Frau Loidhold, was macht eine Marke in der heutigen Kommunikationswelt cool und relevant? Ist es vor allem Authentizität, gezieltes Marketing oder vielleicht eine Kombination aus beidem – oder steckt noch mehr dahinter?
Bettina Loidhold: Es geht nicht nur um Authentizität oder Kommunikation allein. Damit eine Marke cool und relevant bleibt, ist Authentizität jedoch entscheidend. Sie bildet das Fundament, um das Vertrauen und die Loyalität der Zielgruppe zu gewinnen. Gleichzeitig müssen die Produkte stimmig sein: Innovatives Design und eine klare Ausrichtung im Einklang mit dem Markenkern. Marken sollten nicht blind jedem Trend folgen, sondern sich treu bleiben und klar kommunizieren, wofür sie stehen.
Welche Strategien sind Ihrer Meinung nach ausschlaggebend, um eine Marke über den Hype hinaus langfristig relevant zu halten?
Loidhold: Das treue Bewahren der Markenidentität ist entscheidend. Gleichzeitig kann es sinnvoll sein, auf gesellschaftliche Trends einzugehen – vorausgesetzt, sie passen zur Marke. Ein Beispiel dafür ist Ben & Jerry’s, die durch ihre aktive Kommunikation in verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen viele Anhänger gewonnen haben. Ebenso wichtig ist es, einen emotionalen Markenwert zu schaffen, der die Menschen langfristig mit der Marke verbindet.
Wie könnte man, diesen emotionalen Markenwert herstellen? Gibt es dazu ein “Rezept“?
Loidhold: Ein Generalrezept ist nicht einfach zu formulieren. Eine Marke muss für ihre Zielgruppe attraktiv sein und auf deren Bedürfnisse eingehen. Es ist wichtig, ihnen wirklich zuzuhören und zu verstehen, was sie wollen. Marke werden immer mit bestimmten Eigenschaften verbunden, und wenn sich die Zielgruppe gut mit diesen Werten identifizieren kann, ist bereits ein großer Schritt getan.
In einer Zeit, in der sich Trends schnell verändern, wie können Marken modern bleiben, ohne ihre Kernwerte zu verraten? Können Sie ein Beispiel einer Marke nennen, der das besonders gut gelungen ist?
Loidhold: Ich denke, ein gutes Beispiel für eine zeitlose Marke ist Lego. Seit vielen Jahren bleibt Lego nicht nur relevant, sondern schafft es auch den Zeitgeist verschiedener Generationen anzusprechen. Das gelingt vor allem durch Kooperationen, wie zum Beispiel mit Star Wars oder Harry Potter. Dabei bleibt Lego gleichzeitig seinen Kernwerten wie kreativem Bauen und Spaß am Spielen treu. Das Unternehmen entwickelt sich weiter, während die Werte trotzdem erhalten bleiben.
Welche ethischen Fragen sehen Sie für den Einsatz der KI in der PR?
Loidhold: Ich denke, es gibt ein paar wichtige Aspekte, die man beachten sollte. Zum einen ist Transparenz wichtig. Kunden sollten genau wissen, wann sie mit einem Menschen und wann mit einer KI sprechen. Beim Thema Datenschutz wird es aber kritisch, denn täglich fließen Unmengen an Daten in die KI, und oft ist unklar, was genau mit diesen Informationen passiert. Das, was ich eigentlich fast am meisten hervorheben möchte, ist, dass der Algorithmus auch einen gewissen Bias hat. Man weiß oft nicht, wie umfassend die Informationen sind, auf die die KI zugreift, oder welches wichtige Wissen möglicherweise verloren geht. Zudem können die Daten, auf denen die KI basiert, selbst schon Verzerrungen enthalten.
Sehen Sie es auch als mögliches Risiko, dass KI die Authentizität einer Marke beeinträchtigen könnte?
Loidhold: Wenn man die KI nicht richtig einsetzt, kann das definitiv problematisch werden. Ich denke, es ist wichtig, dass Marken in der Kommunikation immer einen menschlichen, authentischen Touch bewahren. Im Moment kann KI das noch nicht leisten. Ich halte es für bedenklich, wenn Marken zu stark auf automatisierte Kommunikation setzen, da dies ihre Attraktivität verringern kann. Man muss also aufpassen, dass der Fortschritt nicht die Balance stört. KI sollte als ein Mittel zum Zweck, als Ergänzung betrachtet werden, aber man darf sich nicht blind darauf verlassen, dass sie alles allein übernimmt.
Noch eine abschließende Frage, was würden Sie zukünftigen PR-Experten raten?
Loidhold: Sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen, ist essenziell, um zukünftige Entwicklungen zu verstehen und sie effizient in den Arbeitsprozess zu integrieren. Gerade im Hinblick auf Datenanalysen kann man die eigene Kommunikation noch gezielter verfeinern, da der “One-size-fits-all”-Ansatz nicht mehr zeitmäßig ist. Es ist wichtig, sich dabei immer wieder die Fragen zu stellen: Wofür steht die Marke? Wofür stehe ich?
Internet World Austria berichtete in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten von der DMEXCO. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Tabea Degasperi und Barbara Unger geführt.