Eines gleich vorweg: Die Art und Weise, wie Unternehmen Mitarbeiter heute und morgen finden und an sich binden, unterscheiden sich fundamental von den Zugängen vergangener Jahre. Not macht eben erfinderisch, wie die TeilnehmerInnen der Fachkonferenz Art of Recruiting am 10. und 11. Mai im Kongresshaus Salzburg erfahren durften. Der Mangel an Personal an allen Ecken und Enden treibt die PersonalmarketerInnen in einigen Unternehmen zu kreativen Höchstleistungen an, während man in einigen Unternehmen noch nicht ganz erkannt hat, dass die Uhren 2023 angesichts der demographischen Entwicklungen, aber auch aufgrund der durch die Pandemie rasant beschleunigten generellen Verwerfungen in unser aller Mind-Set anders ticken, als noch vor ein paar Jahren.
Die Opening Keynote bei der von den „Salzburger Nachrichten” und der Agentur PromoMasters veranstalteten Art of Recruiting steuerte Zukunftsforscher Tristan Horx bei. Horx plauderte darüber „Wie wir in Zukunft arbeiten” und räumte mit dem Klischee auf, dass es der vielzitierten Generation Z nur um die Viertagewoche und eine möglichst angenehmen Work-Life-Balance gehe. Ja, die GenZ schätzt hybride Arbeitmodelle. Und ja, die GenZ wird nur in den seltensten Fällen bei ihrem ersten Arbeitgeber in Pension gehen. Und ja, flexibles Arbeiten – Stichwort Remote Work – ist den GenZ-Vertretern sehr wichtig. Aber was die Work-Life-Balance anbelangt, so ist diese etwa den Millenials (also die Generation davor) deutlich wichtiger.
Unter den knapp 40 Vortragenden auf drei Bühnen der Art of Recruiting tummelten sich eine Menge HR-Verantwortliche aus Unternehmen. Ein klarer Trend: Die Zeiten, wo man sich beim „Personalchef” vorstellte, von diesem eingestellt wurde und diesen bestenfalls bei Gehaltsverhandlungen wieder sah, sind vorbei – heute spricht man vom Human Capital Leiter oder vom People & Culture Manager, der ständig präsent ist, dem das Onboarding ganz wichtig ist, der seine Schäfchen tagtäglich betreut und nicht die graue, unnahbare Eminenz im Hintergrund ist.
Ein paar Highlights der Art of Recruiting 2023:
- Marcel Rütten, CEO von Schicht im Schacht, sprach sich in seiner Keynote dafür aus, dass man in Stellenanzeigen nicht davon spricht, dass man neue Mitarbeiter suche, die dann „Teil der Familie” werden sollen, weil niemand auf der Suche nach einer Familie sei, sondern auf der Suche nach einem Job.
- Michael Egger, Leiter Recruiting & Employer Branding, plädierte in seinem Vortrag dafür, mit den Mitarbeitern wie mit Kunden umzugehen, sie ständig zu umgarnen, die Welt aus ihrer Sicht zu sehen und ihnen ihre Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
- Susanne Schwarz, HR Marketing & Recruiting bei der deutschen Hettich Group, einem auf die Produktion von Beschlägen spezialisierten Unternehmen, brachte einen spannenden Ansatz: Bei der Hettich Group werden Mitarbeiter dazu motiviert, ihr Talent zu spenden: Ein gebürtige Italienerin „spendete” ihre Übersetzungskompetenz, ein Hobby-Fotograf „spendete” ein Mitarbeiter-Shooting, ein Sketching-Genie „spendete” ihre Kompetenz in Sachen Zeichnen. Und alle hatten Spaß dabei, einmal einen Tag lang etwas komplett anderes zu machen und der Kollegenschaft ihre Skills zu demonstrieren.
- Katharina Miller, Founder & CEO von JobTwins Avatar, zeigte gemeinsam mit Manuela Fuchshofer, Teamlead Diversity bei dm drogerie markt, auf, wie es möglich ist, dass sich zwei Mitarbeiter einen Job/eine Funktion teilen und wie ihr Unternehmen beim Matchmaking helfen kann.
Übrigens: Nach der Art of Recruiting 2023 ist vor der Art of Recruiting 2024. Die nächstjährige Art of Recruiting steigt allerdings schon etwa früher als heuer, nämlich am 17. und 18. April. Und Tickets gibt’s dafür auch schon unter .