Herr Divos, Wie sind Sie zu Ihrer aktuellen Position als Country Manager bei ShowHeroes gekommen?
Roland Divos: Ich wurde angerufen, ob ich Lust hätte etwas zu tun, was mir wahrscheinlich bekannt vorkommen würde. Zu diesem Zeitpunkt war ich nicht mehr bei Content Garden. Da waren die ShowHeroes noch relativ klein und nur in Deutschland vertreten. Ich habe mir das Angebot angehört und habe mir gedacht: “Super spannend.”
Bitte beschreiben Sie kurz Ihren Werdegang.
Divos: Mein Werdegang hat 1998 begonnen, da bin ich das erste Mal mit einer Mediaagentur in Kontakt gekommen und habe mit dieser Agentur ihre Digitalabteilung aufgebaut. Seitdem kann man sagen, dass ich im digitalen Business tätig bin. Unter anderem war ich für die Mediaagenturgruppe IUM zuständig und habe angefangen, unsere Kunden Internet-fit zu machen. Wir haben Schulungen und Workshops aufgesetzt, um zu zeigen, dass es im digitalen Bereich etwas Neues am Markt gibt. Dann war ich bei einer Kreativagentur, bin dann für acht Jahre zur Omnicom Media Group gewechselt und habe dort die spannende Aufgabe des Aufbaus der Digitalabteilung übernehmen dürfen, und habe das in einer One-Man-Show und zum Schluss mit 16 Leuten aufziehen dürfen. Ich habe die Mediaagenturen verlassen, denn der Aufbau eines Start-Ups hat mich sehr gereizt und habe zu Content Garden gewechselt, und habe mitgeholfen den österreichischen und deutschen Markt aufzubauen, und dann kam der Anruf von ShowHeroes.
Seit 2019 sind Sie Country Manager bei ShowHeroes, welchen Tätigkeiten gehen Sie in dieser Position nach bzw. wie sieht der typische Arbeitsalltag aus?
Divos: Gute Frage, der hat sich sehr gewandelt. 2019 waren die ShowHeroes in Österreich defacto nicht aktiv. Wir hatten ein gutes Produkt und es hat gegolten, dieses aufzusetzen und umzusetzen. Als Country Manager habe ich die Verantwortung für den Markt, das heißt ich bin zu 100 Prozent für den Umsatz, für die Zahlen und für die Wirtschaftlichkeit des Marktes verantwortlich. Ich zahle aber auch in das Gesamtkonstrukt, in den globalen Markt der ShowHeroes mit ein, Österreich natürlich in einem geringeren Verhältnis zu Deutschland. Es geht darum, den Markt aufzubauen und zum Laufen zu bringen. Ich habe als One-Man-Show gestartet und habe mir schnell Verstärkung im Sales-Bereich durch Fritz Strobl geholt. Wir versuchen uns breit aufzustellen und stark in die Breite zu gehen um alles, was Video betrifft, abzudecken. Ich habe neue Mitarbeiter hinzugenommen, denn wir wachsen sehr stark. Mittlerweile sind wir sechs Leute am österreichischen Markt und das ist jetzt auch rasch von statten gegangen.
Stehen Sie mit anderen Büros aus anderen Ländern der ShowHeroes in Kontakt?
Divos: Ja, sehr stark sogar. Anders als in sehr vielen international tätigen Unternehmen, dort ist es meistens so, dass man nur mit den Headquarters Kontakt hat. Bei ShowHeroes ist das anders, da passiert ein permanenter und täglicher Austausch und das finde ich faszinierend. Sobald in einem anderen Land etwas passiert, etwas Gröberes, etwas Cooles, wird das sofort an die anderen Länder weitergegeben. Und obwohl wir eine weite Verzweigung haben, fühlen wir uns trotzdem sehr aneinander gebunden.
Warum hat sich ShowHeroes auf digitale Videoinhalte spezialisiert und nicht auf andere Mediengattungen?
