Alexandra Vetrovsky-Brychta
© Niklas Schnaubelt

Alexandra Vetrovsky-Brychta, DMVÖ-Präsidentin

Alexandra Vetrovsky-Brychta, DMVÖ/Celum: „Daten lügen nicht.“

Alexandra Vetrovsky-Brychta, Präsidentin des DMVÖ und Chief Growth Officer bei Celum, spricht über die Entwicklungen im datengetriebenen Marketing und den Herausforderungen der Digitalisierung. Im Interview gibt sie Einblicke in Trends und Daten.

Welche Rolle spielt Wandel in Ihrer Karriere und wie sieht Ihr Alltag bei Celum aus?

Alexandra Vetrovsky-Brychta: Wandel ist ein zentraler Bestandteil meiner beruflichen Laufbahn. Durch unterschiedliche Positionen und Unternehmen habe ich vielfältige Erfahrungen gesammelt und gelernt, flexibel zu sein. Ich stehe klar für Change, aber Change sollte kein Dauerzustand sein. Wenn man das erreicht hat, was man wollte, sollte man den persönlichen Change, den nächsten Schritt wagen. Als CGO bei Celum bin ich für die Wachstumsstrategie verantwortlich und leite mehrere Teams. Ein großer Teil meines Alltags sind Datenanalysen, Peoplemanagement, strategisches Denken und natürlich mit dem Kunden zu arbeiten.

Was fasziniert Sie am datengetriebenen Marketing?

Vetrovsky-Brychta: Daten lügen nicht, das fasst es perfekt zusammen. Sie bieten die Grundlage für fundierte Entscheidungen und ermöglichen Erfolgsmessungen, die auf Tatsachen basieren. Vor allem im Marketing kann ich durch datenbasierte Analysen das Verhalten meiner Zielgruppen besser verstehen und gezielte Maßnahmen setzen. Daten helfen, die gesamte Customer Journey bis zum Verkauf optimal zu gestalten und strategisch zu steuern, ohne auf subjektive Einschätzungen angewiesen zu sein. Die klaren Vorteile liegen darin, dass datenbasierte Entscheidungen Transparenz schaffen und Diskussionen auf Basis objektiver Fakten geführt werden können.

Was sind die größten Herausforderungen im datengetriebenen Marketing?

Vetrovsky-Brychta: Die zunehmenden Einschränkungen im Zugang zu Daten sind aktuell die größte Herausforderung. Es wird schlicht bald kaum noch Daten geben. Gerade im digitalen Raum erschweren Tracking-Preventions oder das Ende der Third-Party-Cookies die Datenbeschaffung erheblich. Die digitale Welt entwickelt sich ständig weiter, und besonders Künstliche Intelligenz (KI) verändert das Nutzerverhalten zunehmend.

Inwiefern ist Künstliche Intelligenz im Marketing relevant und wie nutzen Sie diese bei Celum?

Vetrovsky-Brychta: KI ist längst ein fester Bestandteil vieler Marketing-Tools und wird weiter an Bedeutung gewinnen. Wobei ich sage KI ist keine eigenständige Technologie, sondern Bestandteil vieler Tools. Bei Celum setzen wir KI ein, um Prozesse effizienter zu gestalten – beispielsweise im Sales-Bereich, um schnellere und validere KundInnenanalysen zu erstellen. Unsere Ziele für KI sind klar: Sie soll uns in unseren bestehenden Prozessen unterstützen und uns helfen, die Effizienz zu steigern. Wesentlich ist, dass wir genau wissen, für welche konkreten Use Cases KI eingesetzt wird, damit wir den Erfolg und die Vorteile für das Unternehmen nachvollziehbar messen können.

Datenschutz und Marketing: Wie sehen Sie hier die Balance?

Vetrovsky-Brychta: Datenschutz ist kein Hindernis, sondern eine Chance. Datenschutz ist ein Grundrecht, und wenn ich KundInnen transparent erkläre, wofür ich seine Daten sammle, ist die Zustimmung meist kein Problem. Es geht nicht darum, möglichst viele Daten zu sammeln, sondern die richtigen, relevanten Daten gezielt und sinnvoll zu nutzen. Europa nimmt hier eine besondere Rolle ein: Unsere hohen Standards im Datenschutz differenzieren uns von anderen Märkten, zum Beispiel den USA oder China. Diese Regulierungen können Unternehmen auch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, da sie Vertrauen bei den KundInnen schaffen.

Stichwort Regulierung. Welche Auswirkungen hat Regulierung auf das Marketing? Sehen sie diese als Wachstumsbringer oder Wachstumshemmer?

Vetrovsky-Brychta: Regulierung ist ein zweischneidiges Schwert. Regulierung ist wichtig und richtig, aber sie muss praktikabel sein. Zum einen stellt die Einhaltung von Datenschutzvorgaben eine Herausforderung dar, gerade in der Produktentwicklung, wo Compliance immer eine Rolle spielt. Zum anderen sehe ich Regulierung als Wachstumsbringer: Unternehmen können sich durch hohe Datenschutzstandards abheben und stärkeres Vertrauen bei den KundInnen aufbauen. Regulierung sollte allerdings praktikabel bleiben, damit sie das Wachstum nicht hemmt.

Wie wird sich das Marketing in den nächsten fünf Jahren Ihrer Meinung nach verändern?

Vetrovsky-Brychta: Wir werden uns weiterhin mit Daten beschäftigen, allerdings mit anderen Arten von Daten. Der Fokus wird sich mehr auf die Marke und die Emotionalisierung von Botschaften verlagern, da personenbezogene Daten schwerer zugänglich sein werden. Die Bedeutung der Marken wird zunehmen, da sie in der Lage sind, Erlebnisse zu schaffen, die rein datenbasierte Strategien nicht mehr bieten können. Gleichzeitig wird das sich wandelnde Kundenverhalten Unternehmen weiter fordern und zu Anpassungen zwingen.

Was würden Sie abschließend jungen Marketers empfehlen?

Vetrovsky-Brychta: Findet euer Herzensthema – etwas, das euch wirklich begeistert – und bleibt dran. Leidenschaft ist der Schlüssel zum Erfolg, und Authentizität ist entscheidend. Erfolg kommt selten allein durch Talent, sondern erfordert harte Arbeit und Durchhaltevermögen. Lasst euch nicht von Rückschlägen entmutigen, denn am Ende zahlt sich Engagement immer aus.

Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Paul Kittenberger und Sarah Reitstätter geführt.

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