Gut gemeint, ist nicht immer gut. An diese Weisheit sehe ich mich bei der knapp vor der Sommerpause im Ministerrat beschlossenen Initiative „Digitale Kompetenzen Österreich“ erinnert. Zugegeben, die Ziele sind hochgesteckt.
Allerdings hege ich die Befürchtung, dass dieses Vorhaben „für digitale Basiskompetenzen sowie einen flächendeckenden und einheitlichen Kompetenzrahmen für digitale Fähigkeiten“ nicht nur an der eigenen Ambition, sondern vor allem an der Langfristperspektive zu scheitern droht. Denn: „Ziel des Kompetenzpakets ist es, bis 2030 möglichst alle Österreicherinnen und Österreicher mit digitalen Basiskompetenzen auszustatten, um so die Chancen der Digitalisierung besser nutzen zu können.“
2030! Really? Hilfe!
Aktuell werden wir fast täglich von den Innovationen zu Künstlicher Intelligenz (KI) überrollt. Aber nicht nur das. Tim Berners-Lee testete gerade einmal vor 32 Jahren seine Idee vom World Wide Web. Das PDF feierte in diesem Frühjahr seinen 30. Geburtstag. Ex-Apple-Boss Steve Jobs stellte vor nicht mehr als 15 Jahren das iPhone vor und läutet damit das Smartphone-Zeitalter ein. Ganz zu schweigen vom KI-Hype, den ChatGPT gegen Ende des vergangenen Jahres auslöste.
Finanzminister Magnus Brunner, der auch für Digitalisierung zuständig ist – Wer hat das bisher gewusst? – und Digitalisierungs-Staatssekretär Florian Tursky kündigen nun den Start der Strategie „Digitale Kompetenzen Österreich“ an. Ein sachlich mehr als gerechtfertigtes Konzept.
„Mit dem digitalen Kompetenzpaket bündeln wir alle Kräfte, stellen sie auf eine gemeinsame Basis und liefern gezielte Impulse für mehr digitale Kompetenzen in ganz Österreich. Die damit gesetzten Maßnahmen reichen von digitalen Basiskompetenzen für die breite Bevölkerung bis hin zu digitaler Spitzenqualifikation für die Wirtschaft“, erklärt Brunner per Aussendung.
„Wir liefern mit dem Kompetenzpaket für digitale Kompetenzen starke Impulse und Anreize für die gesamte Bevölkerung, um sich digital fit zu halten oder fit zu machen. Dazu werden wir in allen Gemeinden Österreichs rund 3.500 Workshops abhalten. Davon profitiert ganz Österreich – das bringt den Standort und seine Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig weiter und wird langfristig unseren Wohlstand sichern“, ergänzt Tursky ebendort.
Gut, an der sprachlichen Darstellung sollte noch gefeilt werden. Aber das ist eine andere Baustelle. Leider bleiben Brunner und Tursky jede organisatorische, strukturelle und personelle Konkretisierung zu diesem Vorhaben schuldig. Vor allem aber der angekündigte Zeitplan klingt erschreckend. 2030! 2030? Vor so viel digitaler Zukunft – vor allem wenn sie sich über satte sieben Jahre ziehen soll – kann man durchaus Angst bekommen.