Divos: Weil wir gesehen haben, dass ein großer “Need” da ist. Unter dem Aspekt, dass es zu wenig eigene Contents für Publisher gibt.
An welchen Projekten wird aktuell gearbeitet und welche Ziele werden aktuell verfolgt?
Divos: Es gibt jetzt wahrscheinlich ein paar Dinge, die ich nicht so ganz sagen kann (lacht). Wir entwickeln die Player-Technologie weiter und schaffen im Online-Videobereich neue Werbeformate, die es bis dato noch nicht gegeben hat. Wir möchten auch neue Produkte ins Leben rufen, die wir bis dato noch nicht hatten wie Connected TV als einen Schwerpunkt. Also man kann gespannt sein, es tut sich permanent etwas und das ist das Schöne an den ShowHeroes.
Bei einem Vortrag auf der DMEXCO hat der Co-CEO von RTL gesagt, dass die Fernsehwerbung ihre besten Zeiten noch vor sich hat. Was ist Ihre Meinung dazu?
Divos: Wenn sie von linearem TV wegkommen, ja. Dann bin ich überzeugt davon, dass Fernsehwerbung ihre besten Zeiten noch vor sich hat, warum? Netflix und Co. beginnt Werbung auszusteuern oder einen Werbepart mitaufzunehmen, ergo ist das etwas, was einem TV-Geschäftsführer eher Sorgen bereiten sollte. Gewisse Zielgruppen wirst du über das lineare TV nicht mehr erreichen, das sieht man heute schon. Die jüngere Zielgruppe kriegst du um 20:15 Uhr nicht mehr vor den Fernseher, weil sie sich einen Film anschauen möchten oder weil sie die Nachrichten konsumieren wollen. Der User entscheidet, wann er etwas konsumieren möchte, und das verabsäumen große Fernsehsender in meinen Augen. “Medien oder die Kunden buchen uns eh”, bei dieser Aussage lehnen sie sich selbstsicher zurück und das sollten sie nicht.
Aktuell gibt es etliche Social Media-Agenturen, welche sich auf Video-Content fokussieren. Sieht ShowHeroes diese als Konkurrenz?
Divos: Nein, im Endeffekt belebt das den Markt. Ich würde sie nicht als Konkurrenten bezeichnen, wir arbeiten alle im Videobereich. Dieser Bereich wächst massiv, das heißt man kommt am Thema Video nicht vorbei. Um es kurz zu sagen, das kommt uns allen zugute.
Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft der Datensammlung bzw. der sensible Umgang mit Daten der KonsumentInnen aus?
Divos: First Party Data. Ein Publisher sollte natürlich versuchen, an seine User zu kommen und diese Informationen zu generieren. Für uns als ShowHeroes macht das keinen Unterschied, warum? Weil wir als ShowHeroes “cookieless” funktionieren. Wir sehen die Zukunft sehr entspannt, weil wir eine semantische Technologie haben, die nicht darauf angewiesen ist, Konsumentendaten zu sammeln. Wir lassen den User entscheiden.
Sie sind schon lange im digitalen Business, hat die Entwicklung des Internets ihre Erwartungen getroffen oder sogar übertroffen?
Divos: Ich glaube ich wurde in meinen Aussagen und in meiner Annahme gut bestätigt. Ich habe 1999 meine erste Online-Werbung gemacht und habe gesagt: “Ich brauche mir für die nächsten 10 Jahre keine Sorgen um meinen Job machen.” Diese Aussage konnte ich immer weiter nach hinten schieben, weil sich die digitale Welt so massiv weiterentwickelt. Man hat permanent eine Veränderung und dieses Medium ist großartig. Ich könnte mir nichts anderes vorstellen und ich weiß, dass ich immer digital sein werde und das ist genau mein Bereich.
Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten von der DMEXCO. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Claudia Dammerer und Katharina Mardjetko geführt.