auftritt von Heute.at wurde Anfang August grunderneuert. Planen Sie auch hier Änderungen vorzunehmen?
Clemens Oistric: Unsere bisherige Chefredakteurin Jacqueline Büchi hat den von Ihnen angesprochenen Relaunch gemeinsam mit unserer Technikmannschaft im Sommer optimal umgesetzt. Unser Portal wurde dadurch jünger, bunter und aufgeräumter. Ich bin Jacqueline sehr dankbar, dass sie vor ihrer Rückkehr in die Schweiz auch noch die Neugestaltung unserer App abschließt. Abgesehen von einigen kosmetischen Eingriffen, die in der Schnelllebigkeit eines Online-Mediums natürlich immer notwendig werden können, sind derzeit keine optischen Änderungen geplant.
Können Sie in wenigen Worten beschreiben, wofür das Online-Angebot der Tageszeitung „Heute“ steht?
Clemens Oistric: Wir setzen auf einen Boulevard mit Augenzwinkern. Wir sprechen eine klare Sprache, hauen aber nicht hin. Wir wollen gehört werden, aber nicht laut sein.