Wie ordnen Sie den Stellenwert von Programmatic Advertising in Österreich im internationalen Vergleich ein?
Andreas Grasel: Aufgrund der Marktgröße befindet sich Österreich nicht immer an der Front bei der Einführung von neuen Innovationen in diesem Thema. Dies ist nicht nur als Nachteil zu verstehen, weil es damit gelingt von gelungenen Anwendungen in größeren Märkten zu lernen und diese für Österreich nachfolgend zu adaptieren. Wir haben dies zum Beispiel im Bereich von Programmatic Digital-out-of-Home gesehen. Ein weiterer Aspekt ist die Verfügbarkeit von spezialisierten Fachkräften und der Limitierung in den Möglichkeiten und Ressourcen eine Ausbildungsrolle in den Unternehmen erfüllen zu können.
Welche Entwicklungen und Trends fallen Ihnen als Experte besonders auf?
Grasel: Seit Einführung der Datenschutzgrundverordnung und der zuletzt gehäuften Verunsicherung mit der Verwendung von US-Anbietern im Zusammenhang mit der Verarbeitung von eigenen Daten ist das Thema in der Führungsebene angekommen. Bei Gesprächen mit Unternehmen finden Sie immer öfter neben Mitgliedern der Geschäftsleitung auch VertreterInnen der Rechtsabteilung in einer Reihe mit dem Marketing sitzen. Damit erhält die digitale Komponente den strategisch richtigen Stellenwert in wesentlichen Unternehmensentscheidungen.
Welches heimische Projekt rund um Programmatic Advertising betrachten Sie als Vorzeigeprojekt?
Grasel: Aufgrund der Vielzahl an gelungenen Projekten ist es schwer, ein einzelnen Projekt hervorzuheben. Stattdessen ist bei erfolgreichen Projekten immer festzustellen, dass es eine gelungene Verbindung zwischen der Marketingtechnologie (Stichwort CRM-Kundendaten) und der Werbetechnologie gibt. Nur dies gewährleistet eine erforderliche Aktivierung der Kundendaten im Bereich der bezahlten Online-Werbung. Eine diesbezüglich häufige Anwendung ist die notwendige Differenzierung von Kunden und Nichtkunden in der werblichen Ansprache.
Welches internationale Projekt ist Ihnen in den vergangenen Monaten aufgefallen?
Grasel: Hier muss ich „leider” Werbung für das eigene Unternehmen machen, da mir dieses Thema als Familienvater eine Herzensangelegenheit ist. Adform führt gerade als weltweit erster Anbieter eine direkte Integration von Scope3 in seine Plattform durch, welche aktiv die Dekarbonisierung der digitalen Werbung unterstützt.
Welchen schnell umsetzbaren Tipp in Sachen Programmatic Advertising können Sie für Marketingverantwortliche in Unternehmen empfehlen?
Grasel: Keinen singulären Tipp (denn der würde nicht helfen), sondern… tun, nicht reden. Auch wenn dieser Appell mittlerweile etwas abgenützt wirkt, hat er aufgrund der aktuellen Entwicklungen rund um Datenschutz, Cookie & Co. nichts an Wichtigkeit und Bedeutung eingebüßt. Sind nicht genügend interne Ressourcen und Know-how vorhanden, einfach richtige externe Partner in das Unternehmen holen und gemeinsam mit ersten Umsetzungen starten. Schritt für Schritt, aber eben einen ersten Schritt gehen.
Dieses Interview mit Andreas Grasel (Adform) ist Teil einer Interviewserie mit Mitgliedern des MCÖ Digital Marketing Experts Pool in Kooperation mit Internet World Austria. Stephan Kreissler, Gründer der Digital Agenturen AdsThatWork und Digitalisten, ist Initiator und Leiter des neuen Pools der Digital Marketing Expertinnen und Experten. Er wird unterstützt von Harald Rametsteiner, Leiter des berufsbegleitenden Masterlehrgangs Digital Marketing.