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© Pixabay

Österreichs Journalisten sehen Soziale Netzwerke zwar als nützliches Rechercheinstrument, stufen sie aber auch als Konkurrenz ein.

96 Prozent der Journalisten nutzen Social-Media-Kanäle für Recherchezwecke

Der aktuelle Journalistenbarometer von Marketagent und Ecker & Partner beleuchtet die Arbeitsbedingungen und den Umgang mit Sozialen Medien von Journalisten. Social Media und Fake News erschweren die Arbeitsbedingungen. Die Zufriedenheit mit dem Beruf ist jedoch hoch.

Aus dem Journalistenbarometer von Marketagent und Ecker & Partner geht hervor, dass 87 Prozent der österreichischen Journalisten ihren Beruf erneut ergreifen würden. 87 Prozent gaben sogar an besonders zufrieden mit der Art ihrer Tätigkeit zu sein und 83 Prozent schätzen die inhaltliche Vielfalt des Jobs. Mit dem Arbeitsklima in den Redaktionen sind 71 Prozent zufrieden. Als größte Herausforderungen erweisen sich laut dem aktuellen Journalistenbarometer hingegen der zunehmende Zeitdruck (72 Prozent), die tägliche Informationsflut (57 Prozent) und die aufwendige Aufbereitung der Inhalte für unterschiedliche Kanäle (48 Prozent). Zudem stufen 59 Prozent der befragten Journalisten die Erfüllung der Kontrollfunktion der Medien als vierte Gewalt im Staat als kritisch ein. Diese zu gewährleisten sei in den vergangenen Jahren – nicht zuletzt aufgrund der Sozialen Medien – schwieriger geworden. So sehen Österreichs Journalisten die Netzwerke zwar als nützliches Recherche-Instrument, stufen sie aber auch als Konkurrenz ein.

Social Media und Journalismus

96 Prozent der Journalisten nutzen Social-Media-Kanäle für Recherchezwecke
Marketagent

Trotzdem ziehen 96 Prozent der Journalisten Social-Media-Kanäle für Recherchezwecke heran und 77 Prozent verbreiten über diese, eigene Beiträge. Dies tun Österreichs Journalisten vor allem über Facebook (69 Prozent), Twitter (29 Prozent) und Instagram (27 Prozent). YouTube stellt die erste Anlaufstelle für Recherchezwecke dar (68 Prozent). Auch Nutzer-Kommentare der eigenen Beiträge werden von 64 Prozent der Redakteure verfolgt. Dabei reagiert die Mehrheit auf Beleidigungen mit Humor oder einer öffentlichen beziehungsweise privaten Antwort. Jedoch nehmen 40 Prozent der Journalisten Soziale Medien als Konkurrenz wahr. Immerhin bestätigen 78 Prozent der Österreicher mit politischen Themen auf Facebook, Instagram oder YouTube konfrontiert zu werden.

„Politiker und Parteien verbreiten ihre Botschaften zunehmend über ihre eigenen Social-Media-Kanäle”, so Axel Zuschmann, Geschäftsführer von Ecker & Partner. „Das ist durchaus legitim, darf aber nicht mit qualitativ hochwertigem Journalismus verwechselt werden. Politische Nachrichten müssen von unabhängigen Journalisten geprüft und hinterfragt werden und sollten sich klar von der Message Control einer Regierung abgrenzen.” Und Stefan Gensasz von Marketagent ergänzt: „Auch wenn politische Inhalte zunehmend über Soziale Medien verbreitet und zu einem hohen Anteil auch empfangen werden, spielen diese in der aktiven Information eine eher untergeordnete Rolle und genießen – vor allem in Bezug auf Profile von Parteien und Politikern – auch wenig Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung.”

Fernsehen genießt Vertrauen bei Herr und Frau Österreicher

Wenn es darum geht, sich aktiv über Politik zu informieren, drehen 68 Prozent der Österreicher den Fernseher an, 55 Prozent suchen das Gespräch in der Familie, mit Freunden oder Bekannten und 46 Prozent vertrauen auf das Radio. Social-Media-Profile von Parteien oder Politikern werden immerhin von 18 Prozent der Bevölkerung als Quelle herangezogen, werden jedoch nur von 10 Prozent als glaubwürdig eingestuft. Die höchste Glaubwürdigkeit bei politischen Themen genießt das Fernsehen mit 53 Prozent Zustimmung, gefolgt von Radio (42 Prozent) und Nachrichten-Websites (39 Prozent).

Fake News auch für Journalisten schwer erkennbar

Zusätzlich zum Zeitdruck und der Informationsflut erschweren Fake News die Arbeitsbedingungen von Journalisten. Jeder Dritte hat laut dem Journalistenbarometer Probleme, falsche Nachrichten als solche zu erkennen. „Journalisten bewegen sich in einem extremen Spannungsfeld”, erklärt Zuschmann. „Sie müssen in kürzester Zeit aus vielen Informationen das Wichtigste herausfiltern, auf Echtheit prüfen, neue – im Idealfall exklusive – Fakten recherchieren und in der Regel für diverse Kanäle aufbereiten. Das wird zunehmend schwieriger. Dass sich das Berufsbild des Journalisten in Zukunft verändern wird, ist für die meisten klar. Vor allem die Art und der Umfang der Tätigkeiten sowie die Recherche- und Informationsquellen entwickeln sich rasant. Wenn Medien auch in Zukunft als Instanzen der Aufklärung, Kritik und Kontrolle dienen sollen, müssen wir dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen diese Aufgaben auch ermöglichen.”

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Christina Ebner

Chris Budgen

„Im Wald vor lauter Bäumen” von Dirk Brockmann

In einer vernetzten Welt müssen wir vernetzt denken, um Zusammenhänge zu erkennen. So können wir komplexe Phänomene wie Pandemien, Klimawandel oder Verschwörungserzählungen verstehen. Der Komplexitätsforscher Dirk Brockmann betrachtet die Welt ganzheitlich.